Die Wahrheit... oder Julias Entscheidung

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"Du hast es ihm GESAGT? Die heiligen drei Worte? DIREKT ins Gesicht?"

"Ja doch, Miranda. Ich hab es ihm gesagt."

"Das ist das Mutigste, was ich in meinem Leben je gehört habe.", sagte sie bewundernd und wir liefen weiter durch die Menschenmassen im Schulflur.

"Und wenn schon, es hat mir eh nichts gebracht. Er ist gegangen. Er will nichts von mir."

"Hat er doch gar nicht gesagt."

Ich hielt sie fest und wir blieben auf dem Flur stehen. "Weil er es nicht brauchte."

"Nein, weil er nach der Sache mit seinem Opa und deiner Liebesbekundung erstmal eine Menge zu verdauen hatte. Heute ist der letzte Schultag vor den Ferien. Das musst du heute regeln."

"Hör auf, ihn zu verteidigen. Er will nichts mit mir zu tun haben."

Miranda sah überrascht an mir vorbei. "Dafür läuft er aber ziemlich zielstrebig auf dich zu."

"Was?", fragte ich. Doch noch bevor ich mich umdrehen konnte, stand auch schon eine große Gestalt neben mir.

"Hi!", piepste meine beste Freundin.

"Hi, Miranda.", begrüßte Jake sie freundlich. "Und hi Cloe." Seine leise, tiefe Stimme jagte mir einen Schauer über den Rücken und ich zwang mich, zu ihm umzudrehen, sodass wir nun voreinander standen.

"Hi!", sagte ich leise. Wovor genau wusste ich nicht, aber ich hatte Angst. Vielleicht davor, dass alles wieder sein würde wie noch vor drei Monaten. Nur noch schlimmer.

"Können wir kurz reden? Woanders?", meinte er und sah sich um.

"Klar.", sagte ich, obwohl ich mich in dem Augenblick lieber irgendwohin verkrochen hätte.

Jake nahm einfach meine Hand und zog mich durch das Gewusel der Schüler in eine kleine Abstellkammer des Hausmeisters. Zuerst war es stockdunkel hier drin, dann klickte es kurz und ich sah, dass Jake am Schalterband der Glühlampe gezogen hatte, die in der Mitte des Kämmerleins hing und uns nun spärlich beleuchtete.

Jake sah zwischen meinen Augen hin und her. Ich wusste nicht, ob ich schreiend weglaufen sollte, oder viel reden, oder gar nicht. Entweder er hasste mich sowieso, oder ich bekam gleich den größten Korb aller Zeiten.

"Ich wollte mich erstmal entschuldigen.", sagte er schließlich. "Ich hätte dich da nicht einfach so stehen lassen sollen."

Ich war sprachlos, aber immer noch nicht erleichtert. Das hier konnte trotzdem in einer Abfuhr enden.

"Du hattest recht.", sagte er. "Und gleichzeitig auch nicht." Er sah zur Seite und sah ein wenig überrascht aus, als würde einen Dialog mit sich selber führen.

"Was meinst du?", fragte ich leise. Meine Hände zitterten.

"Du bist mutig." Ihm lief ein kleines Lächeln über die Lippen. "Auch wenn einige es als stur bezeichnen würden."

Ich verschränkte die Arme, weil ich mich etwas beleidigt fühlte, aber das machte sein Grinsen nur noch breiter. Dann wurde sein Blick wieder etwas ernster. "Worauf ich eigentlich hinauswollte, war, dass ich gestern nicht ehrlich war."

Ich sah ihn verwirrt an. "Du meintest gestern, dass du nicht kannst."

In seinem Gesicht erschien ein Ausdruck des Schmerzes, als würde er nicht gerne daran erinnert werden. "Ich habe daran gedacht, dass ich an meine Mutter denken muss und aufpassen sollte." Er schüttelte den Kopf. "Aber das war nicht, was ich sagen sollte. Oder wollte."

"Und was wolltest du sagen?", fragte ich so leise, dass ich schon Angst hatte, er könnte mich nicht verstehen.

"Dass du mutiger bist, als ich, Cloe. Und loyaler. Und ehrlicher.."

A Little Dream of YouWo Geschichten leben. Entdecke jetzt