Kapitel 48

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Carlos:

„Ach so, ja dann... denkst du nicht das es ein bisschen gefährlich ist bei den Witterungen mit dem Motorrad zu fahren?", kritisch sah mir Harry dabei zu wie ich das Werkzeug in meinem Bike verstaute. Ich zuckte mit den Schultern und sah auf die verschneite Straße. Eigentlich hatte er Recht. Es war fast Wahnsinn mit dem Bike herum zu fahren, das hatte ich auf dem Weg hier her auch schon bemerkt. Aber ich würde ihm jetzt sicher nicht zustimmen. „Das geht schon. Man muss eben vorsichtig fahren.", brummte ich nur und setzte meinen Helm auf, bevor ich den Motor startete und mich auf das Kraftfahrzeug vor mir setzte. „Dann fahr vorsichtig und pass auf dich auf.", Harrys Hand legte sich kurz auf meine was meinen Blick auf unsere verbundenen Körperteile fallen ließ. Es war als würde er mir die Hand verbrennen. Welch eine Ironie. „Ja sicher.", ich gab Gas und fuhr, ohne ihn noch einmal anzusehen los. Es war komisch gewesen mit Harry zusammen auf dem Schiff zu sein. Klar hatte er mich vor einiger Zeit erst aus seiner Hängematte geholt als ich auf die Schnapsidee gekommen war dort zu nächtigen, aber das heute war etwas anderes gewesen. 

Es war auf eine gewisse Weise angespannt, aber nicht unangenehm gewesen. Und doch war mir aufgefallen das es Harry nicht gut zu gehen schien. Irgendetwas hatte ihn aufgewühlt, und das war nicht mein kurzer Angriff auf ihn mit dem Schraubenzieher gewesen. „Es tut mir leid.", war der Satz der zitternd über seine Lippen gekommen war und der seitdem immer wieder in meinem Kopf auftauchte. Was genau meinte er damit? Ich konnte es mir einfach nicht erklären. Auch was er da oben in den Segeln getrieben hatte. Er hatte nachgedacht hat er gesagt. Aber über was? Wohin er nach dem Schulabschluss wieder hin verschwinden würde? Vielleicht dachte er auch an irgendjemanden den er unterwegs kennengelernt hatte. Stopp! Das geht mich gar nichts mehr an. Harry gehört nicht mehr zu mir. Das hat er im Grunde genommen sowieso nie gänzlich. Energisch schüttelte ich den Kopf und zog dabei unbewusst leicht am Lenker. Das Motorrad kam ins Wanken und ich griff instinktiv an die Bremse. Das Vorderrad blockierte zwar augenblicklich, und doch rutschte das Rad über die gefrorene Straße und das Bike geriet in Seitenlage. 

Bevor ich auch nur noch ansatzweise reagieren konnte, schlitterte ich über die schneebedeckte Straße, bis ich zischend auf der Seite liegen blieb. Ich spürte genau wo mir die Straße die Haut aufgeschürft hatte, und dass, obwohl ich eine Jacke getragen hatte. „Um Gottes Willen Junge!", eine etwas ältere Frau kam aus einem der Läden herausgelaufen, und ich erkannte sie als die Dame bei der Harry und ich einmal Muffins gekauft hatten. „Schon gut, alles halb so schlimm...", stöhnend setzte ich mich auf und klopfte mir den Schnee von der Brust. „Das sieht aber ganz und gar nicht so aus als wäre alles gut. Was hast du dir denn dabei gedacht bei dem Wetter mit deinem Motorrad zu fahren."; kopfschüttelnd sah sie mir ins Gesicht und half mir auf die Beine. Meine Knie und Hände zitterten leicht, aber das kam sicher nur durch den kleinen Schock. „Bist du sicher das wir nicht doch den Krankenwagen rufen sollen?", die ältere Frau musterte jeden meiner Bewegungen genau. 

„Nein ich komm schon klar, so schlimm war es wirklich nicht. Ich wird das Motorrad den Rest schieben also keine Sorge. Aber danke für ihre Hilfe.", lächelte ich die Dame noch mal an, bevor ich mein bike vom Boden Hoch wuchtete und mich wieder auf den Weg machte. Meine Fingerknöchel schmerzten und waren voller Blut, was die ganze Schiebe Aktion nicht gerade angenehmer gestaltete. An der Schule angekommen stellte ich mein Bike an seine gewohnte Stelle und sah mir verärgert die zerkratzte linke Seite meines Gefährts an. Gut das Harry das nicht gesehen hatte. Ich steckte meine verletzten Hände mit zusammengebissenen Zähnen in meine Hosentaschen und lief mit gesenktem Kopf auf schnellstem Wege in Toby und mein Zimmer. Zu meinem Glück oder meiner Erleichterung, war dieser wohl gerade mal wieder unterwegs. Wahrscheinlich bei seiner fast Freundin. Aber das sollte mir nur recht sein. Jetzt erst bemerkte ich wie sehr mein Körper zitterte und ich jetzt langsam die Kälte spürte, in der ich herumgelaufen war. Brummend ging ich ins Badezimmer und zog mir meine Jacke und meinen Pullover aus. Meine Linke Körperhälfte war rot und auf meinem Rippenbogen schimmerte es bläulich. Die Badezimmertüre wurde aufgerissen und ein gehetzt aussehender Harry stand plötzlich in meinem Bad. „

Scheiße..."; seine Augen wurden groß als er meinen Oberkörper musterte und meine Hände zu sich zog, um sie sich genauer anzusehen. Ich war so verdutzt das ich nicht wirklich reagiert. „Was machst du hier?", brachte ich dann nach ein paar Sekunden hervor und spürte, wie ich rot wurde. „Die Bäckertante hat mir erzählt das du gestürzt bist und als ich hier war und dein Bike gesehen hab... Fuck ich hab dir doch gesagt es ist zu gefährlich."; er fuhr sich durch die Haare und konnte seinen Blick nicht von mir lassen. Ich versuchte meinen Oberkörper mit meinen Armen zu verdecken. „So schlimm ist es nicht.", murmelte ich, doch Harry drückte mich nur wortlos auf den Badewannen Rand, bevor er sich den Verbandskasten von der Wand nahm. 

Unexpectedly 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt