Kapitel 14 - Yoshida Akira

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Noch immer war Tokio von Regenfällen heimgesucht; er fiel unaufhörlich vom wolkenverhangenen Himmel und schlug fast schon trommelnd auf. Was für ein Unwetter, dass sie plötzlich heimgesucht hatte. Akira fuhr sich und Midorima bereits nach Shinagawa, doch auch an ihnen war der Wetterumschlag nicht spurlos vorbeigegangen. Der Geruch nasser Kleidung vermischt mit Kaffee breitete sich in dem Gefährt aus, gleichwohl Yoshida die Heizung und Lüftung im vollsten Maße angeschaltet hatte.

Shintarō war dabei, seine Brillengläser zu putzen, die erneut von Tropfen bedeckt waren. Sein feuchtes Haar klebte an seiner Stirn, ebenso wie seine Kleidung an seinen Schultern wie eine zweite Haut haftete. Akira ging es da nicht viel anders... Ihr zuvor glattes Haar kräuselte sich, von ihrem Haaransatz lief ein Rinnsal herunter, den sie beiläufig fortwischte. Ihre dicke, karierte Stoffjacke war an den Schultern durchnässt und ihre Beine fühlten sich unangenehm an; einerseits wegen des hitzigen Schmerzes der leichten Verbrühungen, anderseits wegen der Nässe der Strumpfhose.

„Sorry, ich habe mir wohl den falschen Tag für einen Stadtbummel ausgesucht. Heute läuft so gar nichts richtig", seufzte sie mit einem beinahe schon reumütigen Lächeln, das ihre Lippen zierte. Es war ungewohnt für Shintarō, Yoshida nicht fröhlich oder gelassen zu sehen. In dieser Hinsicht war sie eigentlich wie Takao – bewaffnet mit einem unerschütterlichen Lächeln. Doch allem Anschein nach, gab es auch Momente, in welchen diese wandelnden Sonnenscheine ihren Frohsinn verloren.

„Machst du dir jetzt nicht zu viele Gedanken?", fragte er, seinen Kopf auf seiner Hand gestützt. „Wer hätte gedacht, dass du mich nun in dieser Hinsicht tadelst", erwiderte sie, ein wenig in ihrem Sitz versinkend, während sie den Blick weiterhin auf der Straße behielt. „Du bist eben auch nicht unfehlbar", erwiderte Midorima, bemerkend, dass dies nicht die beste Wortwahl war, „was nicht heißen soll, dass du den Eindruck vermittelst, das von dir zu denken, es ist nur", fing er an, sich zu rechtfertigen. Und das war der Punkt, in welchem er in Verlegenheit geriet... Was in Oha-Asas Namen trieb er nur wieder?

„Ha! Ich weiß schon. Wir sind alle Menschen, richtig?", fragte sie ihn lachend. Ob sie über seine Nervosität oder seine Wortwahl lachte, wusste er nicht. Doch ihren Worten Bestätigung verleihend, hatte sie ihren linken Arm nach ihm ausgestreckt und kurz ihre Hand auf seine Schulter gelegt. Durch seine durchnässte Kleidung fühlte es sich beinahe so an, als berührte sie seine Haut direkt. Er konnte die Wärme ihrer Hand spüren und sie blieb auch danach noch an seiner feuchten Kleidung haften, als sie ihre Hand wieder weggezogen hatte. Seine rechte Schulter prickelte, wie Brausepulver in Kombination mit Wasser – es kostete ihn die restlichen seiner klardenkenden Gehirnzellen, sich das nicht anmerken zu lassen.

Akira hingegen hatte die Mundwinkel gekräuselt und ihr Lenkrad mit beiden Händen wieder umfasst. Bei einer fremden Person hätte sie dies nicht gewagt – aber Midorima Shintarō war kein Fremder mehr. Dafür nahm sie auch in Kauf, ihre linke Hand fast schon um den ledernen Stoff zu verkrampfen, um das Zittern in dieser zu verbergen.

Tokio hatte zweifelsohne viele schöne Orte zu bieten, doch der Bezirk Shinagawa nahm in Akiras Herzen einen besonderen Platz ein. Die Wolkenkratzer, das Wasser, die vielen hellen Gebäude... Es war zu schade, dass der Regen diese Szenerie etwas trübte. Dennoch war es ein eindrucksvoller Bezirk.

„Da wären wir", sprach Yoshida, ehe sie ihren Wagen auf ihrem Parkplatz abstellte und den Motor ausschaltete. Die Gegend, in der sie lebte, erinnerte Shintarō an seine eigene – nur, dass es in ihrem Fall Wohnungen waren, die man hier bewohnte, und keine Häuser. Der Gebäudekomplex, in welchem sie lebte, trug die Nummer achtzig und ihre Wohnung war, wie er im Fahrstuhl erfuhr, im zwölften Stock. Vom Äußeren bis in das Innere hinein wirkte jedes Detail fast schon edel – der Wohnstätte eines erfolgreichen Künstlers entsprechend, nicht aber einer Kunststudentin. Nicht, dass er missgünstig war, es war nur offensichtlich, dass Yoshida sich unter gewöhnlichen Umständen einen Solchen Wohnort aller Wahrscheinlichkeit nicht leisten konnte.

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