Cloe
Das wohl enttäuschendste an diesem Abend ereignete sich etwa um halb elf. Die Lehrer waren um neun gegangen und das Orchester wurde durch einen DJ ersetzt.
"Hey, ähm, Cloe." Ian tippte mich an. "Also Mum hat mir gerade geschrieben. Sie hat gleich Nachtschicht, aber unser Babysitter hat sich krank gemeldet. Ich muss nach Hause."
"Was?" Mir musste die Enttäuschung im Gesicht stehen. "Wir haben noch nicht mal getanzt."
"Tut mir Leid." Er gab mir erst einen federleichten Kuss auf die Nasenspitze, dann auf den Mund. "Bitte lass dir davon nicht den Abend verderben."
Er verschwand in der Menge und ich starrte ihm noch eine ganze Weile traurig hinterher. Wie sehr ich mich darauf gefreut hatte, zumindest ein Mal mit ihm zu tanzen. Warum musste ausgerechnet JETZT der Babysitter krank sein?
Miranda stieß mich an. "Guck nicht wie so ein trauriger Welpe, sonst muss ich gleich heulen." Sie sah mich gespielt traurig an.
"Ian ist gerade gegangen. Der Babysitter ist ausgefallen.", sagte ich in Gedanken verloren.
Sie sah eine Weile Mark an, der wieder neben uns stand. Dann widmete sie sich wieder mir."Na und?" Sie stubste ihre Schulter gegen meine. "Heißt das, du kannst ohne ihn nicht mehr gut gelaunt sein?"
Ich musste seufzen.
"Sag bloß, du wirst jetzt zu so eine, die ohne ihren Typen zum traurigen Elend wird.", murrte Mark belustigt. Ich drehte mich empört um.
"Bitte? Was geht das dich an?"
"Gib's zu.", meldete Miranda sich wieder zu Wort. "Für gewöhnlich bist du auf Partys wie eine unaufhaltsame Naturgewalt." Ich betrachtete sie mit meinem Dein-Ernst?-Blick. "Jedenfalls, wenn du trinkst. Aber jetzt tust du so, als wärst du das unschuldige Liebchen, dass an Ian klebt wie ein Kaugummi."
Jetzt war ich richtig empört "Bitte?! Ich kann sehr wohl Spaß haben."
"Das musst du mir jetzt beweisen.", meinte Mark und verschränkte die Arme. "Ich kann wütende Menschen unter 1,70 nämlich nur schwer ernst nehmen.", stichelte er weiter.
Ich tat es ihm gleich, verschränkte meine Arme und fügte noch gleich mein bestes Verhandlungslächeln hinzu. "Fein. Wie?"
"Uuuh. Das gefällt mir schon besser. Komm, wir trinken was." Er legte mir und Miranda einen Arm um die Schulter.
"Es gibt hier Alkohol?", fragte ich verwirrt.
Mark lachte auf. "Natürlich. Das hier ist zwar keine Öffentliche Veranstaltung, aber für die Lehrer gibt's ne Bar."
"Aber die schenken uns nichts aus. Wir sind alle unter 21.", sagte Miranda.
"Gut, dass ich den Barkeeper kenne." Wir gingen in eine Ecke des Saales, in der ich heute noch nicht war und tatsächlich: Hier war eine Bar aufgebaut. Mark besprach irgendwas mit dem Barkeeper, der für meinen Geschmack eine Spur zu schmierig aussah.
"Also, was machen wir jetzt?", fragte ich.
"Weiß ich nicht, such dir ein Spiel aus."
Ich überlegte kurz und sah mir die Tanzfläche an. Am Rand der Menschenmasse, die schwitzend zum Beat auf und ab hüpfte, tanzte Brad Stanley. Er schien die Kamera für einen Augenblick mal weggelegt zu haben. "Wie wär's damit: Miranda nimmt die Zeit - 20 Minuten. Und für jedes Mädchen, dass Brad Stanley da vorne versucht anzutanzen, müssen wir einen trinken."
"Neeein, das ist zu einfach.", meinte Mark.
"Stimmt.", sagte Miranda. "Wer zuerst den Namen des Mädchens nennt, ist vom Trinken befreit. Der Verlierer hat dann die Wahl: Entweder einen Shot trinken, oder jemanden zum Tanzen auffordern."
Ich schluckte. Brad tanzte verdammt viele Mädchen an.
"Du wirst doch nicht etwa kneifen, oder?", fragte Mark.
Als Antwort holte ich dreißig Pfund aus der Handtasche und legte sie auf den Tresen. "Was nehmen wir? Likör?"
"Himmel, nein. Das wäre ja langweilig." Er wandte sich an den Barkeeper. "So viele Wodkashots, wie du uns für 30 Pfund geben kannst."Das hier war das fünfte Mädchen, das Brad antanzte und wieder kannte ich ihren Namen nicht.
"Sierra Linetti!", schoss Mark heraus. Dieses Spiel hier war seins. Nicht, dass ich ihn verurteilte, aber Mark kannte eine Menge Mädchen an unserer Schule mehr als nur vom Sehen.
"Du Penner!", beschwerte ich mich. Allein schon daran, dass ich ihn beschimpfte, erkannte ich, dass ich schon einen sitzen hatte.
"Guck mal, ich trinke diesmal sogar einen mit... aus Mitleid." Er lachte mich offenbar aus.
"Mark, ehrlich. Wenn ich noch einen einz.." Ich haperte mitten im Wort. "..einzigen Kurzen trinke, bin ich erledigt."
Miranda zuckte mit den Achseln. "Dann musst du dir wohl oder übel jemanden zum Tanzen suchen."
Ich fasste einen Entschluss und straffte meine Schultern. Dann drückte ich Miranda (vielleicht etwas zu doll) meine Handtasche an den Bauch.
"Halt mal. Also wir haben ihm jetzt schon lange genug beim Versagen zugesehen. Ich gehe jetzt mit Brad tanzen." Dann stolzierte ich auf Brad zu. Als dieser bemerkte, dass ich auf IHN zuging, blieb er stehen und starrte mich an.
"Kannst du Discofox tanzen?", fragte ich. Brad nickte. "Na dann legen wir mal los."
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A Little Dream of You
Любовные романыDie 17-jährige Cloe müsste eigentlich glücklich sein. An ihrer High School gibt es nun eine Theater-AG und dann wird auch noch für ihr Lieblingsstück gecastet: Romeo und Julia - Das einzige, was ihr Vater dagelassen hatte, bevor er kurz vor ihrer Ge...