Kapitel 32 - Die Bürde der Sitten und Pflichten

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Shintarō war mit seinem Team schließlich in Kamakura angekommen. Nahe dem Strand Yuigahama bezogen sie eine Jugendherberge, die von der Aufmachung her etwas traditioneller gehalten war. Eine Gegend, welche von Touristen und Urlaubern zum Entspannen besucht wurde, würde den jungen Oberschülern die nächsten zwei Wochen alles abverlangen. Aber das war auch gut so. Ihre Rivalen ruhten mit Sicherheit auch nicht, nur, weil die Ferien begonnen hatten.

„Also gut, wir täuschen keine Müdigkeit vor!", sprach Yūya und sah zu seinem versammelten Team. „Wir beziehen unser Zimmer und wärmen uns dann mit einem Lauf auf. In zehn Minuten will ich jeden von euch startklar hier sehen, kapiert?!", rief er seinem Team zu und bekam von diesem ein einheitliches „Ja!" als Antwort. Schnell machten sie sich auf in das große Zimmer, welches sie gemietet hatten. Zum Beziehen gab es dort nicht sonderlich viel, in zwei Reihen lagen Futons ordentlich auf dem Boden ausgelegt und die Jungs brauchten sich also nur ihren Schlafplatz auszusuchen. Mit der Zeit im Nacken, die ihnen Kapitän ihr gesetzt hatte, zogen sich die Oberschüler rasch um, ehe sie nach draußen in die Wärme zum Laufen gingen.

Yūya war gnadenlos, was das Training oder das Aufwärmen anging. An diesem herrlichen Sommertag scheuchte er die Oberschüler durch die nette Küstenstadt in Kanagawa, während die Sonne erbarmungslos auf sie prallte. „Ich sterbe", hörte Shintarō einen Erstklässler seines Teams, Kato Yūsuke, hinter sich keuchen, nachdem sie etwa zwanzig Minuten gelaufen waren. „Wenn du noch jammern kannst, stirbst du noch nicht genug!", rief Miyaji von vorne. Takao und Shintarō sahen in ihren Augenwinkeln daraufhin kurz zueinander. Die exakt selbe Situation hatte es im vergangenen Jahr schon einmal gegeben, nur hatte sich Takao während des Laufens beschwert und Miyaji Kiyoshi ihm Beine gemacht.

Genau genommen war dieser Aufwärmlauf noch gnädig. Die Erstklässler hatten keinerlei Ahnung, was sie erwartete... Wenn der Kapitän oder der Trainer sie morgens oder abends am Strand durch den Sand laufen ließ, konnten sie von sich behaupten, sie würden sterben!

Akira wäre hierzu wohl ebenfalls nicht zu begeistern. Shintarōs Lippen hätten sich fast zu einem Schmunzeln geformt, als ihm dieser Gedanke in den Sinn gekommen war. Sie hatte ihm einmal offenbart, dass sie Laufen verabscheute. Ihre Oberschule mochte zwar eine private Kunstoberschule gewesen sein, doch auch diese hatte im Sommer so etwas wie Sportfeste gefeiert, an welchen sie hatte teilnehmen müssen. Eine beliebte Disziplin war dabei der Staffellauf, vor welchem sie sich nicht hatte drücken können. Auf ihre erbärmliche Leistung hin – ihren Worten nach – hatte sie sich ihrem Sportlehrer gegenüber erklären müssen, wobei der Spruch „Mein Talent ist einzig und allein in meine Arme und Hände geflossen, nicht in meine Beine" zu ihrer Ausrede wurde. Das schien die Lehrerschaft so amüsiert zu haben, dass diese Worte ihre restliche Oberschulzeit immer mal wieder aufgetaucht waren. Akira war wirklich eine unglaubliche Frau, deren Charme man nur verfallen konnte – in dieser Hinsicht wusste Shintarō wohl, wovon er sprach.

Sie hatte ihm auch einen Auftrag mitgegeben, am gestrigen Abend. Wenn sich die Gelegenheit bot, dann sollte er ein Bild vom Strand während der Abenddämmerung machen. Sie wollte aus dieser Szenerie ihr nächstes Gemälde anfertigen. Sicherlich würde er die Zeit finden, einen Schnappschuss davon zu machen – nachdem er das Training hinter sich gebracht hatte, das ihn sicherlich noch ein paar Stunden in Anspruch nehmen würde.

Nach dem Lauf ging es nach einer kurzen Trinkpause auch schon in die Turnhalle, wo sie in zwei Teams aufgeteilt gegeneinander spielten. Takao war bei dieser Aufstellung nicht sein Point Guard, denn wenngleich sie mehr als harmonierten, wollte Miyaji, dass er auch mit Arisawa Ryō, einem Zweitklässler, als Point Guard zurechtkam. Laut Yūya war die Kombination von Takao und Shintarō ein Trumpf der Shūtoku, doch das konnte und durfte nicht ihr einziger sein! Unfälle wie die Verletzung ihres Stamm-Shooters hatte ihnen ihre womöglich größte Stärke, aber ebenso Schwäche offenbart. Deshalb mussten sie sich stärker denn je darauf fokussieren, in verschiedenen Aufstellungen spielen zu können und auch noch neben Takaos und Shintarōs Zusammenspiel ein paar Trümpfe zu finden.

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