Love is in the air... oder Julia kann nicht nach Dates frage

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Ich starrte auf Jacobs Rücken. Ich sollte nicht, aber ich musste. Jedes Mal, wenn ich ihn ansah, versank ich in Erinnerungen: Der Ball, der Vorfall letzte Nacht, sein Gesicht, als er über meinen Traum lachte; wenn er ausnahmsweise mal seine Gefühle zeigte: Wut, Verzweiflung, Schrecken. Ja, den letzten Ausdruck hatte ich schon gesehen, ein einziges Mal, in der Nacht, in der er mich aus dem Fluss gezogen hatte. Das würde ich nie vergessen. Ich hörte das Wasser, die Rufe, mein Herz.
Ich sollte nicht auf Jacobs Rücken starren, aber ich musste, weil ich mich immer und immer wieder erinnern wollte.
Cloe!". Miranda riss mich aus meinen Gedanken. Das ist heute schon das dritte Mal, dass du einfach weg bist. Wo starrst du denn die ganze Zeit hin."
Nirgends!", sagte ich und riss mich von Jakes Anblick, der gerade in der Schülermenge verschwand.
Meine beste Freundin seufzte. Ich sagte, Beth starrt dich schon den ganzen Tag an. Keine Ahnung, ob du überhaupt noch was mitkriegst."
Ja, nein. Tut mir Leid. Ich bin völlig neben der Spur." Ich schulterte meine Tasche und machte mich mit Miranda zusammen auf den Weg zum Ausgang.
Ach was?!", antwortete Miranda. Was zum Teufel ist bei Jacob passiert?"
Ich.." Ich sah mich um, ob wir auf dem Weg zur U-Bahn belauscht wurden. Ich war schon so müde und da hat er mich eingeladen, bei ihnen zu übernachten. Und dann hat er mir das Klavierzimmer seiner Mutter gezeigt und... wow, das musst du sehen. Die ganze Wand besteht aus Glas und du kannst in die Stadt sehen, es ist wirklich magisch."
Ich ahne, wohin das führt. Ihr habt euch geküsst, oder?" Miranda starrte mich aufgeregt an.
Nein, er hat mir gesagt, dass er heute Geburtstag hat."
Und ihr habt euch NICHT geküsst?!"
Nein, er hat sich neben mich ans Klavier gesetzt und ich habe ihm Happy Birthday gesungen."
UND IHR HABT EUCH NICHT GEKÜSST?!". Miranda schien gleich wahnsinnig zu werden.
Ich sah sie verzweifelt an. Fast."
Aaaaargh!", gab sie jetzt wütend von sich.
Ich kann nichts dafür, wirklich. Bethany hat einen Stein durchs Fenster geworfen und der Moment war vorbei. Ich hab dann geträumt, dass wir rumgemacht haben und heute auf dem Weg zur Schule dachte ich mir: ,Jetzt machst du es, du erzählst ihm vom Traum'. Aber erst dachte er, ich mache Spaß, dann hat er gefragt, ob ich wirklich nur Spaß mache und dann meinte er selber, dass ich natürlich nur Spaß mache, das mit Ian war ja erst gestern."
Miranda ließ sich auf einen Sitz in der U-Bahn fallen. Du machst mich wirklich fertig, Cloe."
Ich weiß.", nörgelte ich. Aber was mache ich denn jetzt?"
Auch Miranda grübelte über diese Frage. So lange, bis unser beider Handys klingelten.

Verehrte/r Mitschüler/in, hiermit bist du zur Pyjamaparty nächste Woche Freitag, 20 Uhr, eingeladen. Dresscode: Es weihnachtet. Getränke wie immer: Sonderwünsche bringt jeder selber. Max. 1 Begleitung pro Person.
XO Abbygale

Miranda sah mich an. Sie grinste schelmisch.
Was?", fragte ich beunruhigt.
Ich weiß jetzt, was du machst: Ob du willst oder nicht, du gehst da mit Jacob hin."

Ich war überzeugt davon, dass ich nicht genug Erfahrung hatte, um das hier durchzuziehen. Klar, ich war schon mal mit Chicken Chase aus, aber der hatte MICH gefragt, nicht umgedreht. Außerdem war vielleicht auch ein kleines Trauma zurückgeblieben. Und Ian? Das war eigentlich ein Selbstläufer gewesen. Keine komplizierte Hass-Vorgeschichte, keine Familienfehde, keine versteckten Gefühle. Jetzt war ich mehr als zuvor am Straucheln.
Mein Auge, sieh' sie zum letzen Mal an; umfangt sie zum letzten Mal, meine Arme, und ihr, siegelt, oh meine Lippen, mit dem lezten Kuß dem wuchernden Tod eine Verschreibung, die nie wieder abgelößt werden kann." Jakes Lippen auf meinen holten mich aus meinem Gedankenkarussell - beziehungsweise schickten mich direkt in das Nächste. Verdammte Axt, ich MUSSTE mich konzentrieren. Dies, meine Liebe, trink ich dir zu! Oh ehrlicher Apotheker, deine Tränke wirken gut. Noch diesen Kuss." Erneut spürte ich Jacobs warme, vom Fake-Gift benetzten Lippen auf meinen, dann sank er neben mir zusammen.
Seine Arm lag auf meinem und jede Stelle, an der er mich berührte, brannte wie Feuer. Warum konnten die Dinge nicht einfacher sein? Warum war es so schwer, ihn zu verstehen? Warum konnte ich nicht ein Mal dem Schneid haben, ihm wirklich zu sagen, wie ich dachte?
Bei all meiner Selbstbemitleidung hätte ich beinahe meinen Einsatz verpasst.

A Little Dream of YouWo Geschichten leben. Entdecke jetzt