Carlos:
Ein paar Tage später hielt Evie mich nach dem Unterricht davon ab, wieder in der Menge zu verschwinden. „Kann ich kurz mit dir reden?", sie druckste etwas bedrückt herum und ich blieb seufzend in der Nische stehen, in die sie uns beide gebracht hatte. „Ich habe wohl keine Wahl. Also was gibt es?", ich verschränkte meine Arme und sah demonstrativ an ihr vorbei. Wenn sie jetzt eine ihrer Predigen anfangen würde, würde ich schneller verduften als sie Mode würde sagen können. „Ich habe Harry gefragt ob er nächste Woche wieder für mich auf meiner Modenschau laufen will. Also eigentlich hab ich ihn ein bisschen erpresst aber egal...", sie verlagerte ihr Gewicht von einem Bein aufs andere. Man könnte fast meinen sie müsste aufs Klo, aber jeder der Evie kannte wusste das sie das immer tat, wenn sie nervös war. „Und?", fragend hob ich meine Arme. „Ich wollte dich fragen ob es für dich ok ist...", sie biss sich auf die Unterlippe und sah mich abwartend an.
„Es ist dein Unternehmen Evie. Ich mache nur hin und wieder was an deiner Website. Es ist also deine Entscheidung welche Models du für dich laufen lässt.", klärte ich sie auf und wollte mich von der Wand abstoßen, doch Evie hielt mich abermals zurück. „Das ist nicht wahr Carlos und das weißt du auch. Ohne dich hätte ich nie den Mut gehabt das ganze zu starten. Geschweige den von dem ganzen anderen Bürokram den du immer noch wie nebenher für mich erledigst. Glaubst du ich weiß das nicht?", ich verzog etwas das Gesicht. In der Tat sorgte ich nebenher dafür das Evie ihre Steuern rechtzeitig zahlte und auch die Rechnung rechtzeitig raus gingen und bezahlt wurden. Sie hatte es anfangs selbst versucht und das ganze hatte in einem absoluten Chaos geendet.
„Deswegen habe ich trotzdem kein Anrecht dir da reinzupfuschen. Und das werde ich auch nicht. Wenn du Harry als Model haben willst, nimm ihn. Du solltest aber vielleicht einen Plan B haben, für den Fall, dass er doch wieder einfach verschwindet. Du weißt er nimmt da keine Rücksicht auf Verluste.", wandte ich sie, obwohl ich nicht glaubte das er vor dem Schulabschluss wieder verschwinden würde. Evie legte nur den Kopf schief und sah mich lange schweigend an, bis mir ihr blödes Gestarre wirklich auf die Nerven ging. „Wars, dass dann? Ich hab noch was zu tun.", schnaufte ich. „Das Sicherheitssystem für Harry Schiff entwickeln?", sie lief einfach weiter neben mir her. „Woher weißt du davon?", brummte ich und sah um uns herum, ob jemand etwas von unserem Gespräch mitbekommen hatte.
„Ach ich war zufällig in der Nähe deines Zimmers als ihr den Vertrag dafür gemacht habt.", zuckte sie mit den Schultern und versuchte so unschuldig wie möglich drein zu gucken. „Du hast mich gestalkt!" „Nein! Nur nach dir geguckt! Das Machen Freunde nun mal."; ich verkniff mir einen weiteren Kommentar und ließ sie ziehen als sie abbog. „Ach Carlos?", rief sie mir noch nach und ich drehte mich genervt um. „Ich hoffe du kommst diesmal wieder zu meiner Show.", Hoffnung glitzerte in ihren Augen auf, doch diesmal wandte ich mich wirklich endgültig ab. Ich bezweifle stark das ich hingehen würde. Wozu auch. Bei der letzten war ich auch nicht. Aber wie ich Evie kannte würde sie nicht lockerlassen.
„Sie will ich doch gar nicht, sondern dich!", hallte es in meinem Kopf wieder als ich mitten in der Nacht aus dem Schlaf schreckte und mir den Schweiß von der Stirn wischte. Ausnahmsweise war ich aufgewacht bevor ich zu schreien begonnen und damit Harry oder Toby wecken konnte. Das waren Harrys Worte gewesen... Aber war das auch die Wahrheit? Oder spielte er nur wieder mit mir?! Er war schuld daran das in mir drin absolutes Chaos herrschte. Vorsichtig schlug ich die Bettdecke zurück, schlüpfte in meine Schuhe und zog mir eine leichte Jacke an, bevor ich das Zimmer und auch das Schulgelände verließ. Ich war seit dem Ende der Sommerferien nicht mehr hier gewesen. Es hatte keinen Grund für mich gegeben an den Hafen zurückzukehren, an den Ort des Endes. Meine persönliche Vorhölle.
Ich ging den immer noch gewohnten Gang des Stegs herunter bis ich vor dem alten Schiff stand. Mein Namensvetter. Ich sah mich um und kletterte an Bord. Im schwachen Licht meines Handys, ging ich unter Deck und sah mich dort um. Zitternd öffnete ich die Tür zum Schlafzimmer das Harry und ich uns einst geteilt hatte und sofort stieg mir sein Geruch in die Nase. Er hatte nichts geändert. Sogar der Spiegel hing noch an der Wand, vor der Hängematte. Seufzend setzte ich mich in das Stück Stoff und fühlte mich seltsam geborgen. Ich zog auf meine Beine noch hinein und deckte mich mit der kleinen Decke zu, bevor ich entspannt meine Augen schloss.
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Unexpectedly 2
RomanceDie Story spielt nach dem dritten Teil, lediglich mit dem Unterschied das die Kinder der verlorenen Insel unter anderem Uma, Gil und Harry auf die Auradone Prep kommen. Um den neuen Schülern den Einstieg in den Schulalltag zu erleichtern kommt jedes...