„Nachdem der Film zu Ende gewesen war, hat er mir angeboten, mir seine Sammlung zu zeigen. Ich war so überrumpelt, dass ich zugestimmt habe, ohne wirklich zu realisieren, dass ich das getan habe! Und ehe ich mich versah, war ich bei Takao Zuhause! Yoshi, ich war bei Takao Zuhause! Und meine Güte, hat er eine große Sammlung an Spielkarten!", erzählte Misaki diese Geschichte bereits zum zehnten Mal, aber nicht weniger aufgeregt. „Und ich nehme an, das ist der Grund, warum wir in Shinjuku sind? Damit du ein Geschäft findest, dass du als Vorwand für ein weiteres Treffen nehmen kannst?", fragte Akira, ihre Freundin ein wenig durchschauend. Diese sah ertappt weg, was die Studentin fast schon amüsierte.
Die beiden steuerten eins der dutzenden Einkaufshäuser in dem Bezirk an – schließlich besaß Shinjuku den größten Einkaufsdistrikt ganz Japans – in der Hoffnung, einen guten Laden für Sammelspielkarten zu finden. Nun, das war zumindest Misakis Hoffnung, Akira war nur mitgekommen, weil ihre Freundin sie darum gebeten hatte. „Da fällt mir ein... Unter den Klubs bist du ein ganz schönes Gesprächsthema geworden, Yoshi!", sprach Misaki, während sie in das Kaufhaus eintraten.
„Ich?", fragte die Studentin und knöpfte die Jacke ihrer Uniform auf, da es ungewöhnlich warm in dem Warenhaus war. „Jaa! Die Jungs des Basketballklubs haben keinen Hehl daraus gemacht, was du gemalt hast. Und wie sie dann noch angegeben haben! Ich habe das Bild auch schon gesehen. Hast ja ganz schön auf den Putz damit gehauen." Als Antwort lachte die Kunststudentin nur und rieb sich den Nacken.
In einem der höheren Stockwerke fand die rothaarige Sportlerin schließlich, wonach sie suchte. Ein hübscher Laden, in welchem farbenfroh zu jedem erdenklichen Franchise Sammelkarten angeboten wurden. Während Misaki Feuer und Flamme zu sein schien, musterte Akira ein Plakat, das ausgehangen wurde. „Kartenspielturnier am vierundzwanzigsten Mai: Sehen Sie das unglaubliche Duell zwischen Seto Kaibas blauäugigen weißen Drachen und Yami Yugis dunklen Magier", las sie vor, während sie eine Braue leicht nach oben zog. „Wer ist Seto Kaiba?", fragte sie und wandte sich an ihre rothaarige Freundin. „Ein Charakter aus Yu-Gi-Oh! – man, dass du keine Animes schaust oder Manga liest, macht mich manchmal wirklich fertig", seufzte Misaki gedehnt. Sie zuckte daraufhin nur mit den Schultern – dieser klischeehafte Teil ihrer Kultur hatte sie eben nie sonderlich interessiert.
„Jedenfalls habe ich ein paar Bilder gemacht und werde sie Takao nachher zusenden. Ich hoffe nur... Dass mich nicht schon wieder der Mut verlassen wird." Akira legte ihrer Freundin eine Hand auf die Schulter. „Wird schon", versuchte sie die Rothaarige etwas zu ermuntern.
Um nicht einzig und allein für den Kartenladen nach Shinjuku gefahren zu sein, beschlossen Akira und Misaki noch ein wenig durch das Warenhaus zu bummeln. „Wenn man das alles so sieht, bekommt man wirklich Lust zum Geldverschwenden... Zu gut, dass man nichts ausgeben kann, wenn man nichts hat", seufzte die Sportlerin und ließ dabei etwas den Kopf hängen. „Sagt dir die saloppe Bezeichnung Konsumtempel, für Orte wie diesen, etwas?", entgegnete Akira dazu lediglich. Dass man hier sein Geld verschwenden sollte, war Sinn der Sache.
„Wie läuft es eigentlich so in Toshima?", fragte die Braunhaarige nach einer Weile und klang dabei ungewohnt angespannt. Sie sah auch nicht zu ihrer Freundin, sondern hatte den Blick auf die bunten Reklamen innerhalb des Kaufhauses gerichtet. „Yoshi, du bist immer so frei und direkt in allen Belangen. Wenn du wissen willst, ob ich deine Eltern in letzter Zeit gesehen habe, dann frag mich direkt danach und nicht, wie es sich in der Heimat so lebt", schnaubte Misaki, die diesen Satz ihrer Freundin schon zu oft gehört hatte. Nun war es Akira, die sich ein wenig ertappt fühlte. „Du hast recht, entschuldige."
Sie und Misaki kannten sich seit frühster Kindheit, da sie in der gleichen Nachbarschaft aufwuchsen. Zwar war sie zwei Jahre älter als ihre rothaarige Freundin, doch sie waren schon damals Freunde gewesen. Akiras Eltern lebten noch immer am gleichen Ort, sodass Misaki hin und wieder auf diese traf. Öfter, als Akira selbst, um ehrlich zu sein. „Als ich sie das letzte Mal gesehen habe, schien alles in Ordnung zu sein. Sie haben gefragt, ob wir noch immer Kontakt haben und so etwas", erklärte die Sportlerin. „Haben sie gefragt, ob ich das Malen aufgegeben habe?" Das war an sich immer eine der ersten Fragen, wenn es um die Studentin ging. „Du brauchst nichts zu sagen. Dein Schweigen spricht Bände, Misa", seufzte Akira und schloss kurz die Augen, während sie mit ihrer Freundin die Rolltreppen in ein höheres Stockwerk nahm.
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The Beauty Of Basket
Любовные романыMidorima Shintarō, Mitglied der Generation der Wunder, Shooter der Shūtoku Oberschule und ein - im Prinzip - überaus eigenartiger Typ. Yoshida Akira, eine etwas exzentrische, aber gleichzeitig auch selbstbewusste Studentin. Oberflächlich scheinen di...