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Kapitel 16

“Sag mal, hast du sie noch alle?”, Thilde ging neben Ben in die Knie und besah sich dessen rote Wange. Der große Handabdruck zeichnete sich detailliert in seiner ganzen Pracht dort ab. Der junge Polizist konnte seine Tränen nicht mehr halten, ließ sie unkontrolliert über sein blasses Gesicht laufen.
Maximilians zitternde Züge erschlafften. Vorsichtig näherte er sich seiner Geisel, welche sofort wimmernd vor ihm zurückwich.
Thilde streichelte dem jüngsten über den bebenden Rücken.

“Ich..-es tut mir leid. Ich weiß auch nicht was in mich gefahren ist,” der Mann kam noch einmal ein Stück näher. Streckte die Hand nach Ben aus.
“Nein, nicht,” der junge Mann vergrub sein Gesicht in Thildes Armen.
Er wirkte wie ein kleines Kind.

Thilde war viel netter und liebevoller als der Mann. Ben mochte sie. Er vertraute ihr bereits nach wenigen Minuten.
Sie hatte Verständnis für ihn.
Für seine ausweglose Situation.
“Maximilian, du solltest besser erst einmal gehen. Lass ihm Zeit, lass dir Zeit. Er wird sich mit der Situation arrangieren müssen und wenn du ihn wirklich , wahrhaftig lieben solltest dann verstehst du das auch.”
“Ich…”
“Du brauchst das gar nicht zu leugnen, mein Lieber. Alleine diese Situation hier Straft deine Worte Lügen.”

Der Mann brummte kurz, drehte sich um und ging aus dem Haus.

“Danke,” die Stimme des Polizisten war leise und heiser- kaum zu verstehen. Seine Augen noch immer Tränen verhangen.
“Ich weiß, dass du nichts für ihn empfindest.”
Ben richtete seinen Blick gen Boden.
Seufzte leicht.
“So böse ist er ja gar nicht…” der junge Polizist klang unsicher.
“Deswegen missbraucht und quält er dich?!” Thilde zog fragend eine Augenbraue hoch.
“Er hatte die Chance mich umzubringen, mich im Keller erfrieren zu lassen…das hat er aber nicht.”

Die Frau schüttelte den Kopf.
Sie verstand die Gedanken des jungen Mannes. Die Gedanken, die ihm aufgezwungen worden waren.
Von Maximilian.
Von seinem Körper. Seiner Seele.

“Komm hoch,” sie zog ihn in den Stand, “Möchtest du wirklich nichts essen? Du bist nämlich dünn- junge, da muss ich Maximilian ausnahmsweise recht geben.”
“Also eigentlich nicht wirklich…ich weiß nicht…mir ist ein bisschen schlecht.” Er hielt sich eine Hand auf den Bauch, schaute Thilde mit wässrigen Augen an.
Sein Blick richtete sich wieder auf den Boden.
“Na komm, du solltest dich hinlegen.” Die Frau nahm ihn an der Hand, führte ihn in ein anderes Zimmer des Hauses und drückte ihn mit sanften Druck auf ein frisch bezogenes Bett nieder.
“Ich denke, dass es sich hier angenehmer schlafen lässt, als in dem anderen Raum,” sie strich ihm fürsorglich eine Strähne aus der blassen Stirn.
Diese ganze Situation war grotesk.
Der junge Mann ihr gegenüber war völlig eingeschüchtert. ´Eigenbedarf´.
Dennoch lebte er noch.
Ihr bester Freund konnte es abstreiten so oft er wollte, aber das er etwas für den jüngeren empfand- das war Fakt.

Thilde strich ihm eine Strähne aus der Stirn:”Ich werde nochmal mit ihm reden.Denn selbst wenn du unfreiwilligerweise hier bist und bei Maximilian echt anklang gefunden hast, so bist du trotzdem ein Mensch..das muss er akzeptieren.” Sie lächelte ben an, “Allerdings werde ich dich spätestens morgen früh zum essen nötigen, “ sie grinste ihn an, “denn dass du viel zu mager bist, ich denke, dass weißt du selbst. So - jetzt solltest du versuchen Kraft zu tanken. Ich fürchte nämlich, dass da noch einiges auf uns zukommen wird.”
“Darf ich Sie etwas fragen?”
“Mich? Klar…aber bitte sieze mich nicht- dann fühle ich mich immer so alt. Ich bin Thilde.”
“Ben,” er lächelte müde, zog sich die Decke bis kurz unter das Kinn, “Warum machen Sie das alles? Bei seinen Geschäften helfen…”

Thilde setzte sich neben den jungen Mann auf das Bett. “Ich helfe ihm nicht bei seinen Geschäften, ic…”
“Aber sie sind auch noch nicht zur Polizei gegangen.”
“nein, das bin ich wirklich nicht.”
“Warum?”
“Ach weißt du ,Maximilian und ich sind verheiratet, natürlich  nur für die Papiere. Nicht aus Liebe.Ich habe aus meiner vorherigen Ehe einen Sohn mitgebracht bund er hat einen Job bei Maximilian bekommen. Wenn ich ihn an die Polizei verrate, dann geht auch mein Sohn ins Gefängnis…und ich vermutlich auch ,weil ich viel zu spät eingegriffen habe.”
“Aber das kann so doch nicht weitergehen.”
“Das geht schon sein Jahren so, bestimmt schon über die Hälfte deines gesamten Lebens. man wächst da rein.”

Ben nickte leicht.
Er schloss die Augen, seufzte kurz.

“Ich komme später noch einmal wieder, ja?”
“Danke.”

Wenn Angst - zu Liebe wird Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt