Im Camp... oder Julia im "Alltagsgewand"

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Man könnte mich jetzt sicher fragen: Hey Cloe, hattest du nicht Angst, dass du einen riesen Ärger bekommst, weil du eigentlich Hausarrest aufgedrückt bekommen hast und deiner Mum nicht Bescheid gegeben hast?
Ja, ich hatte Angst. Ein bisschen jedenfalls. Aber ich war fest entschlossen, das hier durchzuziehen. Wir standen vor dem Bus an, der uns zum Camp fahren würde. Links hatte ich meine Schultasche geschultert, rechts die große Sporttasche mit all dem Kram, den ich für die vier Tage brauchen würde.
Ich hatte mich sogar an die Packliste gehalten, die - darauf würde ich meine linke Hand verwetten - Mrs Millerton geschrieben hatte.
Niemand sonst hätte "frische Unterwäsche ;)" und "Gute Laune :D" auf die Liste gepackt.

"Du willst das sicher machen?", fragte Miranda etwas besorgt.
"Sie sagte 'Du gehst zur Schule, und sonst nirgendwo hin.' Und streng genommen ist das hier eine Schulveranstaltung. Also absolut legitim." Das redete ich mir selbst eigentlich schon die ganze Zeit ein.
"Oho, höre ich gerade richtig? Ist das hier Cloe Williams und schwänzt sie gerade ihren Hausarrest?" Billy stand hinter uns.
Ich drehte mich zu ihm um. "Ich bin es höchstpersönlich. Und ja, du hörst richtig. "
Billy hielt sich gespielt schockiert die Hand vor den Mund. "Oh mein Gott. Was für eine krasse Story!" Er legte mir einen Arm um die Schulter. "Erzähl mir alles." Kaum zu glauben, dass Billy Julias Macho-Cousin Tybalt spielte. Obwohl, es war genauso unglaublich, dass eine Williams und ein Cooper Romeo und Julia spielten. Aber so gern ich Billy auch mochte, so froh war ich auch, dass Ians Motorrad gerade um die Ecke bog und mich vor einer Erklärung rettete.
Billy drehte sich zu Ian und seiner lauten Maschine um, die gerade einige Meter vom Bus entfernt parkte.
"Ich schwöre dir, wäre er nicht dein Lover, ich würde ihn umdrehen. Gott, Männer auf Motorrädern sind so sexy." Ich lachte laut los, dabei hatte Billy nicht unrecht. Es hatte schon was, wie Ian sich gerade den Helm absetzte und durch seine Haare fuhr.
"Ach was.", sagte ich. "Wir finden schon einen zum Umdrehen für dich. Wie wäre es mit Cooper?"
Billy seufzte. "So viel gutes Aussehen verschwendet an so viel Hochnäsigkeit. Und seine Augen, sind dir mal seine Augen aufgefallen?"

Ja, das waren sie - zu meinem Unmut. Aber den Gedanken verschob ich direkt wieder, als Ian auf mich zukam und mich zur Begrüßung umarmte.
"Hey.", sagte er. "Du ziehst das also ehrlich durch."
"Wieso, hast du mich nicht erwartet?", fragte ich belustigt.
"Ich mache mir nur Sorgen, dass dir das irgendwann zu Kopfe steigt.", flüsterte er in mein Ohr.
"Süß von dir, aber ich krieg das schon hin.", war alles, was ich dazu zu sagen hatte. Auch ich machte mir Sorgen, dass das alles hier gründlich in die Hose gehen konnte, aber hey... die Alternative war, zu Hause zu versauern und diese super coole Fahrt zu verpassen. Okay, so cool war sie auch wieder nicht. Eigentlich war dieses Abenteuer-Gedöns überhaupt nicht meine Fachrichtung, aber es war besser als Hausarrest.

Christina und Miranda saßen hinter uns, ich saß neben Ian. Gerade verkündete Mr Ferguson, dass wir jetzt losfahren würden, ob Jacob Cooper jetzt da war oder nicht, da kam sein Mustang um die Ecke gebogen. Wenn man vom Teufel spricht...
Ich hatte von meinem Fensterplatz aus einen guten Ausblick auf das, was sich gerade auf dem Parkplatz bot.
Jake stieg aus, genau wie Beth auf der Beifahrerseite. Er holte seine Tasche aus dem Kofferraum und überreichte ihr die Schlüssel, ließ es sich aber nicht nehmen, ihr noch mal eindringlich etwas zu sagen.
"Aufgeblasener Trottel.", sagte Ian leise. Er hatte das ganze wohl auch beobachtet, wandte sich dann aber wieder seinem Probentext zu. Er spielte im Chor mit, hatte also auch recht viel Text.
Jake wollte gerade gehen, als Beth ihn festhielt. Sie zog ihn zu sich heran und grinste ihn hässlich an, woraufhin Jake ihr widerwillig einen Kuss auf die Lippen drückte, den Bethany galant in einen filmreifen Zungenkuss verwandelte. Der gesamte Bus johlte und applaudierte, während ich mich kopfschüttelnd abwandte. Eins musste man Beth sagen: Sie zog ihr Ding durch, ohne Rücksicht auf Verluste.
Jacob betrat, immer noch unter albernem Jubel und Applaus, den Bus und Mr Ferguson grummelte: "Das wurde aber auch Zeit."

A Little Dream of YouWo Geschichten leben. Entdecke jetzt