Kapitel 49

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Harry Hook:

So schlimm ist es nicht, so schlimm ist es nicht, das war die Untertreibung des Tages! Ich dachte, ich hätte mir schon viel eingeredet, aber das ... Ich versuchte mich auf meine zitternden Hände zu konzentrieren während ich Carlos verarztete. Wie musste es werden, damit es für ihn schlimm war? Mein Herz raste, wenn ich daran dachte, welches Gefühl es in mir ausgelöst hatte, als die Bäckerdame mir davon erzählte. Ich schüttelte den Kopf. Jetzt hatte ich ihn wenigstens lebendig vor mir. „Zähne zusammenbeißen." sagte ich als ich an seine schlimmsten Stellen heran musste. Carlos wand sich weg, aber ich ließ nicht locker. „Kannst du nicht einmal..?" Ich biss mir die letzten Worte zurück. Meine Zunge schmerzte leicht zwischen meinen Zähnen. „Kann ich was?" fauchte Carlos während er zuließ, dass ich ihn anfasste. 

„Wenn es nicht besser wird, musst du zu einem Arzt." antwortete ich nur. Ihm etwas vorzuwerfen, von dem ich keine Ahnung hatte, war jetzt nicht angebracht. Carlos sagte nichts. Ich stand auf und ging ins Schlafzimmer während die Wundsalbe einzog. Ich holte ihm frische, trockene und vor allem wärmere Kleidung aus seinem Schrank, ich wusste ja, dass er umgezogen war. Carlos war bereits wieder aufgestanden und hantierte an sich und meiner Verarztung herum als ich zurück ins Bad kam. Zischend holte er Luft und ich tat es ihm fast gleich. Das musste schrecklich weh tun. Wie hatte ich ihn nur alleine einfach so fahren lassen können? Hätte ich das verhindern können? Ich war nicht seine Fürsorgeperson, das wussten wir alle. Er konnte auf sich selbst aufpassen. Zumindest sollte er das. Ich legte ihm das Hemd um die Schultern. Er zuckte leicht zusammen und zog es sich dann an. Das zuknöpfen fiel ihm schwer. 

„Danke. Das wars dann aber auch. Du kannst gehen." sagte Carlos ohne mich anzusehen. Ich sah seinen gesenkten Blick im Spiegelbild. „Soll ich dir noch einen Tee holen? Eine Wärmedecke oder etwas gegen die Schmerzen? Kekse?" Vermutlich brauchte er nur die Hälfte davon, aber ich würde ihm alles holen, wenn es ihm half. „Nein." Ich nickte auf seine Abwehr. „Okay." „Du kannst gehen." wiederholte er und drehte sich zu der Tür und mir um. Er schob mich nahezu rückwärts. „Wenn du was brauchst, ich bin nebenan. Schrei einfach, ich hör dich schon." Ich ließ ihn zu seinem Bett durch. Er war gerade an mir vorbei als er sich noch mal zu mir umdrehte. „Du bist nicht mein Freund. Geh einfach." Seine Augen funkelten mich an. „...Gute Besserung." mehr kam mir nicht über die Lippen bevor ich an ihm vorbei und aus seinem Zimmer ging. Er hatte Recht. Aber ich wäre es gern. In meinem Zimmer schmiss ich meine kalten Klamotten von mir und fiel aufs Bett. Das Lederhalsband und die Leine hatte ich wieder zurück in die Schublade auf dem Schiff geräumt. Ich hatte nichts in der Hand. Ich fluchte leise.

Carlos versuchte sich bis auf die Verletzungen an seiner Hand nichts anmerken zu lassen. Aber so lange es nicht schlimmer wurde, war es wohl seine Sache.

„Hast du einen Moment Zeit? Ich... Gehst du mit mir zum Abschlussball? Ich weiß, wir kennen uns kaum, aber ich wollte es zumindest versuchen." Ein Schüler aus dem Jahrgang über uns stand vor Carlos. Er ließ ihn auf eine Antwort warten und ich hielt neugierig die Luft an. Carlos Kopf drehte sich zu mir. Na ich würde ihn nach gestern ganz sicher nicht fragen. Den Korb ersparte ich mir lieber. Er nickte ganz langsam. „Ja." Aber um einen Tanz würde ich ihn auf jeden Fall bitten. Das ließ ich mir dann doch nicht entgehen. Ich sah ein leichtes Lächeln auf Carlos Lippen als er den anderen ansah. Der Andere strahlte. „Sehr schön ich freu mich. Ich hol dich ab." Ich verließ den Flur und durchquerte das Gebäude. Ich hatte noch was zu tun. 

„Besorg mir eine Karte mit. Ich komm mit zum Ball." Ich machte bei Harriet halt. Sie sah mich überrascht an und lächelte dann. „Echt? Cool. Dann sind wir Hooks noch mal alle zusammen. CJ hab ich auch schon eins besorgt. Sie mag doch ihr Kleid von Evie so gern, das kann sie dann doch nicht nur auf Mals Hochzeit angezogen haben. Außerdem ist das mein Abschluss." Harriet sah mich gut gelaunt an. „Ganz genau, es ist dein Abschluss." Ich nickte. Das war auch der einzige Grund, weswegen ich überhaupt auf den Ball kam. Da er eher unplanmäßig zu Stande kam, durch den verzögerten Abschluss der Inselkinder, konnten auch nur die Absolventen, ihre Familie, sofern es welche gab, und ihre Begleitung hin. „Du darfst aber niemanden mitbringen." sagte sie mir eindringlich. Ich schnaubte. „Wen soll ich denn mitbringen?" Bevor sie noch etwas sagen konnte, wandte ich mich wieder von ihr ab. 

„Wir sehen uns dann beim Ball. Oder falls du vorher einen Treffpunkt klar machen willst. Muss weiter." Im Gehen winkte ich ihr, aber ob sie das erwiderte sah ich nicht mehr. Jetzt musste ich nur noch gucken, dass ich den Anzug von Evie bis zum Ball Falten frei bekam.

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