Kapitel 33

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Harry Hook:

Carlos verschränkte die Arme nach meinen Worten. "Überall war es laut, da war keine ruhige Ecke und hinter einem Schrank oder so konntest du nicht bleiben." Ich zuckte noch mal mit meinen Schultern, was mir erneut einen Schmerz an meinem Kopf bescherte. "Tut mir Leid, dass ich dich verpetzt hab. Aber er hat mich so wütend gemacht." Carlos winkte ab. "Lass mal. Aber du solltest dich daran gewöhnen. Er ist nicht der Einzige, der wütend auf dich ist." Ich beobachtete ihn wie er da halb in seinem Zimmer stand. Wir waren nicht quitt. Es war mir unangenehm und, dass er mich von meinem Vater befreien musste, war auch viel größer. "Ich hab dich ohne Gegenleistung nach Hause gebracht." teilte ich ihm mit. Er schuldete mir rein gar nichts. "Es hat mir Leid getan, dass ich dich vorher abgewiesen hab." Ich lehnte am Türrahmen. "Deswegen bin ich zurück gegangen." Ich wollte Carlos Nähe eigentlich schon. Vielleicht nur etwas bedachter. Carlos sog die Luft ein. Ich nickte auf sein Schweigen und drehte mich um. Meine Zimmertür lag nur drei Schritte weiter. Ich schwankte leicht. 

"Okay, ab ins Bett mit dir. Du siehst eh beschissen aus." Sofort war Carlos da und gab die Worte, die normalerweise ich sagte. "Werde ich machen, danke." murrte ich und schloss meine Tür auf. "Das will ich dir auch raten." "Lass mich. Es ist okay. Das ist nichts. Maximal eine leichte Gehirnerschütterung. Ich habe mir heute Nacht ziemlich den Kopf gestoßen und irgendjemand hat mir wohl eine Vase auf den Kopf geschlagen, weil er dachte ich würde dich befummeln." wehrte ich mich während Carlos mich ins Bett drückte und meine Kissen zurecht zog. Ich konnte seinen besorgten Blick spüren. Er war um alle besorgt. "Als das nichts brachte war es ihm wohl egal." Ich knurrte. Was war das für ein Rückrat? Wenn jemand Carlos unrechtmäßig befummelte MUSSTE man ihn aufhalten. Mit allen Mitteln. Nur gut, dass ich ihn wirklich nach Hause gebracht hatte dann. Mein Magen rebellierte leicht. Ich atmete tief ein. Carlos Geruch war immer noch toll, als er mir mit der Luft in die Nase strömte. "Dann bleibst du heute besser im Bett." sagte Carlos streng und zog die Decke fest. Als ich nicht sofort aufstand, ging er.

Das restliche Wochenende nutzten wahrscheinlich Carlos und ich, um wieder fit zu werden. Am Montag saß ich zumindest wieder fast schmerzfrei im Unterricht und ging vorne beim Lehrer meine Hausaufgaben abgeben als er danach verlangte. Er musterte mich argwöhnisch, sagte aber nichts dazu, dass ich nur im kurzärmeligen Hemd war, das entsprach trotzdem der Schuluniform. Ich fror eben anders. Die Kälte merkte ich wahrscheinlich auch nur, weil ich noch die Wärme vom Äquator gewohnt war. Aber drinnen sollte es doch eigentlich auch warm sein. Zumindest so, dass ich nicht zwingend meine Jacke oder was anderes anhaben musste. Ich fühlte mich wohl so. 

Ich verschränkte meine Arme hinter dem Kopf als ich zurück zu meinem Platz neben Lonnie ging. Ich hatte sie in einer Pause gefragt, ob es sie störte, dass sie nicht wieder neben Jay saß. Sie sagte nein und wandte danach direkt ihren Blick wieder von mir ab. Mir war klar, auch, wenn ich nicht wusste, wie es vorher gewesen war, dass ich der Grund dafür war. War clever. Aber uns abhalten, dass wir nicht aufeinander stießen, konnten sie trotzdem nicht ganz. Das hatten wir ja am Wochenende gesehen. Aber auch ohne das, wir waren auf der selben Schule, wohnten im selben Internat. Irgendwann würden wir uns beachten müssen.

Das heutige Treffen vom Leichtathletik-Club lief fast genauso ab, wie das Letzte, nur, dass ich mich ab einem bestimmten Punkt zurück hielt, damit Carlos dieses Mal durchhielt. Mir zeigte das ganze Training, dass ich es noch schrecklicher fand als ich vorher gedacht hatte. Am Ende des Treffens überlegte ich, beim nächsten Mal vielleicht doch zu der Tanzgruppe zu gehen.

Ich hielt die Tür offen als Carlos Mitbewohner ihr Zimmer verließ. "Ich habe einen Auftrag für dich." sagte ich zu Carlos. "Einen Auftrag?" Er sah mich skeptisch an. "Ich brauche ein Sicherheitssystem für mein Schiff." Erklärte ich und betrat erst jetzt den Raum und ging langsam etwas auf seinen Schreibtisch zu. Musste ja nicht jeder hören. "Wenn du noch keines hast wäre das sehr ratsam. Viel Erfolg beim Suchen." Carlos wandte sich wieder seinen Sachen zu. "Habe ich schon. Du hast selbst gesagt, du bist gut darin. Ich habe viel erlebt mit dem Schiff. Ich will nur den Besten dafür." erklärte ich ihm. Davon würde ich auch nicht abweichen. Er sah mich wieder an. "Kannst du dir das überhaupt leisten?" "Ich habe noch ein bisschen was übrig. Den Rest bekommst du dann." Ich drehte mich wieder zur Tür. "Und was genau willst du?" Carlos raschelte mit etwas. "Ein Sicherheitssystem. Du schaffst das schon." Ich ging wieder aus dem Zimmer.

Unexpectedly 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt