Damals...

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...und du darfst nicht lachen..."
Robert war etwas verwirrt und legte dann beschützend seinen Arm um den Jüngeren. "Christian, warum sollte ich denn lachen? Und Zeit habe ich genug..."
Seufzend legte Christian seinen Kopf an Roberts Schulter und ließ sich so tief es ging in die Geborgenheit, die Robert ausstrahlte, sinken. In dessen Armen fühlte er sich sicher, also begann er langsam zu erzählen: "Damals...

> Justus, Aurelius und Christian sind die BadBoys des lokalen Gymnasiums, keiner wagt es ein Wort gegen sie zu erheben. Sie haben das Dachgeschoß der Großeltern zur Chefetage umgebaut, spielen dort ganz weltmännisch Manager und verkaufen im Namen ihrer eigenen Firma PR-Konzepte an Kunden, die ihre Väter sein könnten. In die Schule gehen die drei nur noch weil sie das Abiturzeugnis wollen - beibringen kann ihnen dort niemand etwas.

Es ist das dreizehnte Schuljahr und ein neuer Schüler wechselt in ihre Stufe, Tino. Er trägt Anzug und Krawatte, er sticht den drei Playern direkt ins Auge, endlich kein Geringverdiener!
Schnell wird er in die Clique integriert und besonders Christian versteht sich gut mit ihm.
Sehr gut.
Sie können tiefe Gespräche führen oder sich einfach anschweigen, ohne dass es unangenehm würde und ihre Freundschaft geht immer tiefer, tiefer als sie mit Justus oder Aurelius je war.
Christian ist verwirrt; eine Freundin hat er noch nie gehabt, verliebt sein kennt er als Gefühl garnicht. Das, was er für Tino empfindet kann er nicht einordnen und genau das macht ihm Angst. Trotzdem fühlt er sich auf eine spezielle Weise von ihm angezogen.
Eines Nachmittags ringt er sich dazu durch, Tino darauf anzusprechen. Christian hat Angst so ihre Freundschaft zu zerstören, oder dass Tino kein Verständnis für ihn hat.
Diese Sorge ist aber völlig unbegründet, Tino versteht ihn, anders gesagt; Tino geht es genauso.
An diesem Tag bekommt Christian seinen allerersten Kuss.

Ein, zwei Wochen später verplappert sich Tino und es kommt raus, dass er auf Männer steht. Das entgeht Justus natürlich nicht, er hat dafür absolut kein Verständnis und beginnt beleidigende Dinge von sich zugeben.
Keiner aus der Stufe traut sich, sich auf Tinos Seite zuschlagen, auch nicht Christian- zu groß ist die Angst vor Justus' Antipathie, die Angst davor genauso fertig gemacht zu werden.
Tinos Outing nehmen Justus und Aurelius als Anlass, ihm die verbleibende Schulzeit schwer zu machen. Christian findet aber keinen Mut Tino beiseite zu stehen. Er lässt sich von Justus und Aurelius mitreißen, er kann es ihnen nicht sagen, er will nicht seine besten Freunde verlieren. Also bleibt er stummer Betrachter. Es ist jedesmal ein zermürbendes Gefühl, Tino am Boden sehen zu müssen und ihm nicht helfen zu können. Er traut sich einfach nicht. Sie wechseln kein Wort mehr miteinander.

Das ändert sich auch nicht mehr bis zu dem Tag der Zeugnisausgabe, dem Tag an dem Christian Tino zum letzten Mal sah.<



--- Ja Hallo! Das Kapitel ist (teilweise) von der Stern TV Reportage inspiriert, aber habe natürlich einiges ergänzt. Ich find es ist etwas komisch geworden, aber vielleicht liegt das auch an der anderen Zeitform? Ich weiß es nicht, hoffentlich hat's euch trotzdem irgendwie gefallen^^ Das nächste Kapitel wird wieder "normal" ;)) ---

Verbotene Liebe im BundestagWo Geschichten leben. Entdecke jetzt