Epilog

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Die Kirchenglocken ertönten. James stand zu Tränen gerührt neben Darcy, welcher nur darauf wartete, dass die Braut auf den Altar zuschritt.

Trotz der Tränen begann James zu lächeln. Er hatte sein neues Leben gefunden, und er wünschte Darcy aus vollem Herzen, dass dieser seines an diesem Tage auch finden würde. Die schwermütige Melodie erklang und die Frau mit dem weißen Schleier und der langen Schleppe kam immer näher. Die Melodie war schon fast zu Ende, bis sie überhaupt bei der Hälfte des Flures ankam, so begann sie zu rennen, was sowohl Bräutigam als auch Trauzeuge zum Schmunzeln brachte.

Der Priester begann mit seiner Rede und James wischte abwechselnd mit beiden Handrücken über die Augen. Endlich schien alles auf ein gutes Ende zuzugehen. Welch ein Glück, dass er überhaupt kommen konnte. Doch nichts hätte ihn davon abhalten können, der Hochzeit seines besten Freundes beizuwohnen. 

„Hiermit frage ich dich nun, willst du die Anwesende Veronica Dysentery zu deiner angetrauten Ehefrau nehmen? Willst du sie lieben, achten und ehren, in Gesundheit, wie auch in Krankheit? Willst du ihr ewige Treue schwören, in guten und schlechten Tagen, willst du zu ihr stehen, bis dass der Tod euch scheidet? So antworte nun mit einem ja, ich will."

James begann mittlerweile zu schniefen und erinnerte sich an seine eigene Hochzeit, welche jedoch nicht annähernd so spektakulär war. Zwar schmerzte die Erinnerung an Elisabeth noch sehr, doch nun spürte er, dass sie nicht fort war. Auch wenn Welten die beiden trennten.  Nein, sie war für immer in seinem Herzen. 

„Ja, ich will." Darcys Augen strahlten wie die Sterne am Horizont bei finsterer Nacht. Auch er konnte nicht fassen, dass es soweit war. Doch in Veronica hatte er jemanden gefunden, der mit Fröhlichkeit und Überschwänglichkeit sein Leben erheiterte, wie es vorher nie der Fall gewesen war. 

„Und hiermit frage ich dich nun, willst du den Anwesenden Darcy Edevan zu deinem angetrauten Ehemann nehmen? Willst du ihn lieben, achten und ehren, in Gesundheit, wie auch in Krankheit? Willst du ihm die ewige Treue schwören, in guten und schlechten Tagen, willst du zu ihm stehen, bis das der Tod euch scheidet, so antworte nun mit einem ja, ich will. 

„Ja, ich will!" Mrs Dysenterys Stimme verwandelte sich immer mehr in ein aufgeregtes Quietschen, so wie es üblich für sie war. Sie begann noch dazu auf und ab zu hüpfen, worüber sich aber niemand mehr wunderte. Trotz all ihrer kleinen Macken war sie immerhin ein herzensguter Mensch. 

James Schniefen war kaum mehr zu übertönen und sein Blick schweifte über die vollständig besetzten Kirchenbänke. Halb Newcastle war gekommen. Seine halbe Heimat. 

„Mit der Kraft meines Amtes erkläre ich euch nun zu Mann und Frau. Sie dürfen die Braut jetzt küssen", sprach der Priester die letzten Worte seiner Rede aus. 

Darcy drückte Veronica einen kurzen Kuss auf die Lippen, was bei ihren Gehüpfte schon ein Kunstwerk war und die Melodie ertönte wieder, während alle den Flur zum Ausgang entlang schritten oder eben hüpften. 

James blieb am Ausgang stehen und hob eine Zeitung vom Boden auf. Der Postbote musste sie wohl auf seiner allmorgendlichen Runde fallen gelassen haben. 

„Ehemaliger Millionär von Pembroke erhält alles zurück, sein Buchhalter hinter Gittern" lautete der Titel auf dem ersten Blatt. Dafür hatte es sich wirklich gelohnt zu kämpfen. 

James ließ seine Augen nach unten schweifen und erblickte einen zweiten Artikel, der wohl für viel Aufsehen in England gesorgt haben musste. 

"'Der Mörder von Pembroke' auf freiem Fuß 

Nach einem lang andauernden Prozess wurde damals das Urteil zugunsten des Angeklagten gefällt. Zum ersten Mal seit fast zehn Jahren lautete das Urteil in einem Mordprozess nur Totschlag im Affekt, mit entsprechender Gefängnisstrafe von einem Jahr.  'Der Mörder von Pembroke' , wie er in England berühmt wurde, ist nun entlassen, wenn auch noch auf Bewährung. Nachdem im Affekt sowohl Lord Fernsby, als auch Lucas Clooney von ihm getötet wurden, gelang ihm eine Flucht aus Pembroke, wofür sowohl James Relish als auch Darcy Edevan in einem separaten Verfahren mit einer Geldstrafe belangt wurden. Im Falle Gavin Gilbert wurde kein Tötungsdelikt festgestellt, weshalb dafür auch keine Strafe erfolgte. Die stetige Unterstützung durch Mister Darcy, den bekanntesten Millionär Pembrokes, insbesondere durch den Skandal um ihm und dessen Buchhalter, schien letztendlich für den milden Prozess gesorgt zu haben. Die Meinungen, ob das Urteil richtig oder unrecht ist, gehen zwar weit auseinander, doch dies ist kein Statement zum Fall, sondern nur ein Tatsachenbericht."

Lächelnd schüttelte er den Kopf. Zwei Monate waren vergangen, seit der Pembroke zum letzten Mal gesehen hatte. Und auch wenn die Schuld, welche er sich selbst gab, niemals abfallen würde, so hatte er doch ein neues Zuhause gefunden. Eine Stelle in Newcastle, ein kleines graues Haus - nicht gerade ein ein erfüllter Traum, doch es bedeutete ihm alles. Wie viel hatte sich geändert, wovon er dachte, es würde sich nie ändern. 

Es war vorbei. Niemals wieder würde die Vergangenheit ihn zerstören können. Ein neues Leben hatte begonnen, inmitten einer Stadt, welche er über Jahre zu lieben gelernt hatte. Auch wenn es längst nicht perfekt war, so war es dennoch grandios. Was er sich vor eineinhalb Jahren nicht hatte vorstellen können, war in Erfüllung gegangen. 

Kurz dachte er an so viele Momente in den letzten Jahren zurück. Gute, sowie schlechte. Noch vor wenigen Monaten sollte das Ende vor der Tür stehen, doch nun hatte sein Leben eine neue Chance bekommen, welche er auch nutzte. 

Alles hat seinen Anfang und irgendwann auch ein Ende---

Doch James Ende stand noch lange nicht bevor. 

Remember and forgetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt