Kapitel 9

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Harry Hook:

Ich spürte meinen Atem über meine Zähne streichen. Meine Augen schlugen zu und wieder auf. Carlos blutechter Vater war nach hinten gestolpert, weil Carlos ihn mit einem Feuerball getroffen hatte! Oh und sie standen in Flammen. Beide. Mein Freund brannte. Brannte, nicht verbrannte. Das war...wäre ich nicht so wütend fände ich das heiß. Ich stürzte knurrend nach vorne. „Hast du sie noch alle?? Wolltest du mich gerade wirklich angreifen?" Zum Glück hatte ich mein Schwert vom Strand mitgenommen und hielt es dem Kriegsgott selbst jetzt an die Kehle. Also kurz davor, ich wusste nicht, wie sich das Feuer bei Berührung verhielt. Ich wollte ungern selbst in Flammen aufgehen. Ich war nicht lebensmüde. „Tu das nie wieder! Droh mir nicht, droh meinen Leuten nicht und ganz sicher, droh meiner Crew nicht!" Ich fühlte mich wie vom Teufel besessen während ich ihn anfauchte. Das war etwas, das er verstehen musste. Er begann dröhnend zu lachen und Carlos stellte sich an meine Seite. „Da will er mich angreifen. Siehst du, du bist nichts weiter als seine Crew." sein Blick ging zu meinem Freund. Ich knurrte und stieß das Schwert in seine Seite. Es surrte in der Luft zwischen den Flammen an seinem Arm und seinem Oberkörper. „Du hast nicht das Recht seine Beachtung zu kriegen!" 

„Er ist ein waschechter Pirat. Ihm bedeutet seine Crew mehr als alles andere! Ich bin nicht nur ein Platz in deinem Stammbaum!" verteidigte Carlos mich vor dem Typen, der seine Aufmerksamkeit nicht verdiente. Das zeigte ich ihm jetzt auch. Ich machte einen Schritt nach vorne, schnitt mit meinem Schritt und zu meinem Erstaunen machte er sogar einen Schritt zurück. Doch nicht ganz so angstlos gegenüber meinem Schwert. „Du hast es nicht verdient, mit ihm verwandt zu sein! Du hast ihn missachtet. Hast ihn gar nicht erst kennen gelernt sondern direkt in deine Muster gedrängt. Du weißt nichts über ihn! Du bist immer da aufgetaucht, wo er gequält und gefoltert wurde! Du bist genauso schlimm, wie der Ort an den du ihn gezwungen hast zu sein. Er hasst den Ort, er hasst die ganze Insel! Du weißt gar nichts über ihn!" Er wich immer weiter zurück während ich einen Schritt nach dem anderen machte. Ich hatte den Zorn unter meinen Nägeln. Ich hasste ihn. Ich hasste Carlos Mutter. 

„Ich muss dir nicht sagen, wie sehr ich seine Vergangenheit hasse. Und du bist ein Teil davon! Du warst nicht existent, aber jetzt bist du da und er kann dich aus seinem Leben streichen. Du tust ihm rein gar nichts Gutes! Du bist ein Belastung, eine Erinnerung an hässliche Zeiten. Du bist der schwarze Fleck in seinem Stammbaum." Ich knurrte und funkelte ihn finster an. Carlos zog an meinem Arm und deswegen war ich stehen geblieben. Alles platzte aus mir heraus, alles, was sich die letzten Tage in mir aufgestaut hatte seit ich davon wusste. Carlos Blutsvater lachte, wenn auch nicht so wie vorhin, und beugte sich nach vorne. „Du willst mir weiß machen, du hättest eine Meinung zu unserem Leben? Weißt du was, kannst du gerne haben. Interessiert nur nicht. Carlos ist mein Spross und ich kümmer mich um ihn. Du bist jetzt abgemeldet. Und, wenn du noch einmal mit dem Ding vor mir herum fuchtelst, ohne es ernst zu meinen, grill ich dich." Ich grollte laut und erwischte ihn am Kinn als ich deutlich machte, wie ernst es mir war ihn mit meinem Schwert zu bedrohen. 

Nur konnte ich Carlos Vater schlecht zur Strecke bringen, das war, wie bei seiner Mutter. Nur hatte er seine letzte Chance schon verspielt. „Verdammt Sohn!" Ich hatte der steigenden Hitze neben mir nicht wirklich Beachtung geschenkt, aber jetzt sah ich Carlos an, nachdem er seinen Vater in Lava getränkt hatte. Zumindest hatte es für mich so ausgesehen. Carlos stand kräftig rot in hohen Flammen und jedes Feuer rauchte an der Spitze. Mein Feuerteufel. Der Typ schüttelte gerade seinen Arm aus als ich wieder zu ihm sah. „Ich liebe ihn. Wenn dir auch nur irgendwas an mir liegt, grillst du ihn nicht." Diesmal ging er auf ihn zu, gehüllt in das Feuer, das nicht mehr weg gehen wollte. „Kein Flämmchen, kein kleiner Funken, du hältst dich fern. Wenn er auch nur nach Rauch riecht werden wir sehen müssen, wie sehr wir verwandt sind. Außerdem werde ich dich anzeigen und bei deinen Eltern melden." 

Sein Feuer flackerte kurz aber es nahm nicht ab. Keine Ahnung, ob die letzten Argumente zogen, aber ich war beeindruckt, dass er sie aussprach. Das war Carlos. Sein Vater, ebenfalls noch in Flammen stehend, lachte wieder. Das Lachen wurde von mal zu mal weniger eindrucksvoll. „Ach Kindchen, du hast doch gar keine Ahnung, was du da machst. Hey!" Er wich einem weiteren Feuerball von Carlos aus. „Ich bin dein Vater!" „Du bist Nichts!" Ich sah ihn wieder finster an. Er sah ebenso finster zurück. Carlos schob sich zwischen uns. „Du störst unseren Urlaub. Verschwinde." Was auch immer der Typ sah, das ich nicht sah, veranlasste ihn zu gehen. Mit sich nahm er alles Feuer. Die Flammen an und um Carlos wurden kleiner bis sie aus waren. Seine gerade Haltung ließ nach. „Er ist weg." informierte er mich als könnte er das spüren. Ich sah mich trotzdem noch mal prüfend um bevor ich mein Schwert weg steckte. Mistkerl! 

„Alles okay bei dir?" fragte ich. „So irgendwie." Ich war immer noch dabei zu verdauen, dass mein Freund sich scheinbar in eine lebende Fackel verwandeln konnte. Oder eher werden konnte, er war ja immer noch er, also keine wirkliche Verwandlung. Aber es war schon noch deutlich anders als bei Hades, aber der war auch kein Gott mehr. Das musste ich in Ruhe näher bedenken. Ich sah Carlos verschmitzt an während er mir meine Frage bejahte. „Mir geht es gut und dir?" Er sah mich zerknirscht an. Mein Kleiner war nicht nur plötzlich romantisch sondern auch schon seit langem irgendwie harmoniebedürftig. Ich nickte. „Dank dir kein angekokeltes Härchen." Ich nickte noch mal. „Mir geht es gut." Carlos lächelte erleichtert und ich ging los Richtung Hütte. „Komm, lass uns zurück gehen. Du siehst aus als könntest du eine Pause vertragen." „Harry?" Er machte eine kurze Pause. „Es tut mir Leid. Normalerweise mache ich das nicht." Ich drehte mich zu ihm um und begegnete seinem zerknirschten Blick. 

„Du kennst mich. Das ist erst passiert als er aufgetaucht ist. Ich versuche wirklich, dass das nicht passiert. So bin ich nicht. Ich bin Carlos, nur Carlos. Mehr will ich auch gar nicht sein. Das ist wirklich..." Er verstummte sobald sein Blick auf dem Boden angekommen war. Vorsichtig sah er noch mal zu mir auf. Ich zuckte mit den Schultern. „Okay. Ich meine, ja, ich kenne dich. Verdammt, kenne ich dich!" rief ich aus. Da ließ ich mir auch von niemandem was anderes sagen! Ich hatte noch keine Beziehung so gut gekannt und geliebt wie ihn. „Mach dir keine Sorgen. Du wirst immer du bleiben. Mit kleinen Extras vielleicht." Carlos sah mich an. „Trotzdem tut es mir Leid. Ich werde das nie wieder machen. Oder zumindest nicht, wenn du dabei bist. Das...muss nicht sein." „Hey, ich bin jetzt nicht lebensmüde," Ich legte meinen Kopf schief „aber ich habe keine Angst vor dir. Nicht, weil du brennst." Die Ohrfeige traf mich. „Pass gefälligst auf dich auf!" Ich nahm seine Hand und sah sie mit schmalen Augen an. „Ich bin nicht lebensmüde! Ich habe keine Angst. Dass Kontakt mit Feuer gefährlich werden kann, ist klar." Ich versuchte ihn nicht so finster anzusehen. Er verschränkte seine Arme. „Gut." Er atmete tief durch.

„Auch, wenn es nicht mehr vorkommen wird, ich werde das regeln, wieder in Ordnung bringen, was auch immer das ist... Es ist schön, dass du keine Angst vor mir hast." Seine Stirn landete an meiner Schulter. Ich streichelte seinen, erstaunlich normal temperierten, Nacken. „Ich bin Harry Hook, ich habe keine Angst vor meinem Feuerteufel." Carlos ächzte. „Das ist nicht lustig." Er klang niedergeschlagen. „Aber du bist heiß, mein Teufel, das kannst du nicht ändern. Selbst wenn ich dich nicht anfassen kann, dann komm ich eben beim Zugucken." Ich drehte meinen Kopf etwas, um ihm einen Kuss auf die Haut zu verpassen und zog ihn dann mit mir zurück zu der Hütte. Wir hatten den Dreck, vor allem Sand, ein wenig weg gemacht und uns wieder eingerichtet. „Mach ruhig die Augen zu, ich weck dich zum Abendessen." Carlos zog mich mit ins Bett. „Bitte geh nicht." „Okay, okay, Babe. Ich bleib bei dir und beschütze dich vor dem bösen Mann." Carlos murrte kurz auf meine Worte und rollte sich, halb auf mir, ein.

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