Kapitel 24

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Carlos:

„Verdammte scheiße was macht er wieder hier?!", kaum waren wir in Diegos Wohnung angekommen fing er schon an wie eine eingesperrte Raubkatze auf und ab zu laufen, während ich nur mit den Schultern zuckte. Ich stand immer noch unter Schock. Harry war wieder da. Ich hatte eigentlich nicht damit gerechnet das ich ihn jemals wiedersehen würde, und auf einmal stand er da. Geistesabwesend fuhr ich mir durch die Haare und bemerkte dadurch Diegos besorgten Blick erst mal nicht. „Alles gut?", er stupste mich sanft an und ich drehte meinen Kopf zu ihm um. „Ich weiß es nicht. Ich fühl mich ein bisschen überfahren.", murmelte ich und Diego nahm mich einfach schweigend in den Arm und streichelte mir schweigend über den Rücken. Wir brauchten keine Worte. „Du hättest ihm das nicht an den Kopf schmeißen müssen.", murmelte ich gegen seine Schulter und öste unsere Umarmung. „Das er dich gebrochen hat? Ich finde schon. Er soll wissen was er angerichtet hat. Ich bedauere nur ihn nicht noch härter geschlagen zu haben."; brummte er und erst jetzt bemerkte ich die kleine Platzwunde über seine Augenbraue. 

Seufzend ging ich ins Bad und holte den Verbandskasten, bevor ich Diego andeutete sich auf die Couch zu setzen. Sorgsam desinfizierte ich die Wunde, cremte sie ein und klebte ein Pflaster drüber. „Du hättest dich nicht mit ihm schlagen müssen."; durchbrach ich die Stille, nachdem ich den Kasten wieder zurück an einen Platz gebracht hatte. „Ich finde schon. Er hat es verdient das ihm einer zumindest ansatzweise genauso viel Schmerz zufügt, wie er dir zugefügt hat.", darauf antwortete ich nicht. Harry war wieder da, und es sah so aus als würde er auch erst mal wieder bleiben. Zumindest hatte er seinen Seesack dabeigehabt. Wobei das bei ihm nichts heißen musste. Er hatte ja Carlos 2, also konnte e jederzeit wieder das weite suchen. Vielleicht war er auch nur zu besuch. „Ich wird dann mal wieder zurück zur Schule gehen, ich hab noch ein paar Hausaufgaben zu erledigen.", wandte ich mich an Diego der sich mittlerweile ein Bier aufgemacht hatte. „Soll ich dich fahren?", wollte er wissen und wollte die Flasche schon zur Seite stellen, doch ich schüttelte den Kopf. „Ist schon gut, ein Spaziergang wird mir guttun."; ich schnappte mir meine Sachen drückte ihn noch mal hastig und machte mich dann wieder auf den Weg. Jedoch nicht direkt zur Schule. Ich setzte mich auf eine Bank im Dorf und erledigte dort etwas umständlich meine Hausaufgaben. Ich wollte nicht weiter negativ auffallen im Unterricht. Aber in mein Zimmer wollte ich momentan auch nicht. Die Bibliothek konnte ich wahrscheinlich heute nach Harrys Auftauchen auch vergessen. Sicher zerrissen sich schon alle das Maul über ihn... und mich. 

Seufzend machte ich mich schlussendlich doch auf den Weg zur Schule, duschte mich und ließ mich einfach erschöpft in mein Bett fallen. „Carlos! Carlos wach auf!", eine raue Stimme riss mich aus meinem Alptraum und es dauerte einige Sekunden bis ich realisierte das es nicht Toby war der mich geweckt hatte, sondern Harry. Ich erschreckte mich so sehr das ich instinktiv von ihm wegkrabbelt und hinterrücks vom Bett fiel. Mein Kopf schlug unangenehm gegen den Nachttisch. „Alles ok?", Harry Kopf tauchte wieder über mir auf. „Scheiße was machst du hier?!", fauchte ich und stieß ihn von mir weg. Er war mir zu nah. „Ich hab dich schreien gehört und dein Mitbewohner hat es wohl diesmal nicht geschafft dich zu wecken."; er deutete auf einen schuldbewusst dreinschauenden Toby der ebenfalls neben meinem Bett stand. Jetzt erst fiel mir auf das Harry lediglich eine Boxershort trug. Kurz huschte mein Blick über seinen Oberkörper bevor ich meine Miene wieder in den griff bekam. 

„Wie kannst du mich schreien gehört haben?!", zischte ich daher nur und rappelte mich auf. „Ich hab das Zimmer neben an.", zuckte er mit den Schultern. „Das ist wohl ein schlechter Scherz."; knurrte ich und sah kurz zu Toby der aber nur den Kopf schüttelte. „Schön. Das hier ist aber nicht dein Zimmer, also verschwinde! Und zwar sofort. Und wage es dich nicht mehr hier einfach reinzuplatzen. Dazu hast du kein Recht verstanden?!", damit bugsierte ich ihn hinaus auf den Flur und knallte ihm die Tür vor der Nase zu.

„Mach nicht mehr zu lange Carlos und vergiss nicht danach abzuschließen."; Lonnie warf mir den Schlüssel der Trainingshalle zu, welchen ich nur schweigend auffing und zur Seite legte. Harry war heute tatsächlich im Unterricht gewesen. Ob er beim Frühstück und beim Mittagessen gewesen war, wusste ich nicht, davor hatte ich mich gedrückt. Ich hatte keine Lust auf die Blicke oder die dummen Fragen. Ich konzentrierte mich wieder auf mein Schwert und schlug wieder auf den Dummie ein. Bis ich die Tür ins Schloss fallen und ein leises Klicken hörte. Mit gezogenem Schwert fuhr ich herum und sah einen grimmig dreinschauenden Harry an der Tür stehen, die er gerade mit Lonnies Schlüssel abgesperrt hatte. Den Schlüssel steckte er demonstrativ in seine Hosentasche. 

„Du hast kein Recht dazu hier zu sein. Soweit ich weiß ist es dir verboten Waffensport zu betreiben.", knurrte ich, ließ mein Schwert jedoch nicht sinken. Harry hob seine Hände. „Ich habe gar keine Waffe bei mir und auch nicht vor eine zu benutzen.", er drehte sich, um mir wohl zu zeigen, dass er wirklich nicht mal seinen Haken trug. Ich ließ mein Schwert sinken und sah ihn aus kleinen Schlitzen an. „Rück den Schlüssel wieder raus."; knurrte ich. Harry trat einen Schritt auf mich zu und ich einen zurück. Das Spiel ging so weit bis ich die Wand im Rücken hatte und er nur noch eine Nasenlänge von mir entfernt war. „Nein...", hauchte er und ich konnte seinen Blick zu meinen Lippen gleiten sehen. Doch da reichte es mir. Meine Faust traf ihn in der Magengegend und Harry kippte schnaufend nach vorne. 

Unexpectedly 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt