Kapitel 26

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Carlos:

Ich kam gerade von meiner nächtlichen Joggingtour zurück und bog in unseren Korridor ein, als Harrys Zimmertür aufging. Schwer atmend ging ich an ihm vorbei und zu meiner Zimmertür. „Seit wann bist du so früh wach?", sprach er mich doch noch an und ich hielt instinktiv inne. Ich warf ihm einen abweisenden Blick zu. „Das geht dich nichts an Hook.", damit verschwand ich dann auch wieder in mein Zimmer und hüpfte unter die Dusche bevor Toby aufwachte. Als ich gerade mein Hemd schloss, trat auch Toby angezogen aus dem Bad und blieb vor mir stehen. „Kann ich dich was fragen?", wollte er wissen. Sein Blick war aufgeregt... fast ängstlich. „Wie lang kannst du dieses Feuerding schon?", wollte er wissen nachdem ich nur kurz genickt hatte. Ich seufzte. „Seit letztem Sommer.", ich schnappte mir meinen Rucksack. „Aber du würdest mich nicht grillen, wenn ich dir mal auf die Nerven gehe, oder?", die Frage war so dumm, dass sie mich wirklich kurz zum Lachen brachte. 

„Nein Toby. Ich würde dich nicht grillen. Schließlich hast du mich die letzten Monate ertragen."; ich verzog mein Gesicht zu einem kurzen Lächeln und bog in einen anderen Gang. „Hey, zum Frühstück geht's aber da lang."; rief er mir noch nach. „Ich muss noch in die Bibliothek.", ich drehte mich nicht um, sondern ging einfach weiter. Mein Magen grummelte und zog sich schmerzlich zusammen, und ausnahmsweise war nicht Harry der Grund dafür. Als ich um die Ecke bog lehnte ich mich kurz erschöpft gegen die Wand und atmete schwer durch. Schweiß stand mir auf der Stirn während mich der Schmerz in meiner Magengegend fast in die Knie zwang. Hastig kramte ich einen der Müsliriegel, die ich immer mit mir herumtrug aus dem Rucksack und zwang ihn mir förmlich rein. Hinterher zog ich meine Trinkflasche aus dem Rucksack in der sich jedoch nur heißes Wasser befand. Aber das heiße Wasser und der Müsliriegel würden meinen Magen beruhigen. Es war nicht so dass ich nur wegen Harry nicht mehr zum Essen ging. Mittlerweile hatte ich ein richtiges Problem wieder regelmäßig oder genügend zu essen. Aber das war mein kleinstes Problem im Moment. 

Als ich vor dem Klassenzimmer ankam, war ich einer der Letzten obwohl die anderen im Gegensatz zu mir beim Frühstück gewesen waren. Jay setzte sich auf den freien Platz neben mich, weswegen ich ihn nur verwundert ansah. „Naja der Platz neben dir ist der einzige der frei wäre und ich will nicht das der Wichser dir zu nahekommt. Und Lonnie kann sich denk ich besser zusammenreißen als ich. Deswegen sitzt er besser bei ihr und nicht bei mir.", zuckte er nur mit den Schultern. Meine Augen wurden groß. An diese Gefahr hatte ich gar nicht gedacht das er ja neben mir sitzen müsste. 

„Danke Jay."; lächelte ich meinen besten Freund verhalten an, aber ihm schien es viel zu bedeuten den er wuschelte mir durch die Haare. Ich brummelte zwar, ließ ihn aber machen. Egal wie scheiße ich ihn in den letzten Monaten behandelt hatte, und das hatte ich definitiv, so gab er mich trotzdem nicht auf. Der Unterricht begann und die Lehrer testeten Harrys Wissen in jeder Stunde penibel genau. Keiner schien so ganz zu verstehen, warum er wieder in den Unterricht, gar auf die Schule durfte obwohl er fast ein halbes Jahr gefehlt hatte. Aber er bestand die Fragen mit Bravour. 

Wer weiß von wem er das ganze Wissen hatte. Wenn er alles auf seinen Reisen getroffen hatte... Bei dem alleinigen Gedanken daran wurde mir schlecht. „Geht's dir gut?", wollte Jay wissen als er sah, wie ich mich verkrampfte. Ich winkte nur ab und schrieb weiter mit. „Hey schaut doch mal!", rief eine Schülerin mitten in der letzten Stunde vor dem Mittagessen. Sie deutete aus dem Fenster. „Es schneit endlich."; auch mein Blick glitt aus dem Fenster und begegnete dem von Harry der im Gegensatz zu uns allen nicht raus sah, sondern nur mich anguckte. Hastig wandte ich meinen Blick wieder ab. Der Gong erlöste uns und ich versuchte so schnell wie möglich zu verschwinden. „Stopp."; Harrys Hand griff nach meinem Handgelenk und hinderte mich daran, in der Menge zu verschwinden. 

„Lass mich los."; knurrte ich. „Nein, du kommst mit zum Mittagessen.", brummte er und sah irritiert auf meinen Unterarm. Mein Hemd war ein Stück hochgerutscht und hatte meine aufgekratzte Haut entblößt. „Du hast mir nichts zu sagen.", knurrte ich und riss meine Hand von ihm los und zog hastig den Ärmel wieder runter. „Verpiss dich Hook. Was willst du von ihm?!", Jay trat an meine Seite und verschränkte die Arme. „Was ich von ihm will?! Habt ihr ihn euch schon mal angeschaut?! Ihr kümmert euch ja nicht um ihn, tolle Freunde seid ihr!", bevor Jay reagieren konnte hatte sich Harry schon eine Ohrfeige von mir zugezogen. „Du greifst meine Freunde nicht an! Du hast dich die letzten Monate auch nur um dich selbst gekümmert also wag es nicht mich oder meine Freunde anzugreifen!", zischte ich ihm ins Ohr bevor ich mich an ihm vorbeidrückte und durch die glotzende Menge verschwand. 

Unexpectedly 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt