Weitere Tage des Augusts waren ins Land gezogen, in welchen sich Akira mit der Frage auseinandersetzen musste, wie ihre Zukunft aussehen sollte. Sie war die Argumente, die für das Auslandsstudium sprachen, unzählige Male schon durchgegangen, sowie jene, die dagegen sprachen. Letztendlich war sie in ihrem Abwägen zu einem Stillstand gekommen, was so viel bedeutete, dass sie jetzt entscheiden musste. Bevor sie das allerdings tat, hatte sie noch jemanden aufgesucht. Eine weise Frau, die vielleicht noch den einen oder anderen Rat für sie übrig hatte.
„Als ich in deinem Alter war, bestand meine größte Entscheidung darin, ob ich mit dem gutaussehenden Amamiya oder doch lieber mit dem liebevollen Shibahara gehe, die mir beide den Hof gemacht haben, wenn man es denn so nennen will. Ach, meine liebe Akira, was machen wir nur mit dir?", fragte ihre Großmutter seufzend und nahm einen großen Schluck ihres Tees, den sie zuvor aufgesetzt hatte. Die Mundwinkel der Studentin zuckten, ehe auch sie sich einen Schluck aus ihrer Tasse genehmigte.
„Ich wünschte ebenfalls, meine Sorgen wären trivialer. Nur leider ist das Leben kein Wunschkonzert, nicht wahr?" Auf die rhetorische Frage Akiras hin blickte ihre Großmutter über die Gläser ihrer aufgesetzten Lesebrille hinweg zu ihr herüber. „Selbstmitleid ist keine deiner Qualitäten, also hör auf damit", war der erste Rat, den die ältere Yoshida an diesem Nachmittag in ihrem kleinen Antiquitätenladen aussprach. Ihre Enkelin prustete als Reaktion darauf in ihre Teetasse hinein, ehe sie diese auf dem Tresen abstellte und sich über den Mund wischte.
„Und du findest die Antwort für deine Lage wirklich nicht selbst? Du bist doch sonst so clever", wurde Akira weiterhin von ihrer Großmutter geneckt. Tja, das musste sie in Kauf nehmen, wenn sie zum Besuch kam... Das war praktisch der Sold, den sie zahlte. „Ich könnte genauso gut eine Münze in meiner gegenwärtigen Situation werfen. Um deine Frage also zu beantworten: Nein, ich finde die Antwort nicht." Sie ließ sich wieder in ihren Stuhl nieder und sank etwas in diesem ein. Ihr Blick fiel kurz durch das Schaufenster, durch welches die Abendsonne hineinschien. Sie war hier in Arakawa, gar nicht so weit von Shintarōs Zuhause entfernt. Sie hatte ihn nicht mehr gesehen, seit dem Tag, an dem sie ihm von dem Brief erzählt hatte. Geschrieben hatten sie auch kaum...
Von Takao wusste sie, dass Shintarō wohl allgemein jeglichem sozialen Kontakt derzeit aus dem Weg ging, da er schlechte Laune hatte. Das war wohl der Vorwand, um nicht sagen zu müssen, dass es ihm schlecht ging. Falls es nicht ohnehin schon dadurch ersichtlich war, dass er sich nicht einmal seinem besten Freund anvertraute; denn Takao wusste von der Entscheidung, vor welcher Akira stand, sowie den möglichen Folgen dieser, lediglich von Misaki. Als er mit Shintarō darüber sprechen wollte – wie es sich für einen guten Freund gehörte – hatte der Grünhaarige wohl nur abgeblockt.
„Weißt du, was das ist?", fragte die ältere Yoshida und deutete auf ein Gemälde, das in dem Geschäft aushing. Es stand nicht zum Verkauf – war jedoch eine prägende Erinnerung, vor allem für Akira. „Natürlich... Meine Interpretation von Verlangen. Das Gemälde, mit welchen ich den Wettbewerb auf der Regionalebene Kantō verloren habe. Wie könnte ich das vergessen? Der alles in sich verzerrende Strudel des menschlichen Verlangens... Ich wollte darstellen, dass Verlangen einer der Gründe ist, warum man sein eigentliches Glück nicht schätzt. Dem entgegen steht mein verhältnismäßig neues Gemälde, welches das ständige Streben der Menschen zeigt. Streben, mit viel Fleiß und Hoffnung, ist doch ein wirklich viel schöneres Motiv, als Verlangen, das von Gier getrieben wird."
Ihre Großmutter nickte daraufhin, sehr zufrieden mit der Ausführung ihrer Enkelin. „Richtig. Du mochtest zwar verloren haben, weil mir aber der Hintergedanke dieses Bildes so sehr gefiel, werde ich es für immer behalten. Ich erinnere mich noch gut daran, wie niedergeschlagen du warst, wie sehr du weintest. Und ich erinnere mich daran, wie du am selbigen Tag die ersten Worte mit Hayashi Sousuke gewechselt hast, der von deiner Malerei fasziniert war. An diesem Tag hast du versprochen, dass du alle Widrigkeiten überwinden wirst, um zu der Malerin und Künstlerin zu werden, die du so gerne sein wolltest. Eine Künstlerin, die nicht von den Bewertungen anderer abhängig ist, die sich ihre eigenen Richtlinien setzt und die einzig und allein malt, um des Malens Willen. Bist du nicht schon längst dort angekommen, wo du sein wolltest, Aki?"
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The Beauty Of Basket
RomanceMidorima Shintarō, Mitglied der Generation der Wunder, Shooter der Shūtoku Oberschule und ein - im Prinzip - überaus eigenartiger Typ. Yoshida Akira, eine etwas exzentrische, aber gleichzeitig auch selbstbewusste Studentin. Oberflächlich scheinen di...