Harry Hook:
Ich sah einmal um uns herum. Kein Baum hatte Feuer gefangen. „Ohoh, komm her." Etwas hilflos griff ich nach Carlos und zog ihn langsam hoch. Er war fast wie ein nasser Sack. Ich hob ihn auf meine Arme. „Hey, nicht. Nicht wieder ohnmächtig werden." bat ich ihn während ich schon los ging. Ich schüttelte ihn leicht in meinen Armen. „Bitte." Er hatte gesagt, ich bedeute ihm was. Hatte er doch? Ich war doch einer dieser Personen, wenn er sich vor mich warf? Er musste mir das sagen. Ich musste das wissen. Aber Carlos reagierte nicht, war völlig weggetreten. Ich beeilte mich, ihn aus der Kälte zu kriegen. Seine Freunde und Uma erwarteten uns schon zurück. „Was hast du mit ihm gemacht?" knurrte mich Jay direkt an und kam auf mich zu. Ich sah nur durch den Eingangsbereich und mein Blick blieb an einer Person hängen. „Toby. Mach deine Tür auf." rief ich dem Jungen zu und als er sich zu mir umgedreht hatte sprang er auch sofort auf. Er hechtete die Treppen voran nach oben. „Gib her. Ich trag ihn." Jay rüttelte an meinen Armen und fasste nach Carlos. „Nein." zischte ich und versuchte mich weg zu drehen. „Ich hab ihn jetzt." versuchte ich ihm klar zu machen, ebenso, wie schnell Carlos ins Bett sollte.
„Carlos sag ihm, dass er dich los lassen soll!" verlangte der Langhaarige. „Er schläft fast, lass ihn mich hoch tragen." versuchte ich es erneut. Nahe der Ohnmacht traf es zwar immer noch eher, aber das konnte Carlos dann mit ihm klären, wenn er wieder zu sich kam. „Lass ihn doch jetzt, er hat ihn doch wirklich grad auf dem Arm." half Uma mir. „Aber ich bring ihn ins Bett!" Jay lief direkt hinter mir her. Andere folgten. „Was hast du ihm getan?" wiederholte er seine Frage. „Nichts." ich knirschte mit den Zähnen. Ich hatte rein gar nichts getan, das war wahrscheinlich das Problem. Er hatte sich freiwillig zwischen seinen Vater und mich geworfen, als dieser wieder Asche aus mir machen wollte. Ich hatte keine Angst vor Ares. „Er...Wir...Er ist völlig erschöpft! Siehst du das denn nicht?! Keiner von euch passt auf, dass er auch mal Schlaf bekommt!" Carlos Mitbewohner schloss gerade keuchend die Tür auf als wir bei seinem Zimmer ankamen. Ich ging an ihm vorbei hinein und legte Carlos auf sein Bett. Vorsichtig legte ich seinen Kopf gerade.
„Alles okay mit ihm?" fragte Mitbewohner Nummer Eins und ich hörte irgendjemanden schnauben. Jay schob mich grob zur Seite und griff nach der Decke. Während er sie über Carlos ausbreitete zog ich ihm noch Schuhe und Socken aus. „Fass ihn nicht an! Ich mach das." fuhr der Langhaarige mich wieder an. „Achja? Ziehst du ihm auch die Jacke aus und legst dich zu ihm, um seine Körperwärme zu erhöhen?" „Das wirst du ganz sicher nicht tun. Er ist hier also raus mit dir." Mit entrücktem Blick schob Jay mich vom Bett weg. Das war eh nur als Provokation gemeint gewesen. „Ich hoffe, dass du bei deiner Freundin anders bist und mehr Ahnung hast, wie du sie gesund hältst." Jay versetzte mir einen kräftigen Stoß und es war von Glück die Rede, dass ich nicht gegen den Tisch stieß und darauf alles zum Rumpeln brachte. Ich ging ja schon freiwillig. Ich warf noch einen Blick auf Carlos, der mittlerweile die Augen geschlossen hatte, ob er etwas davon mitbekommen hatte oder nicht, dann drehte ich mich um.
Am nächsten Tag war Carlos wieder wie eh und je unterwegs. Er aß nur geringfügig und beachtete seine Freunde kaum, geschweige denn mich. Mich ignorierte er sozusagen komplett. Ein oder zwei Mal hatte ich das Gefühl, er sehe mich an, aber als ich es prüfen wollte, tat er es nicht.
„Hier, das Geld. Ich hoffe du kannst damit was beim Sicherheitssystem anfangen. Den Rest bekommst du nach der nächsten Show." Ich hielt Carlos das Geld hin. „Evie hat zwar gesagt, dass du ihre Finanzen verwaltest, aber ich lasse mich nicht gerne im Voraus bezahlen. Ich kenne mich, hinterher versuche ich vielleicht alles, um nicht hin zu gehen." So ungern, wie ich das tat, war das eigentlich sogar möglich. Carlos schubste mich. „Das würdest du Evie nicht antun!" wütend fuhr er mich an. Seine Augen blitzten. „Das hat sie nicht verdient! Sie hat dir sogar eine Chance gegeben, einen Job. Evie zählt auf dich und du wirst sie nicht enttäuschen." Er funkelte mich an. Ich hob die Hände. „Ich lass mich nicht im Voraus bezahlen, keine Sorge. Ganz ruhig. Ich tu ihr das nicht an." Er sah mich noch mal warnend an. „Gut." Dann trat er drei Schritte zurück und zählte das Geld. „Kannst du damit was anfangen?" fragte ich ihn. Ich hatte immer noch nicht wirklich eine Idee, was er vor hatte. Ich war eher der Typ überraschen und hinterher erklären lassen, wenn ich etwas nicht selbst machte. Außerdem vertraute ich ihm da.
„Mal sehen." sagte er und wendete sich wieder von mir ab. „Übrigens, du kannst jeder Zeit auf dem Schiff schlafen. Oder dahin gehen. Nur nicht bei der Kälte gerade. Du magst innen vielleicht brennen, aber außen warst du trotzdem unterkühlt." sagte ich ihm und beobachtete seine Reaktion, die er nicht zeigte. „Oder, wenn du in einer Hängematte besser schlafen kannst, finden wir eine Möglichkeit, sie bei dir im Zimmer aufzuhängen." „Nein." war alles was er sagte. Er drehte sich noch nicht mal mehr in meine Richtung, sondern sah einfach wieder in das Buch, das vor ihm lag. Ich schluckte und dachte einen Moment nach. Ich hatte mit ihm über neulich im Wald reden wollen, aber das ließ ich jetzt wohl besser. Er war beschäftigt und wollte ganz offensichtlich auch gar nicht mit mir reden.
Die nächsten Tage war Carlos wieder kalt. Er ignorierte mich und wandte sich ab, wenn ich überlegte auf ihn zuzugehen. Wenn er denn mal irgendwo zu sehen war. Es war eigentlich wie immer seit ich wieder hier war.
Im Unterricht wurde Partnerarbeit angesagt und ich musste einen Platz aufrutschen, da Lonnie nicht da war. Sie hatte schon die letzten Tage besonders blass ausgesehen und ein paar Mal gehustet. Ich saß nun senkrecht zu Carlos. Unsere Tische standen fast in einem T zueinander. Mich wurmte es immer noch, dass ich nicht weiter wusste. Dass ich noch keine Antwort bekommen hatte, wie Carlos das gegenüber seinem Vater gemeint hatte. Ob ich ihm noch oder wieder oder überhaupt etwas bedeutete. Am Liebsten würde ich ihn anschreien deswegen, ihm die Frage an den Kopf schreien. Aber das würde auch nichts bringen, Carlos wollte seit ich da war nicht mehr als nötig mit mir reden und er war gut darin.Ich wollte es aber auch immer noch nicht hören, wenn dem nicht so war. Wenn er mich wirklich nur los werden wollte. Ich sah ihn an. Bedeutete ich ihm jetzt noch was, oder nicht? Ich drehte seinen Kopf zu mir herum und küsste ihn. Er erwiderte. So ging das lange. Ganz sanft löste ich meine Lippen von seinen. Ich lehnte mich um Stuhl zurück. Ein zufriedenes Lächeln lag auf meinen Lippen. In meinem Bauch kribbelte es.
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Unexpectedly 2
RomanceDie Story spielt nach dem dritten Teil, lediglich mit dem Unterschied das die Kinder der verlorenen Insel unter anderem Uma, Gil und Harry auf die Auradone Prep kommen. Um den neuen Schülern den Einstieg in den Schulalltag zu erleichtern kommt jedes...