Harry Hook:
Wie weh es tatsächlich tat als Carlos die Einladung zum Ball angenommen hatte und wie bitter ich alles andere darum herum fand, wurde mir erst kurz später bewusst. Carlos war mein, oder ich wollte ihn zurück. Carlos hatte mich geliebt, wie konnte er da nur mit einem anderen gehen? Das und noch mehr spukte mir im Kopf herum. Niemand konnte mir das Wasser reichen. Es gab von mir nur das Orginal. Ich konnte nur hoffen, dass Carlos das auch noch heraus fand. Dass, wenn er mich wollte, er mich nicht ersetzen konnte. Dass er mich irgendwie wollte, da war ich mir sicher. Zumindest in mein Bett wollte er. Oh verdammt, reiß dich zusammen. Ich zog an meinen Haaren als ich durch sie hindurch fuhr. Ich schnappte mir erneut meine Bürste und richtete meine Haare erneut. Gleich würde der Ball anfangen. Wir hatten keinen Treffpunkt vorab ausgemacht. So groß war der Ball'saal' schließlich nicht, dass man sich übersehen konnte. Im Zimmer schnappte ich mir die Anzugjacke und zog sie über das weiße Hemd. Ich haderte mit mir, ob ich die Krawatte umbinden sollte oder nicht. Ich wollte nicht, aber vermutlich gehörte das dazu.
Das Licht war etwas gedämpfter gehalten als ich die Halle betrat. Musik lief bereits und Deko fand sich auch überall. Genauso wie heraus geputzte Pärchen und hier und da Stände oder Tische, die für das leibliche Wohl sagten. „Dachte du wolltest nicht auf den Ball." Gil stand im Anzug neben mir. Der Anblick war immer noch höchst gewöhnungsbedürftig, auch, wenn ich ihn bereits so gesehen hatte und die Schuluniform ja auch irgendwie ein Anzug war. Aber blieb die Uniform lästig und Uniform für mich. Mittlerweile blendete ich meistens aus, wie lächerlich ich darin aussah. Ich schüttelte den Gedanken ab. Jetzt hatte ich den maßgeschneiderten Anzug von Evie an und der gefiel den wichtigsten Leuten. Carlos, und alle anderen interessierten mich nicht.
„Wollte ich auch nicht." „Okay." Gil nickte und sah sich mit mir um. Wobei unsere Augen beide nach was anderem Ausschau hielten. „Ich geh wieder zu deiner Schwester." informierte er mich und war schon unterwegs. Ich ging etwas weiter in die Halle hinein. Es standen ein paar Tische herum, an denen man sich zusammen setzen und essen konnte, davon entfernt lag die Tanzfläche. Zumindest tanzten dort schon ein paar Leute. Carlos stand am Rand davon und sah in die Leute herein.
„Kann ich dich um einen Tanz bitten?" Langsam gesellte ich mich an seine Seite. Carlos sah mich an. Seine Augen ruhten unruhig auf mir. „Nein, ich bitte dich um einen Tanz." meine Stimme klang ernster und ich hielt ihm meinen Arm hin. Er schluckte und sah sich kurz um bevor er meinen Arm nahm. Wir stellten uns in eine klassische Tanzposition.
„Deine Schwester will, dass ich dir vergebe oder irgendwie so was..wobei es ist CJ und da habe ich keine Ahnung was sie will." fing Carlos an und verlor sich dann irgendwo. „Ich kann dir nicht vergeben." Ich sah ihn spärlich an. „Ich weiß. An dem, was ich getan habe, ist nichts zu vergeben dran." Ich konnte ihm nicht in die Augen sehen. „Wie geht es deiner Seite?" Ich musterte seine Erscheinung. Der Anzug stand ihm gut, die Krawatte auch. Auch, wenn er ein starker Mann war, machte es etwas den Anschein, dass er noch hinein wachsen musste. Aber das machte ihn irgendwie auch lebendig und anziehend süß. Seine Körperhaltung war gerade und seine Bewegungen sicher. „Besser." Carlos vertiefte seine Antwort nicht. Ich nickte. Wenig später hielt Carlos uns an. Als ich seinem Blick folgte sah ich den Abschlussschüler. Er sah uns nicht. „Ich gehe jetzt besser. Ich habe schließlich eine Verabredung." Carlos machte sich von mir los. Ich ließ ihn. „Ja. Ich muss auch mal meine Schwester suchen. Immerhin glaubt sie, dass ich wegen ihr hier bin." Ich ging in die andere Richtung fort.
„Da bist du ja endlich. Ich wollte schon eine Suchanzeige aufgeben, auch wenn Gil gesagt hat, dass er dich schon gesehen hat." Harriet sah wirklich gut in ihrem Kleid aus. Es war das Kleid von der Hochzeit im Schloss, aber sie hatte es etwas abgeändert. Zudem hatte sie heute ihre Haare gelockt. Ich hob die Augenbrauen. „Ja, bin da. Gut siehst du aus, schätze ich." Sie verdrehte die Augen. „Wollte mal was ausprobieren." Sie musterte mich und nickte anerkennend. „Willst du auch etwas essen?" CJ tauchte an meiner Seite auf und umklammerte meinen Arm schon, bereit zum Gehen. „Klar." antwortete ich nur und folgte ihr. Harriet konnte gar nicht so schnell gucken, wie wir weg waren. Am Buffet füllte CJ sich einen Teller. „Sicher, dass Ballprinzessinen dass alles essen dürfen?" neckte ich sie und nahm mir auch ein paar der aufgestellten Snacks. Abendessen hatte es schon gegeben, das waren wirklich nur Sachen für den kleinen Hunger. CJ warf mir einen finsteren Blick zu und sie ließ sich genüsslich ein Partywürstchen mit Ketchup in den Mund gleiten.
„Ich hab gesehen, Freddie ist auch hier." sagte ich und beobachtete das Mädchen am anderen Ende des Raumes. Wie auch immer sie das geschafft hatte. CJ zuckte mit den Schultern und ging mit ihrem Teller zu Harriet und Gil zurück. Ich folgte ihr. Sie hatte mit Carlos geredet. Warum auch immer. Ich wollte wissen, was genau sie zu ihm gesagt hatte und von ihm wollte, aber ich ließ es ihre Sache sein. Es war aber hoffentlich nichts, das gegen mich arbeitete. Sie war in den Sommerferien nicht besonders begeistert davon gewesen, dass er und ich zusammen waren. Mein Blick lag auf meiner kleinen Schwester. Sie hatte ihren eigenen Kopf und genau, wie wir alle von den Hooks, setzte sie ihn auch durch. Wie sie wohl ohne Harriet klar kommen würde? Zum Glück war Harriet unsere große Schwester. Es würde ihr also zumindest nicht so gehen, wie mir ohne Carlos.
Mein Blick ging in die Tanzmenge. Carlos tanzte gerade mit seiner Verabredung. Aiden, ein Klassenkamerad von Harriet, soweit ich wusste. Meine Hände verkrampften sich um den Teller. „Isst du noch?" Gil unterbrach seine Turtelei mit meiner Schwester kurz. „Nein." Ich gab ihm den Teller. „Danke." Er nahm das Gespräch mit Harriet wieder auf. CJ mischte sich ein.
„Ich brauche noch einen Tanz." Ich schob mich zwischen Carlos und den anderen. „Hey. Wir sind hier verabredet. Außerdem solltest DU ihn wohl besser in Ruhe lassen. Verschwinde." Doch ich hatte ihm meinen Rücken zu gewandt und ignorierte ihn so gut es ging. Carlos sah mir ins Gesicht. „Schon okay. Ich bin gleich wieder da." sagte er zu seiner Verabredung und zog mich ein Stück von ihm weg. „Es tut mir trotzdem unendlich Leid und, wenn du irgendwann bereit bist für einen Kuss von mir, werde ich alles dafür tun, um dir das zu geben. Und wie ich mich kenne, wahrscheinlich auch noch vieles anderes." Ich sah ihm in die Augen während das Lied um uns herum ausklang. Unser Tanz war zu Ende und ich musste jetzt hier dringend weg.
DU LIEST GERADE
Unexpectedly 2
RomanceDie Story spielt nach dem dritten Teil, lediglich mit dem Unterschied das die Kinder der verlorenen Insel unter anderem Uma, Gil und Harry auf die Auradone Prep kommen. Um den neuen Schülern den Einstieg in den Schulalltag zu erleichtern kommt jedes...