Bonus 5: Das erste Mal

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Befand man sich in einer ernsten Beziehung, so stand man eines Tages unweigerlich vor dem Punkt, diese auf eine noch tiefere Ebene bringen zu wollen. Gegenseitige Liebe und Zuneigung mochten zwar das Grundrezept des gemeinsamen Lebens darstellen, doch es war unvermeidbar, dass man sich irgendwann nach mehr sehnte. Es war ein Impuls des Körpers, der nicht nur nach seelischer Nähe, sondern auch nach körperlicher Verbundenheit und Liebe verlangte.

Für Shintarō war dies ein unangenehmer Gedanke, den er nicht mehr loswurde. Er raubte ihm sein Denkvermögen; befiel ihn in den unpassendsten Momenten und vor allen Dingen sorgte er für eine Veränderung seines Verhaltens, was ihn besonders störte. Seine Intimität mit Akira war bisher stark aufs Oberflächliche begrenzt gewesen. Genossen sie völlige Privatsphäre, so war es nicht ungewöhnlich, dass sie einige Zärtlichkeiten austauschten. Angefangen beim Verschränken ihrer Hände bis hin zum Austausch von unschuldigen Küssen. Bis vor wenigen Wochen wäre ihm nicht in den Sinn gekommen, daran irgendetwas zu ändern.

Jetzt sah die Situation anders aus.

Während sich Akira eine Umarmung von ihm gewünscht hatte und er diesem Wunsch nachgekommen war, hatte sich eine kleine Frage in seinen Verstand geschlichen, die zum Auslöser seines Dilemmas geworden war. Wie mochte sich Akiras Körper unter dem Stoff ihrer Kleidung anfühlen? Diese Vorstellung war ihm gekommen, als seine Hände an ihrem Rücken geruht hatten. Und kaum war ihm bewusst geworden, wohin seine Gedanken gewandert waren, war es auch schon zu spät gewesen. Seither schlichen sich tagtäglich derartige Fragen und Vorstellungen in seinen Kopf und raubten ihm damit den Verstand.

Tatsächlich hasste er sich bis zu einem gewissen Grad dafür. Selbstverständlich war ihm bewusst, dass dies etwas ganz und gar Natürliches war und dass es zum Leben dazugehörte. Allerdings wurde er das Gefühl nicht los, dass dies falsch gegenüber Akira war. Sie war schließlich kein Objekt der Begierde – es lag ihm fern, sie objektifizieren zu wollen! Allerdings schien seine Fantasie da anderer Meinung zu sein, was ihn wirklich schlecht fühlen ließ.

Dann war da noch die Ungewissheit, wie Akira über all dies dachte.

Shintarō war ja kein Einfaltspinsel. Wenn er über das körperliche Zusammenkommen mit ihr nachdachte, dann hatte sie das schon längst getan. Erwartete sie etwas Bestimmtes von ihm? Im Angesicht der Tatsache, dass sie sich zurückhielt und nicht darüber sprach, musste sie auf eine Reaktion seinerseits warten. Nicht nur war das furchtbar unangenehm – Shintarō zweifelte ernsthaft daran, ob er das jemals schaffen würde. Allein die Vorstellung ließ ihn mental sterben, wie sollte er in der Realität also irgendetwas zustande bekommen?

Ihm fehlte auch jede Möglichkeit, darüber zu reden. Einen Teufel würde er tun und seine Eltern oder Takao nach Rat fragen! Da konnte er sich gleich eingestehen, dass er zu einem hormongesteuerten Idioten degradiert war, der nun nach einer verzweifelten Möglichkeit suchte, mit diesen angestauten Gefühlen und diesem schlechten Gewissen leben zu können. Käme es dazu, könnte er nie wieder in die Gesichter jener Personen blicken.

Nachdem er sich also einige Wochen allein mit dem Thema auseinandergesetzt hatte, war er zu dem Entschluss gekommen, dass es nur eine Person gab, an die er sich in dieser Hinsicht wenden konnte: Akira selbst. Es hatte ihn mehrere Versuche gekostet – sowie einen Großteil seiner Würde – doch letztlich war es ihm gelungen, das Thema irgendwie anzuschneiden. So wie man es von Akira gewohnt war, hatte sie ihm daraufhin offen und ehrlich gestanden, dass sie auch schon länger darüber nachdachte, intimer mit ihm zu werden. Ihre Direktheit und Ruhe diesbezüglich waren Fluch und Segen zugleich. Einerseits hatte er damit vor Augen geführt bekommen, wie kindisch sein Herumdrucksen doch war. Auf der anderen Seite spürte er Erleichterung in sich aufkommen; immerhin auf Akira und ihre Ruhe war Verlass. Dass sie erfahrener in diesen Dingen war, kam ihm, der absolut unerfahren war, wirklich zugute.

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