Kanuausflug... oder Julia hat verflucht viel Glück

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Nach dem wirklich guten Abendessen gestern - zwar nicht so fabelhaft, wie Mrs Grahams Werke, aber gut - hatte Mr Ferguson noch angekündigt, dass wir uns um acht Uhr zum Frühstück treffen würden.
Und hier saßen wir jetzt alle bei bestem Spätoktoberwetter, aßen vom Rührei- und Obstbuffet und überlegten, was wir wohl heute machen würden.
Innerlich stellte ich schon eine Liste auf, worauf ich am wenigsten Lust hätte. Ideal wäre eigentlich eine schöne, ruhige Probe.
"Irgendjemand meinte, wir würden eine Mountainbike-Tour machen.", sagte Ian, während wir unsere Teller in die Abwaschkiste stellten.
"Das halte ich für albern, von Bergen sehe ich hier nämlich so gar nichts. Warum können wir nicht einfach proben und dann ist gut? Wir müssen doch nicht dieses Teamwork-Abenteuer-Gedöns machen.", maulte ich.
"Also." Mr Halsey meldete sich zu Wort. Wow, er hatte glaube ich noch nie eine Ankündigung gemacht. Mr Halsey war bisher eher der ruhige Typ. "Wir starten gleich auf..." Er wollte wohl so eine Art Trommelwirbel. Jedenfalls machte keiner mit und er machte es nur unnötig spannend. "...eine Kanutour."
Jubel und Freude um mich herum, Genervtheit, Enttäuschung und ein Hauch Panik in mir drin. Eine Kanutour war auf meiner Liste der verhassten Aktivitäten definitiv auf Platz eins gewesen.
"Aber wir möchten natürlich auch eine gewisse Gemeinschaft erschaffen, daher werden WIR die Gruppen zuteilen.", verkündete Mrs Millerton begeistert.
"Oh oh." Ich ahnte Böses.
Mrs Millerton zückte eine Liste. "Miranda und Brad."
"Och nöö, sie hat echt die unmöglichste Kombination gewählt.", stöhnte Miranda leise. Brad war der Nerd, der Paris spielte.
"Was meinst du, mit wem ich mir ein Kanu teilen muss?", fragte ich sarkastisch.
Nach etwa einer Milisekunde änderte sich ihr Gesichtsausdruck schlagartig. Miranda lachte mich aus. "Ich kann's mir denken."
Offenbar war vielen aufgefallen, auf was für Teams das hinauslaufen würde und Mr Ferguson musste die Menge erst einmal beruhigen, bevor es weitergehen konnte.
"Annabelle und Melissa."
"Es wird Tote geben.", sagte Miranda leise.
Man hörte nur einen kreischenden, katzenähnlichen Laut aus Annabelles Richtung. Miranda könnte recht haben.
"Cloe und Jacob." Ich war vorbeireitet auf diese Aussage gewesen. Obwohl ich sie nicht so ganz verstand, schließlich hatten wir uns in letzter Zeit eigentlich vertragen. Warum sollten wir uns da noch ein Kanu teilen?

Die restliche Truppe wurde aufgeteilt. Christina wurde Ian zugeteilt.
"Du bist so ein Glückspilz.", sagte ich leise, als wir Amanda zu den Booten folgten. Sie lief gefühlt ans andere Ende des Camps und führte uns über eine Fußgängerbrücke zum anderen Ufer, wo uns ein Kiesweg durch die Bäume führte. Irgendwann kamen wir an einem weiteren Ufer auf der anderen Seite an.
Dort lagen bereits um die fünfzehn Kanus bereit. "Auf dieser Seite ist das Wasser lediglich 1,70m tief und die Strömung ist deutlich schwächer, daher ist das hier eine Art Nichtschwimmerbereich. Also perfekt für Kanuanfänger."
Wir bekamen Anweisungen über das Paddeln und lenken und dann sollten wir uns in unseren Gruppen ein Kanu suchen.
Jacob stand bereits neben einem, also ging ich zu ihm herüber. Im Moment benahm ich mich so neutral, wie es eben ging.
"In eurem Kanu befindet sich eine wasserdichte Tonne. Legt alles, was nicht nass werden darf, da rein." Wir folgten ihren Anweisungen. Tragt jetzt bitte eure Kanus nacheinander zum Steg mit der Rinne, durch die ihr euer Boot ins Wasser gleiten lassen könnt."
Ich packte das Kanu vorne und Jacob hinten und gemeinsam - wobei ich mir sicher war, dass er 99 Prozent des Gewichts trug - hievten wir das rote Stück Polyethylen zur Schlange am Steg. Wir waren die Letzten. Immerhin konnte ich dann in Ruhe einsteigen.
Als wir schließlich dran waren, ließen wir das Boot ins Wasser gleiten.
Ich spürte, wie meine Hände zu schwitzen begannen. Beim Blick in die Strömung und das Algengrüne Wasser musste ich schwer schlucken.
"So, auch ihr müsst euch entscheiden, wer wo sitzt."
"Bist du schon mal Kanu gefahren?", fragte Jake mich. Ich schüttelte den Kopf. Daran war nie zu denken gewesen.
"Gut, dann sitze ich hinten."
"Der Schwerere steigt zuerst ein.", gab Amanda vor.
Immerhin ließ Jacob darüber keinen Spruch, sondern stieg einfach elegant wie eh und jäh ins Kanu. Nervös knetete ich mir die Hände.
"Komm schon, Williams. Die anderen warten nicht.", drängte er.
Ich atmete tief durch.

A Little Dream of YouWo Geschichten leben. Entdecke jetzt