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"Halt deine verdammte Schnauze ! Ihr seid mein Eigentum - ich hätte euch auch umbringen können ," der Mann verengte seine Augen zu dünnen Schlitzen, "...aber gut. Wenn du es so befielst...dann lasse ich ihn in Ruhe."

Eleonores Augen wurden größer. Damit hatte sie nicht gerechnet.

"Wenn nicht er leiden soll, dann eben du."
Er schnippste, wodurch zwei der Gestalten der jungen Frau genüsslich langsam die Klammotten ausgezogen und mit sich aus dem Raum führen wollten.
"Nein. Das machen wir schön hier, sonst hat der Bursche ja gar nichts von seiner 'Retterin' . Er soll doch sehen was das Kätzchen ihm erspart hat - für den Moment."
Er lächelte.

Einer der vermummten, zog sich seinen Gürtel demonstrativ langsam aus der Hose,knöpfte sein Hemd auf und kniete sich vor Eleonore.
Ben wusste was jetzt passieren würde.
Angeekelt verzog er seine Mundwinkel,  schloss die Augen.
"Guck gefälligst hin,du kleiner Steicher !", die flache Hand des Älteren klatschte in das Gesicht des Polizisten.

Ein gedämpftes Stöhnen entfuhr dem Gefässelten. Eleonores markerschütternder Schrei brach diese Athmosphäre aus Hass und Angst, wandelte sie in Schnerz - als würde sie versuchen durch die Kraft ihrer Laute die Wirkung des Geschehens zu minimieren.
"Wehr dich doch nicht so,du Schlampe !", der Vermummte schlug ihr ins Gesicht, "Ich bin noch nicht fertig mit dir!"

Diese Stimme.
Diese Figur.
Es schien der selbe Junge zu sein, der mehr oder weniger offensichtlich der vermisste Sohn in dem momentanen Fall war .
Mats.
Erst erschoss er einen Menschen, dann...
Ben schüttelte leicht den Kopf. Er war angeekelt,  entsetzt und enttäuscht zu gleich.

' " Frau Fischer , wir bräuchten noch ein paar Angaben bezüglich der Merkmale und Charakteristika ihres Sohnes", Semir lächelte die Frau an, setzte seinen Kugelschreiber auf seinen Notizblock.
"Mats ist ein sehr liebenswürdiges Kind , hilfsbereit- immer bereit alles zu teilen . Er würde nie einer Fliege etwas zu leide tun." '

Die junge Frau wurde rabiat hochgezogen und aus den Raum geführt - jetzt war der Polizist alleine.
Alleine - gefangen in einem Gefühl aus Ekel und Selbsthass.

Er fühlte sich schmutzig,  benutzt.  Wie ein leeres Trinkpäckchen,  dass man trinkt, weil man Lust darauf hat ,und nicht um den Durst zu stillen.
Seine Gefühlswelt war das reinste Chaos.
Eleonore hatte ihm das Schlimmste erspart und hatte selbst dafür leiden müssen.
Er hatte nichts getan,nichts um sie zu beschützen.
Nichts ,um ihr zu helfen - obwohl es als Polizist seine Aufgabe Pflicht gewesen wäre.
Er hatte das missachtet wofür er ewig gestanden hatte. Wofür er eigentlich noch immer stand.
Er hätte es versuchen müssen - doch das hatte er nicht.
Der junge Mann wimmerte.

Die Zeit strich dahin. Das einfallende Sonnenlicht, welches knapp durch die Gardinen fiel, warf wandernde Schatten ab die Wand. In der letzten Zeit hatte Ben mehrfach vergeblich versucht seine Fesseln zu lösen und den Knebel auszuspucken.  Seine Handgelenke waren bereits blutig gescheuert , seine Mundwinkel komplett wund.

"Na ?",der Mann betrat den Raum mit einem Tablett und setzte sich zu ihm an die Bettkante, "Hast du die Euhe genossen ? " Sein Blick fiel auf die Handgelenke seines Opfers. "Wie ich sehe ...warst du fleißig.  Höchst unartig." Er lächelte,  stellte das Tablett auf Bens Bauch ab, " Und wehe da kippt etwas um!"
Der junge Mann atmete angestrengt.  Bedacht darauf sich nicht ruckartig zu bewegen.

Normalerweise war Ben nicht auf den Mund gefallen, hätte gesagt oder gezeigt , dass ihm etwas nicht passte , aber hier war das anders.
Die ganze Situation war anders .
Er hatte Angst, gerade zu Panik vor dem was die Zukunft bringen würde und er war stolz genug sich das selbst einzugestehen.
Das zeigen von Schwäche  zeugt von wahrer Stärke.

Die Menschen ,die von sich selbst behaupten,die stärksten und coolsten Typen zu sein , sind oftmals diejenigen , die zuerst beleidigt wegrennen wenn man ihr Ego anktatzt - oder die plötzlich ,von jetzt auf gleich, völlig ausrasten. Stimmungsschwankungen , die für alle Beteiligten gefährlich werden kann.

"So mein Hübscher", der Mann nahm das Tablett herunter , lächelte und stellte es zur Seite, "Jetzt geht es richtig los ."

Wenn Angst - zu Liebe wird Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt