Kapitel 3

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Harry Hook:

"Ich weiß echt nicht, was mit Carlos los ist. Langsam macht er mir Angst." sagte ich irgendwann während mein Haken über das grobe Holz des Tisches schabte. "Bist du sicher, dass es dir nicht nur einfach nicht passt, dass er dir Widerworte gegeben und dich angebrüllt hat?" Uma drehte ihre Haare und schob sie wieder über ihre Schulter. "Nein." "Ein Beziehungsstreit unter Liebenden gibt es überall." Sie zuckte mit den Schultern. Ich stützte mich auf den Haken und sah sie finster an. Mein Hintern nahm wieder auf der Bank unter ihm Platz. "Er ist zwischendurch auf einmal kühl und herrisch, nimmt alles selbst in die Hand." Ich sah zur Tischplatte und dachte an unsere letzte Begegnung mit Robb zurück, generell an den Tag. "Er hat sein Selbstbewusstsein gefunden." Uma. "Du verstehst ihn. Ich kann ihn einfach nicht verstehen. Wer hat Angst vor Hunden?" Gil sagte auch endlich mal was dazu. Ich seufzte und verdrehte die Augen. "Nein. Nein, das meine ich nicht. Ich mag seine Eifersucht, sein Selbstbewusstsein, aber nicht das." versuchte ich zu erklären worum es mir ging. Dieser strickte, nicht stören lassende Carlos war so anders. Ließ sich nicht aus der Ruhe bringen, und dann war er wieder so normal wie immer. "Sicher, dass es dir gut geht? Bist du vielleicht krank? Ich meine, du magst Eifersucht?" Uma und Gil sahen mich skeptisch an. Ich zuckte mit den Schultern. Bei Carlos war es okay. "Und dann ist da noch dieser Typ! Ständig sucht er ihn. Sie haben sich jetzt schon zwei Mal getroffen. Was ich mitbekommen hab!" Ich knurrte. Er sollte sich endlich von Carlos fern halten. "Danach war er auch immer fix und fertig. Außerdem ist er viel älter als wir!" Ich sah rot als mir bewusst wurde, wonach das gerade klang. "Sicher, dass du jetzt nicht derjenige mit der Eifersucht bist?" Ich winkte die Worte beiseite. "Alter hat was." warf Gil ein. Finster blickte ich ihn an. Meine Schwester war kaum zwei Jahre älter als er. "Er hat letztens auch Frühstück geholt und die Matratze auf Deck gelegt für die Nacht." Carlos war scheinbar doch ein kleiner Romantiker. Es störte mich nicht. "Sagt mir, wie heiß ich bin. Das muss doch was heißen...!" ratlos sah ich meine besten Freunde an. Sie stießen die Luft aus. "Überdramatisier mal nicht, es ist Carlos. Warts ab in null Komma nichts ist er wieder dein kleiner Schoßhund." Uma drehte sich der Sonne entgegen und streckte ihren Körper zum braun werden. "Carlos ist kein Schoßhund!" fauchte ich sie an und hatte mich erhoben. "Stimmt, er ist ein Schiff." schmunzelte Gil. Ich knurrte ihn an. "Er ist mein Freund!" Mein Babe. Meine Nasenflügel bebten. "Ein Mensch." fügte ich noch hinzu. Ich lief einmal an der Reling entlang, die unsere im Wasser befindliche Plattform vor ungewollten Wasserleichen bewahrte und setzte mich dann wieder. "Ich grill nachher." teilte Gil mit und Uma sah kurz zu dem Grill in der Ecke. "Von mir aus. Ich halt dich nicht ab." "Vielleicht sollte ich ihn mal..." Wieder reiten, behielt ich gerade noch für mich. Sie mussten nicht wissen, wo genau sich wessen Schwanz befand. Vermutlich würde es Carlos gar nicht weiter interessieren und er würde weiter machen, was er wollte. Er war keiner, der sich durch Sex beeinflussen ließ. Außer am Anfang vielleicht. Uma und Gil sahen mich fragend an. Ich beendete meinen Satz nicht. "Ich muss mich echt noch daran gewöhnen, dass er sich nachts so einfach raus schleicht und ich es nicht merke." murrte ich. Das wurmte mich wirklich! Meine Freunde rissen beide ihre Augen auf. "Das macht er?" Ich nickte. "Hat er bei Lonnies Mutter gelernt. Meditation und Training und so, wenn er nicht schlafen kann. Jetzt ist er weniger unruhig und ich merke es nicht." Ich sah wieder auf die Tischplatte. Sie hatte mal wieder eine neue Maserung nachdem ich den Haken jetzt immer wieder mit der Spitze darüber gezogen hatte. "Oh okay." sagte Gil. "Aber er ist noch nie mit gebrochener Nase zurück gekommen also ist alles gut." Uma fand das weitaus weniger schlimm. "Ja klar. Er soll oder kann ja auch, ich mein, wenn es ihm hilft. Aber wenn das Bett beim Aufwachen leer ist stört das." Mich störte das. "Dann sag ihm er soll dich wecken. Sag mal ist euch auch warm und riecht ihr das?" Uma sah zwischen uns hindurch. "Ich glaub da ist Rauch auf dem einsamen Hügel." sagte sie. "Da ist doch schon alles abgebrannt." Ich sprang auf während Gil noch redete. "Ich geh gucken." rief ich und rannte schon los. Es war der Ort von Carlos Mutterhaus und er war in letzter Zeit öfter da. Meine Schritte wurden langsamer als ich näher an den Hügel kam und nichts mehr von Rauch zu sehen war.

"Na, mal wieder ein Feuerchen gemacht?" fragte ich Carlos als ich gemächlichen Schrittes oben angekommen war. "Nein." Er stand neben dem Schutt seines alten Hauses. "Was dann?" fragte ich und ging zu ihm. "Ich hab nur nachgedacht." sagte er und biss seine Lippen zusammen. Ich schob sie mit meinem Daumen wieder auf Normalposition. Dieses Mal wollte ich gar nicht so genau wissen, was er gedacht hatte. Hinterher ging es noch gegen mich. "Wir haben gedacht, wir sehen Rauch von hier. Alles okay bei dir?" meinte ich und Carlos lehnte sich an mich. Er nickte. "Ja. Tut mir Leid, dass ich dich vorhin angebrüllt habe. Ich weiß nicht was los war." Was auch immer er dachte, was los gewesen war behielt er für sich. Ich drückte ihn an mich. "Ist dir verziehen, Babe." Zumindest dieses Mal wollte ich mich nicht noch mal aufregen. "Komm, lass uns gehen." Carlos machte sich los und ging die ersten zwei Schritte voran. Ich folgte ihm. "War der Typ hier?" fragte ich. In mir begann es wieder zu brodeln als Carlos sich zu mir drehte. "Ja, aber jetzt ist er weg." Ich musterte ihn. "Er soll sich fern halten. Ich bin dein Freund." "Harry, so ist das nicht." Im Augenwinkel sah ich Schuhspitzen und dunklen Stoff. Ich sah auf. "Hallo...Ich bin Carlos Vater." ... Ich spürte wie mein Mund offen stand während ich den komischen Typen anstarrte. "Und dann lässt du ihn einfach hier?" Ich stürzte mich auf ihn und schubste ihn immer weiter weg. "Lässt ihn ihre Launenpuppe und Junge für was weiß ich nicht alles sein?! Die Frau war das Letzte! Das wusstest du! Wie konntest du dich überhaupt mit ihr einlassen?" Im Grunde sollte ich froh darüber sein, denn sonst hätte ich Carlos jetzt nicht, ging es mir durch den Kopf und ich hielt mich nicht daran fest. "Sie hat ihn gequält, nieder gemacht und ihn körperlich misshandelt. Zum Glück war Diego da, sodass er überlebt hat! Du bist das Letzte! Nein, du bist ganz sicher nicht Carlos Vater! Vergiss es." Ich funkelte ihn vernichtend an. "Carlos kann gut für sich selber sprechen. Wie siehst du das, Sohn?" Er sah an mir vorbei. "Nenn ihn nicht Sohn! Zu deinem Glück bist du sein letzter Blutsverwandter, sonst würde ich dich kurz und klein machen! Lass uns in Ruhe!" ging ich ihn ein letztes Mal an ehe ich zurück zu Carlos eilte. Ich griff nach seiner Hand. "Komm, lass uns zurück gehen." "Hör auf hier einfach aufzutauchen!" grollte Carlos noch über seine Schulter zurück. "Wo denn sonst? Er will mich nicht auf seinem Schiff."

"Wenn er hier auftaucht habe ich auch jedes Recht ihn fertig zu machen." sagte ich als ich schließlich an Board ging. Carlos folgte mir nur schweigend. Wie schon den ganzen Weg.

Unter Deck setzte ich mich in die Hängematte und sah Carlos an. "Dein Vater also." Er kletterte zu mir gegenüber in die Hängematte. "Ja, mein Vater." bestätigte er und drehte seinen Kopf weg. "Ich werde ihn aber nicht um seinen Segen bitten oder so! Würde ich dann wohl eh nicht bekommen."

Unexpectedly 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt