"Liebste Elisabeth,
Darcy ist heute morgen aus Pembroke nachgereist. Mittlerweile scheinen Sie ihn als Chef wieder anerkannt haben, auch wenn die Firma vorübergehend schließen musste, bis die Ermittlungen der Polizei beendet sind.
Offenbar scheint er mehr von dem neuen Drama um mich mitbekommen zu haben, als ihm lieb ist. Zwar hat er seine Firma zurück, doch bis nicht die Einmischung vom legendären James Relish im Ganzen vergessen ist, sollte er sich lieber nicht dort einmischen. Offenbar scheint jeder im Moment einen ungemeinen Hass auf mich zu haben, weshalb ist mir unklar.
Auch wenn er nicht viel darüber spricht, so bemerke ich doch seine Unsicherheit. Lange wird es nicht dauern, bis sie die unverkennbare Verbindung zwischen James Relish und James Edevan bemerken. Ein Wunder, dass ich jahrelang damit durchgekommen bin.
Spätestens jetzt hättest du eingeworfen, wie sehr ich mich über all diese Jahre freuen könnte. Eine zweite Chance bekommt immerhin nicht jeder. Und ich hatte schon zwei Chancen verpasst. Doch was mich mittlerweile sorgt, ist die Tatsache, dass jeder in meiner Nähe in Gefahr zu sein scheint. Darcy hatte, auch wenn es gerade vielleicht herzlos klingt, seinen Weg selbst gewählt. Doch Veronica war irgendwie in all diese Verwirrungen hineingeraten und nun stand es infrage, ob sie überhaupt überleben würde. Ich konnte ihr einfach nicht böse sein, auch wenn sie nicht mehr in mich vertraute.
Manchmal habe ich wirklich das Gefühl, dass ich alles kurz und klein schlagen müsste. Doch dann sehe ich immer dich vor mir, wie du mir wieder Hoffnung zu schenken versuchst. Du bist ein einzigartiger Mensch, meine allerliebste Elisabeth. Du bist meine Prinzessin, auch wenn du deinen Adelstitel als Lady ausgeschlagen hast.
Du wärst niemals in solch eine verwirrte Geschichte hineingeraten - ich hätte es auch nicht über mich gedacht. Doch an der Gegenwart kann man nicht mehr viel ändern. Doch was, wenn diese Männer zurückkehren? Das Letzte, was ich will, ist dass Darcy und Veronica etwas geschieht. Sie sind so wunderbare Menschen. Doch genau da erhoffen sich die Menschen aus Pembroke meine Schwachstelle. Ich könnte es mir nie verzeihen, wenn einer von den beiden wegen mir sterben würde.
Wie verweichlicht es doch klingt, was ich schreibe. Vater hätte über mich gelacht bei diesen Worten. Wer stirbt und wer nicht, das können wir nicht beeinflussen, hätte er gesagt. Doch das können wir. Wenn ich auch manchmal nur darauf hoffen kann.
Wieso mussten sich diese Menschen an anderen rächen? War ihre Jagd auf mich nicht genug? Nein, sie hatten meinen wunden Punkt entdeckt. Und ihr einziger Wunsch war, mich damit aus der Deckung zu bekommen. Ich sollte aufgeben, verlieren. Wenn es dabei um dich gegangen wäre, dann hätte ich auch aufgegeben. Doch Darcy... ich weiß einfach nicht, ob er seine Angst nur nicht zeigen will. Veronica würde sich auch niemals Schwäche eingestehen. Alles in allem sind wir doch nur von der Welt enttäuschte Menschen, welche ihre Identität hinter ihrer mutigen und oft seltsamen Fassade verstecken.
Den schrecklichen und oft auch gemeinen Humor, welchen ich mir über Jahre angeeignet habe, habe ich immer zu meinem Schutz nutzen können. Niemand konnte wissen, wie ernst mir ein Thema war und ob meine Scherze nicht echt waren. Darcy hingegen scheint sich dem Helfen von anderen vollkommen hinzugeben. Immer wieder versucht er seine Konzentration auf Unbekannte zu lenken, nur um von seiner eigenen traurigen Geschichte wegzukommen. Und Veronica konnte stundenlang reden, wobei sie an nichts denken musste. Verständlich, wenn man erst begreift, wie einsam sie doch ist. Wir haben alle unsere eigenen Welten erschaffen und auch wenn ich beiden nicht ähnele, so kann ich sie tief in meinem Herzen doch verstehen.
Ich hoffe, dass alles ohne ein blutiges Ende aufhört.
In Liebe
Dein
James"
Er faltete den Brief zusammen und steckte ihn in die Schachtel, während er zum leeren Haus gegenüber herüberblickte. Veronica war nicht dort. Und vielleicht würde sie nie wieder dort sein...
Manchmal ändert sich das Erhoffte dann, wann die Hoffnung verloren scheint---
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Remember and forget
Mistério / SuspenseAlles hat einen Anfang, sogar das Ende--- Als Elisabeth, James' Frau, durch einen Vulkanausbruch stirbt, ist er am Boden zerstört. Doch schon kurz danach erfährt er, dass Lord Fernsby von der drohenden Gefahr Bescheid wusste. Es kommt zum Streit und...