Das Haus von Abbygales Eltern lag etwas außerhalb Londons in einem netten Vorort. Mr Murphy setzte uns vor der Haustür ab. Mir war es egal, was andere darüber dachten, außerdem wussten die wenigsten, dass er nicht mein Opa, sondern unser Butler war. Dabei unterschied sich Mr Murphy theoretisch kaum von den Eltern der anderen Partygäste. Er war die einzige Person im Haushalt, die einen Führerschein und zugleich Zeit zum rumkutschieren hatte. Nur, dass Mr Murphy eben von uns bezahlt wurde.
"Die Damen.", sagte Mr Murphy mit einem freundlichen Lächeln. "Ich hoffe, Sie amüsieren sich." ...und besaufen sich nicht bis ins Koma. Das hätte er bestimmt gerne hinzugefügt, aber dafür war er viel zu höflich. Außerdem hatte zumindest ich das nicht vor.
"Wir rufen uns ein Taxi für die Heimfahrt, Sie müssen nicht wach bleiben." Dankbar lächelte er, dann verabschiedeten wir uns und er fuhr davon.
"Wie gerne ich auch so einen netten Butler hätte. Hach, daran könnte ich mich gewöhnen.", schwärmte Miranda.
"Glaub mir, wenn du aufmerksame und beteiligte Eltern hast, brauchst du keinen Butler."
Sie wusste sofort, was Sache war. "Hat sie dich schon wieder versetzt?" Ich nickte. "Ach, tut mir Leid, Cloe." Sie umarmte mich."Das braucht es dir nicht. Du kannst ja nichts dafür." Ich schniefte in ihre roten Locken.
"Oh nein, nein, nein. Du weinst jetzt nicht. Wir gehen auf diese Party und haben jetzt sehr viel Spaß!" Miranda löste sich von mir und bugsierte mich Richtung Abbygales Haus. Ich folgte ihr gezwungenermaßen. Ich zweifelte daran, dass ich auf Befehl Spaß haben konnte, aber wenn der Abend so werden würde, wie alle Partys bei Abbygale, standen die Chancen gar nicht mal so gering.Wir brauchten nicht klingeln, denn aus dem Haus auf dem riesigen Grundstück hämmerte die Musik schon so laut, dass es drinnen eh keiner gehört hätte. Also traten wir einfach ein.
Schon jetzt empfing uns schwüle Hitze, die von den vielen Leuten ausging, die herumstanden oder auf der Treppe rechts saßen. Richtung Wohnzimmer wurden es immer mehr. Kaum zu glauben, dass diese "Filmabende" mal mit 15 Leuten angefangen hatten.Es roch bereits penetrant nach Bier, obwohl die Party erst vor einer Stunde begonnen hatte und irgendeine House-Musik donnerte aus den Boxen im Wohnzimmer. Ich war wenig begeistert, aber vielleicht wurde der Abend noch besser.
"Heeeeey, Leuteeeeee!" Uns begrüßte eine schon deutlich angetrunkene Abbygale mit einem gefährlich schwankenden Becher voller Bier in der Hand. "Ich dachte schon, ihr kommt nieee." Sie unterstrich ihr Gesagtes mit einer ausschweifenden Bewegung, wieder drohte das Bier aus dem Becher zu schwappen.
Wir führten eine flüchtige Konversation, in der Miranda ihr das Getränk geschickt abknöpfte und es irgendwo abstellte.
"Da kommen neue Gäste. Also fühlt euch wie zuhause. Getränke sind... ach egal, mittlerweile stehen die überall rum. Ich hab auch Zitronen-Grani...Grania..." Sie überlegte kurz. "Granita! Ich hab auch Zitronen-Granita. Aber passt auf, Booth ist bestimmt wieder die Wodka-Flasche ausgerutscht." Sie malte Anführungszeichen in die Luft." Oder ihr mixt euch, worauf ihr Lust hat." Kichernd ging sie an uns vorbei, während sie versuchte, Whiskymixer zu sagen. Sie scheiterte kläglich.Mir tippte jemand auf die Schulter. "Hey, coole Jacke." Ich drehte mich um und erblickte Ian, der mich anstrahlte.
"Oh, ähm, danke." Ich sah an ihm herunter. Er trug eine Jeans, ein kariertes Hemd sowie braune Boots. Der Look stand ihm ausgesprochen gut. "Du siehst auch nicht schlecht aus."
"Nicht schlecht?" Gespielt getroffen fasste er sich an die Brust. "Autsch, ich habe Stunden an diesem Outfit gefeilt. Und es ist nur nicht schlecht?" Ich musste lachen. Ian stieg mit ein. Er hatte ein sympathisches Lachen, nicht so ein nerviges Gegacker, wie der letzte Junge, der mich mal zu einem Date eingeladen hatte. Chase Hoover. Er hatte so ziemlich alle Formen der Höflichkeit beim ersten Date zusammengeknüllt und in eine Klärgrube geworfen. Ein Beispiel seines grenzenlos schlechten Benehmens: Er hatte das Restaurant zuerst betreten und die Tür vor meiner Nase einfach zufallen lassen. Oder noch besser: Ein Gast war vor unserem Tisch gestolpert und hatte mir versehentlich die Johannisbeerschorle über das weiße Oberteil gekippt. Doch anstatt mir Servietten zu bringen oder sich anderweitig einzubringen, gackerte Chase einfach los und hörte die nächsten Minuten auch erstmal nicht damit auf. Seitdem hielt ich mich von Dates fern. Beim Gedanken an Chase musste ich mich kurz schütteln.
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A Little Dream of You
RomanceDie 17-jährige Cloe müsste eigentlich glücklich sein. An ihrer High School gibt es nun eine Theater-AG und dann wird auch noch für ihr Lieblingsstück gecastet: Romeo und Julia - Das einzige, was ihr Vater dagelassen hatte, bevor er kurz vor ihrer Ge...