Kapitel 18

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Carlos:

„Super jetzt fehlt nur noch die Couch und dann sind wir echt schon fertig. Ohne deine Hilfe hätte ich das nie so schnell und so gut hinbekommen."; klatschte Diego zufrieden in die Hände und sah sich einmal in seinem Wohnzimmer um, in dem wir gerade die letzte Schrankwand montiert hatten. „Ja ist echt gut geworden.", stimmte ich ihm eher verhalten zu. Jetzt gab es für mich hier nichts mehr zu tun. Eine Baustelle weniger. „Weißt du eigentlich schon was du nach der Schule machen willst. Ach, stimmt du wolltest ja Tiermedizin studieren, oder?", wollte Diego wissen und reichte mir ein geöffnetes Bier. Ich nahm es und schüttelte langsam den Kopf. „Wollte ich ja. Aber das ist denke ich nichts für mich.", zuckte ich mit den Schultern und exte das Bier. Ich wollte ihm nicht länger auf die nerven gehen als nötig. Auch wenn Diego sagte das ich immer willkommen war und er mich gern hier hatte, hatte er doch sein eigenes Leben. Genauso wie ich. „Wieso das auf einmal? Du klangst immer so begeistert. Das ist aber nicht wegen diesem Arschloch, oder?", Diego verschränkte seine Arme und seine Miene wurde grimmig. Wieder schüttelte ich den Kopf und stellte das Bier wieder sorgsam zurück in den Kasten. „Was macht man mit Tieren, die man nicht heilen und denen man nicht mehr helfen kann?", sah ich ihn fragend an und Diegos Miene erhellte sich. 

„Oh verstehe... das ist also der Grund?", ich nickte ausnahmsweise mal. Das tat ich nur noch selten. Eigentlich nur wenn ich im Unterricht aufgerufen wurde. „ich hatte das ganz wohl nicht ganz bedacht damals. Aber egal. Ich werde sicher was finden. Ich bin ganz gut darin Sicherheitssysteme zu optimieren."; zuckte ich mit den Schultern und schulterte meinen Rucksack. „Stopp! Was? Sicherheitssysteme?", wollte er wissen und hielt mich an der Schulter zurück. Ich sah ihn nur fragend an. „Ja ich hab das Sicherheitssystem von Lonnies Eltern diesen Sommer verbessert.", erzählte ich ihm also wie ich darauf gekommen war. „ja aber... ist das nicht furchtbar langweilig und eintönig? Du warst doch eigentlich immer sehr kreativ. Was ist aus deinem Zeichentalent geworden.", hakte er nach und meine Augen formten sich zu Schlitzen. Ich hatte beide Skizzenbücher verbrannt. Sowohl mein eigenes, das was Dude verbuddelt hatte, als auch das, dass ich von Harry geschenkt bekommen hatte. Sie waren nur noch ein Häufchen Asche, die ich ins Meer versinken hatte lassen. „Was soll schon daraus geworden sein. Damit kann man kein Geld verdienen.", wiederholte ich zum Schluss die Worte, die mir meine Mutter jahrelang eingetrichtert hatte, bevor sie meine heimlichen Zeichnungen vor meinen Augen mit ihrer Zigarette verbrannt hatte. Und sie hatte recht gehabt. 

Ich hatte mich auch dahin gehend viel zu lang von Harry schmeichelnden Worten blenden lassen. Ja das hatte er wirklich draufgehabt. Leute zu blenden und in die Irre zu führen. Wäre seine Mutter, eine Sirene, nicht bei seiner Geburt gestorben, wäre sie sicherlich super stolz auf dieses Talent ihres Sohnes gewesen. „Das ist Unsinn und das weißt du. Schau doch mich an, ich verdiene mit der Musik auch Geld. Und das nicht schlecht.", ich rechnete es Diego an das er mich ermuntern wollte, aber es war verschwendete Mühe. „Du bist begabt. Das ist etwas anderes. Und jetzt lassen wir dieses lästige Thema. Ich muss zurück in die Schule. Wir sehen uns."; ich hob die Hand und schloss ohne noch mal zurück zu Blicken die Haustür hinter mir.

Als ich meine Zimmertür öffnete, stutzte ich und abermals wurden meine Augen klein und musterte die kleine Gruppe Leute die Auf meinem Bett saß. „Was wollt ihr hier?", brummte ich und sah in die Runde. „Mit dir reden. Da du uns ja immer ausweichst oder verschwindest dachten wir, wir warten einfach hier auf dich.", erklärte mir Evie und setzte schon wieder diesen sorgenvollen Blick auf, den sie so gut draufhatte. Mich berührte sie damit nicht. Nicht mehr. „Es gibt nichts über was man reden müsste."; knurrte ich und war an der Tür stehen geblieben. „Natürlich gibt es das Carlos!", regte sich nun Jay auf, und Mal legte ihm sogleich eine Hand auf den Arm damit er sich wieder beruhigte. „Jay hat Recht Carlos. Wir sind nicht blind. Wir sehen wie du dich veränderst und das nicht gerade zum Besten."; sprach die neue Königin von Auradon mich direkt an. „Ach dann bin ich jetzt also nicht mehr gut genug, um mich mit euch blicken zu lassen?!" „Das tust du doch so auch schon nicht mehr!", schimpfte Jay weiter los. „Weil ihr mich nicht in Ruhe lasst!", wehrte ich mich. 

„Glaubst du wirklich das es an uns liegt. Verdammt Carlos mach die Augen auf. Du bist so ausgemergelt und siehst so fertig aus, wie du nicht mal auf der Insel ausgesehen hast und da ging es dir bei Gott viel schlechter!", schoss mein bester Freund weiter. „Du weißt gar nichts über mein Leben auf der Insel. Keiner von euch. Das muss ich mir nicht geben. Wenn ihr nicht gehen wollt tu ich es.", knurrte ich, drehte mich um und stürmte den Gang, den ich eben erst entlanggekommen war, wieder zurück. Er vor dem kleinen Bootshäuschen am verzauberten See, kam ich wieder zum Stehen. Ich öffnete die Tür und verschloss sie sorgsam wieder hinter mir. Hier kam ich immer her, wenn ich allein sein wollte, oder nicht schlafen wollte. Hier hörte mich keiner weinen. Wimmernd setzte ich mich auf den Boden und vergrub mein Gesicht in meinen Knien. 

Unexpectedly 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt