Erklärungen... oder das anstrengenste Dinner der Welt

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Wir hatten mit dem Hauptgang abgeschlossen und während wir emsig auf den Liefersevice mit dem Tiramisu warteten, entstand diese Stille, die ein ernstes Gespräch ankündigte.
"Also...", begann Robert. Mein Herz schlug mir bis zum Hals. Was würde jetzt für eine Erklärung kommen? Würde ich endlich die Fehde verstehen, die seit ich denken kann zwischen den Coopers und den Williams herrschte? Und wie zur Hölle konnte Jacob nicht mit mir verwandt sein?
"Tja, wie fängt man da an?", überlegte Robert.
"Also erstmal waren Bobby und ich nie ein Paar."
"Genau. Ähm, wir sind eher beste Freunde."
Am liebsten hätte ich jetzt laut 'Was zur Hölle!' gerufen, aber ich hielt meine leise Verwirrtheit aufrecht. Ich betete einfach, dass jetzt keine irre Freundschaft Plus Geschichte kam.
"Das waren wir schon lange. Eigentlich seit dem Sandkasten. Na jedenfalls, als ich 21 war, bin ich schwanger geworden. Der Vater ist leider... abgehauen.", fuhr Meridith fort.
"Er war ein Landstreicher, Mum. Das kannst du gerne sagen.", warf Jacob dazwischen.
"Ist auch egal im Moment, denn das Problem war mein Vater. Er hatte damals schon die Baufirma und ich war abhängig von ihm. Ich hatte keine Ausbildung und niemand würde eine ledige Schwangere einstellen. Und meine Familie wollte ich auch nicht verlieren."
Ich sah sie nachdenklich an. Dass es sich bei dem Baby, mit dem sie schwanger war, um Jacob handelte, war mir langsam klar. "Aber was genau war denn das Problem?", fragte ich zaghaft.
"Mein Vater.", sagte Meridith und sah kurz auf ihre Hände. "Er hätte niemals ein uneheliches Kind akzeptiert und dann auch noch von einem..." Sie sah kurz Jake an. "...Landstreicher. Er hat mir schon vorher gedroht mich zu enterben und an seiner Glaubwürdigkeit habe ich nie gezweifelt."

"Zu dieser Zeit hatte ich eine Affäre mit deiner Mutter, Elizabeth."
"Wow, ich kann's immer noch nicht fassen, dass du mit DER was hattest.", sagte Jake mit einer Mischung aus Fassunglosogkeit und Belustigung. "Ich meine, ich wusste, es muss jemand sein, den ich kenne, sonst hättest du mir nie verschwiegen, wer es war."
"Du wusstest von mir?", fragte ich verwirrt.
"Also streng genommen wusste ich nur, dass er eine Tochter hat."
Robert räusperte sich. "Wir haben nur das Nötigste erzählt. Wer genau es ist, sollte er erst erfahren, wenn du achtzehn bist. Unter anderem wegen deiner Mutter."
Ich nickte einfach nur.
"Jedenfalls habe ich Meridith angeboten, mich zu heiraten. Mein Vater saß mir sowieso wegen einer lukrativen Heirat im Nacken und daher heiratete ich lieber jemanden, den ich sowieso für den Rest meines Lebens bei mir haben möchte, als irgendeine Fremde. Außerdem war es mir wichtig, dass es ihr und dem Kind gut geht." Meridith lächelte warm. "Ich habe also die Beziehung mit deiner Mutter beendet und wir haben innerhalb von zwei oder drei Wochen geheiratet."

Ich sah die beiden etwas fassunglos an. All die Jahre hatte ich sie als Elternpaar gesehen, aber je genauer ich hinsah, desto klarer wurde mir, dass die beiden einfach nur sehr gute Freunde waren.
"Wie genau passe ich da jetzt rein?", fragte ich leise.
"Naja, also deine Mum hat das nicht so gut aufgenommen. Sie hat unsere Beziehung für etwas ... ernsteres gehalten. Sie war unglaublich wütend, als sie dann auch noch erfahren hat, dass ich Meridith heiraten werde. Elizabeth hat mir oft vorgeworfen, dass ich neben der Affäre mit ihr auch etwas mit Meridith hatte."
Meridith lachte auf. "Das war absurd und das wusste sie auch. Aber zugegebenermaßen sah die Ehe dann nach etwas anderem aus..."
Mir kam es so wahnsinnig komisch vor, mir das Liebesleben meiner Eltern erklären lassen zu müssen, nur um zu verstehen, wie in Gottes Namen dieses verdammte Chaos von Elternschaften entstanden war.
"Jedenfalls kam Elizabeth einen Tag nach der Hochzeit zu mir und sagte mir, dass sie schwanger sei. Ich habe ihr gesagt, dass ich dich als meine Tochter anerkenne.", erklärte Robert weiter.
"Und dann?"
"Sie wollte Geld für ihr Schweigen, wir haben es ihr gegeben. Wir konnten ja nicht wissen, dass sie sich davon ihre eigene Firma als Konkurrenz aufbaut, um uns vom Markt zu verdrängen.", sagte Meridith.
"Ich habe ihr gesagt, ich würde euch regelmäßig besuchen, aber sie hat mir den Kontakt verboten. Tja, und seitdem..." Roberts Hand machte eine ausschweifende Bewegung, die so ziemlich alles meinte. Der Krieg um die Angebote, der Hass, das vaterlose Kind.

A Little Dream of YouWo Geschichten leben. Entdecke jetzt