Das Kätzchen-Gen... oder eine Auffrischung für Romeo

42 5 0
                                    

Jacob

Es war halb eins als ich verschlafen auf die Uhr meines Handys sah. Eine Nachricht von Mark hatte mich aus dem Schlaf gerissen.

Stehe vor deinem Fenster.
~Mark

Ich sah auf und tatsächlich stand er auf meinem kleinen Balkon und winkte mir zu. Ich stand auf um ihn reinzulassen. Eigentlich war ich totmüde, aber wie Mark da rum stand war einfach zu genial.
"Ich habe echt keine Ahnung, wie du es jedes Mal hier hoch schaffst.", flüsterte ich grinsend.
"Ist ganz einfach, wenn man weiß, wie man das Fallrohr nutzt."
Doch als er ins Licht meiner Nachttischlampe trat, verging mir das Lächeln. Marks Augenbraue zierte eine kleine Platzwunde mit einem hübschen Veilchen.

"Scheiße, was ist dir denn passiert?"
Er fasste sich vorsichtig an die Stirn, dann setzte er sich auf mein Ledersofa und rieb sich über den Nacken. Ich lehnte mich an meinen Schreibtisch.
"Ich dachte, es wäre schlau, Charlie von der Verspätung zu erzählen, bevor er den Brief kriegt. Dann kann er es wenigstens erfahren, wenn er mal nicht betrunken ist."
Charlie war Marks Stiefvater, der mit seiner Mutter Evelyn noch drei Töchter, Isabelle, Jessica und Jamie, hatte.
"Lass mich raten, er hat es trotzdem nicht so gut aufgenommen?", kommentierte ich wütend.
"Doch... nein... Also ich hab's erst Mum gesagt, aber sie hat wieder hyperventiliert und dann MUSSTE ich es ja Charlie sagen, weil der so dämlich gefragt hat. Es ist fast unmöglich, einen geignteten Zeitpunkt zu finden, um es ihm zu sagen. Morgens schläft er bis 12, mittags arbeitet er und abends ist er betrunken."

Mum sagte immer, dass es Evelyn früher viel besser ging. Die beiden kannten sich noch aus Schulzeiten und schon Evelyns Eltern waren alles andere als wohlhabend gewesen. Sie hatte eine Ausbildung zur Altenpflegerin gemacht und musste auch nach der Trennung von Marks Vater hart arbeiten, aber es hatte immer für die beiden gereicht.
Bis sie Charlie geheiratet und von ihm 3 Kinder bekommen hatte. Das war vor zehn Jahren und seitdem ging es mit ihr seelisch bergab.
Charlie verdiente mit einem Aushilfsjob nur wenig dazu, doch anstatt sich morgens, wenn Evelyn zur Frühschicht war, um die Kinder zu kümmern, schlief er seinen Rausch aus und überließ Mark die Arbeit.
Jessica und Jamie waren neun und sieben, Isabelle erst drei Jahre alt. Er kümmerte sich um das Frühstück, zog sie an und brachte sie zur Schule und in den Kindergarten. Da war es schon vorprogrammiert, dass er selbst oft zu spät kam.
Evelyn war schon immer bemüht gewesen, Charlies Wutanfälle zu bändigen, doch stattdessen wurde sie immer scheuer und litt an Atemnot, wenn es für sie stressig wurde.

"Kann ich heute bei dir pennen?"
Ich sah Mark beunruhigt an. Für gewöhnlich zeigte er seinem Stiefvater gegenüber keine Furcht, aber offenbar musste es gewaltig zwischen den beiden gekracht haben.
"Geht's den Mädchen denn gut?"
"Mum hat morgen die Mittagsschicht bekommen. Du weißt, ich würde nicht fragen, wenn ich die drei mit Charlie allein lassen würde. Aber ich würde es nur schlimmer machen, wenn ich da bleiben würde."
"Klar." Ich nickte und holte aus meinem Schrank eine Decke, die ich Mark zuwarf. "Hier."
"Danke, mann. Ich weiß echt nicht, was ich ohne dich machen würde."
"Wahrscheinlich würdest du wieder irgendeinen Scheiß bauen.", witzelte ich, legte mich zurück in mein Bett und schaltete die Lampe aus.
"Ja, hast recht."
Lange war es still in der Dunkelheit, doch dann meldete Mark sich wieder.
"Hättest du gedacht, dass Williams so eine Kampfmaschine ist?"
Ich stöhnte genervt auf.
"Nein, ehrlich. Ich dachte, sie ist so eine Diva, die sich nie dazu herablassen würde, sich mit anderen zu prügeln. 'Das wäre viel zu peinlich.'", äffte er sie im hochnäsigen Ton nach. "Wie oft hat sie mich angezickt, dass ich ein Rüpel bin und dann hat sie selbst so einen Ausbruch. Wo sie die ganze Wut wohl gelagert hat?"
Ich starrte an die Decke. "Das war das Buch von Robert..."
"Mh?", fragte Mark.
"Das Buch, dass Bethany mit dem Shake übergossen hat. Das war das Buch, das Bob ihr dagelassen hat, als Elizabeth ihm verboten hat, Cloe zu besuchen." Natürlich hatte ich Mark von den neuesten Erkenntnissen und unserer Familie erzählt, denn er war was Geheimnisse betraf ein Buch mit sieben Siegeln.

A Little Dream of YouWo Geschichten leben. Entdecke jetzt