Unexpectedly 2

Kapitel 30

Carlos:

Langsam schloss ich meine Zimmertüre hinter mir und ließ meine Sporttasche neben mein Bett fallen. Ich warf meine Jacke seufzend aufs Bett und ging langsam weiter ins Bad. Dort öffnete ich das Fenster, bevor ich Wasser in die Badewanne einlaufen ließ. Ich mochte es nicht so gerne, wenn das Bad zur Sauna wurde, auch wenn ich badete. Als ich mich in das heiße Wasser gleiten ließ kam es mir so vor als würde mittlerweile jede Faser meines Körpers brennen vor Schmerz. Aber nichts übertraf das schreckliche Ziehen in meinem Herzen. Es ärgerte mich das ich ausgerechnet Harry um Hilfe hatte bitten müssen. Es ärgerte mich das er mich in so einem schwachen Augenblick überhaupt gesehen hatte. Aber er hatte mir geholfen. Hatte mich sogar vom Platz getragen. Frustriert starrte ich die Fliesen mir gegenüber an, als wären sie an dieser ganzen verfahrenen Situation schuld. Aber nein ich hatte Schuld. Wäre ich nicht so gerannt hätte ich das Training sicher durchgehalten und es wäre nicht zu diesem frustrierenden Gespräch zwischen ihm und mir gekommen. Ich verstehe nicht was er will. 

Will er nur Wiedergutmachung leisten? Hat er Mitleid mit mir. Ich konnte Harry nicht einschätzen. Ich kannte ihn nicht. Hatte ihn nie richtig gekannt. Ich hatte mich in eine dumme Illusion verliebt die wie eine Seifenblase zerplatzt war, als Harry sein wahres Ich gezeigt hatte. „Carlos?", es klopfte an der Tür und Tobys Stimme erklang. Ich rollte mit den Augen und legte meinen Kopf an den Wannenrand bevor ich mit einem „Mh?", antwortete. „Ich wollte nur fragen ob es dir gut geht? Jemand hat mir erzählt das du beim Training zusammengebrochen bist.", meine Hand massierte meine Schläfen. Wieso war es mir fast klar, dass sich das wie ein Lauffeuer verbreiten würde. Ich konnte sie schon förmlich tuscheln hören. „Zusammen gebrochen ist etwas übertrieben ausgedrückt. Ich hatte einen kleinen Schwindelanfall mehr nicht."; brummte ich in Richtung Tür aber das schien Toby nicht zu genügen. 

„Einen kleinen Schwächeanfall. Es heißt Harry musste dich vom Platz tragen. Harry Hook.", klar ließen sie die ungünstigen Details nicht aus. „Das war ein blöder Zufall der absolut nichts zu bedeuten hat und jetzt lass mich bitte in Ruhe weiter baden.", brummte ich und griff nach dem Muffin, der auf dem Badewannenrand stand. Ich sah ihn lange an, bevor ich zaghaft abbiss. Ich hatte seit dem Tag an dem Harry Auradon verlassen hatte, nichts süßes mehr gegessen. Ich hatte um jeden Bäcker und jeden Konditor einen Riesen Bogen gemacht. Es waren alles irgendwie Dinge, die mich an Harry erinnerten. Als der Muffin meine Zunge erreichte fand eine wahre Geschmackexplosion in meinem Mund statt. Es war als würde ich wieder das erste Mal Schokolade probieren. Der Himmel auf Erden. 

Hastig stopfte ich mir förmlich den Rest des Schokoteils in den Mund und lächelte leicht. Schokolade half immer irgendwie. Kopfschüttelnd stand ich aus der Badewanne auf, trocknete mich ab und zog mir nur eine Boxershort an. Ich würde heute versuchen hier zu schlafen. So lange wie ich es eben konnte, oder Toby mein Geschrei aushielt. Als ich mich in mein Bett kuschelte, bemerkte ich meine Jacke die ich vorhin achtlos auf die Matratze geworfen hatte. Als ich sie gerade vom Bett werfen wollte, stieg mir der vertraute Geruch in die Nase und ich stoppte in meiner Bewegung. Harry Geruch. Ich sah vorsichtig zu Toby rüber, aber der schien auf sein Buch konzentriert und ich legte meinen Kopf auf die Jacke und schloss die Augen. Es war die erste Nacht die ich wieder durchschlief.

„Super das du noch vorbeigekommen bist."; lachte Diego und stieß gegen mein Bier, während irgendjemand die Musik noch lauter drehte. Es war endlich Freitag und Diego schmiss eine Art Einweihungsfeier in seiner neuen Wohnung. Der Alkohol in Strömen und das nicht nur bei Diegos Gästen, sondern auch bei mir. „Du gibst heute aber auch ganz schön Gas."; schmunzelte Diego als ich mir bereits wieder ein neues Bier aufmachte. „Ich hab ne anstrengende Woche gehabt.", nuschelte ich und spürte die Wirkung des Alkohols mittlerweile deutlich. „Kann ich dich allein lassen?", kritisch sah mich mein Cousin ab, aber ich winkte nur ab. „Geh ruhig. Hab Spaß!", er wuschelte mir noch mal kopfschüttelnd durch die Haare und verschwand in der Menge. Ich legte gerade wieder die Flasche an die Lippen als sie mir jemand aus der Hand riss. „He!", empört drehte ich mich zu dem Bier Dieb um und erstarrte. 

„Was machst du denn hier? Gib mir mein Bier zurück", schnaubte ich den dunkelhaarigen Piraten an, dessen Augen ein irgendwie wildes Glitzern beinhalteten. „Du hattest genug. Ich beobachte dich schon seit deinem 3. Bier und das war schon zu viel.", mir klappte der Mund auf. „Was bist du? Mein Stalker?", quiekte ich ihn aufgebracht an und stemmte meine Hände in die Hüften. „Sag du mir lieber, seit wann du dich so betrinkst?!", wollte er wissen und fing mich auf als ich einen Schritt vorwärts stolperte. „Seit du wieder da bist, falls du es genau wissen willst."; zickte ich zurück und lag auf einmal gänzlich in Harrys Armen. Zu unserer beiden Überraschung.