Kapitel 27 - Geständnisse im Regen

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Die Stimmung des Basketballklubs der Shūtoku Oberschule stimmte erschreckend passend mit dem Wetter überein, dass seit einigen Tagen in Tokio herrschte. Es war Mitte Juni; mit anderen Worten der Monat der Regenzeit, von vielen auch die fünfte Jahreszeit genannt. Beinahe unaufhörlich schienen Regentropfen vom Himmel herabzufallen und jetzt, da die Temperaturen aufgrund des Sommerbeginns stiegen, brach auch das ein oder andere Gewitter über sie hinein. So wie an diesem Nachmittag.

Zwar konnte Midorima wieder problemlos am Training teilnehmen, doch es herrschte noch immer ein bitteres Gefühl der Enttäuschung unter den Jungen. Sie waren erwachsen genug, um niemanden die Schuld zu geben – es gab schlichtweg keinen Schuldigen. Und sollten sie nach einem suchen wollen, mussten sie anfangen, alles auf die Goldwaage zu legen: angefangen bei Midorimas Verletzung, bis hin zu Maruyamas letzten Wurf.

„Wir spielen noch ein Spiel vor dem Ende. Midorima, du wirst dich nicht drücken und deine Körbe werfen – ich habe dir schon drei egoistische Entscheidungen heute gestattet!", rief Miyaji durch die Halle und klatschte in seine Hände. „Takagi, Yuba, Midorima, Arisawa und ich bilden ein Team. Maruyama, Takao, Iwasaki, Kato und Ishida bilden das andere Team. Wer nicht zugewiesen wurde, fängt mit dem Dehnen an!", wies der Kapitän seine Mannschaft an. Schnell wurden die Überwürfe angelegt und die Positionen eingenommen. Trainer Nakatani warf den Ball für die Jungen hoch und pfiff das letzte Spiel des Tages an.

Obwohl er sich auf das Spiel zu konzentrieren versuchte, war Shintarō mit seinen Gedanken ganz woanders. Dass er seine drei egoistischen Handlungen bereits aufgebraucht hatte, nervte ihn. Bisher hatte sich jedes Mal einen bis zum Ende des Trainings aufgehoben, doch heute traf ihn seine schlechte Laune besonders hart. Nachdem er zu einem seiner Würfe gekommen war, drehte er sich wie immer weg vom Korb, um bereits in die Verteidigung überzugehen. Auf dem Weg fiel sein Blick auf die Tribünen, die schon wieder leer waren. Für seinen verlorenen Blick bekam er einen Klaps auf den Hinterkopf von Miyaji. „Hier spielt die Musik!", ermahnte der Kapitän ihn genervt. Selten war Shintarō so sehr nach reihern zumute, wie in diesem Moment. Sein heutiger Tag ließ sich wieder mit einem Wort zusammenfassen: Scheiße.

Das Gewitter war mittlerweile weitergezogen, die Regenwolken waren allerdings geblieben und vergossen nach wie vor unaufhörlich Niederschlag. Unter ihrem transparenten Regenschirm ging Akira fast schon gemütlich die Straße entlang. Würde sie laufen, würde Schlamm an ihre Strumpfhose spritzen, was sie zu vermeiden versuchte. Vor allem, da sie damit seit Beginn der Regenzeit zu kämpfen hatte. Ein Blick auf ihre Armbanduhr verriet ihr zudem, dass sie noch ein wenig Zeit hatte. Abgesehen davon... Sie wollte das, was ihr bevorstand, noch ein wenig hinauszögern.

Sie blickte durch ihren Schirm in den Himmel. Die Regentropfen prasselten förmlich auf die durchsichtige Kunststoffschicht, die sie trocken hielt. Generell war sie jemand, der den Regen auch nicht besonders schätzte, doch es gab eine Ausnahme: Sommerregen. Das kühle Nass, das auf die vom Sommer erhitzten Körper fiel... Das war ein wunderbares Gefühl. Müsste sie nicht gleich in einem angemessenen Zustand vor eine Gruppe von Leuten treten, hätte sie mit dem Gedanken gespielt, den Schirm einfach zusammenzuklappen und das Regenwasser auf ihrer Haut zu genießen.

Ihr Weg führte sie zu der Sporthalle, in welcher der Basketballklub der Shūtoku trainierte. Dass der Eingang zumindest ein kleines bisschen überdacht war, kam ihr sehr gelegen. Sie zog ihren Schirm zusammen und ließ diesen an der Seite stehen, sowie sie aus ihren Schuhen schlüpfte, ehe sie in die Halle eintrat. „Entschuldigt die Störung", sprach sie zu den Jungen, die gerade allesamt auf dem Boden saßen und sich dehnten. Es war eine fast automatische Reaktion, dass sie zuallererst zu Shintarō sah. Zwar hatte sie ohnehin die Aufmerksamkeit von jeden auf sich gezogen, doch der Blick, den sie mit dem grünhaarigen Shooter austauschte, war irgendwie...besonders. „Yoshida-san", hörte sie den Trainer sagen, ehe er sich leicht verneigte. „Herr Nakatani", erwiderte sie ebenso höflich die Geste.

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