Kapitel 28 - Geburtstage und Ausstellungen

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Die Welt schien sich nicht verändert zu haben. Noch immer vermischten sich die anfänglichen Sommertage mit der Regenzeit Japans; starke Regenfälle, heftige Gewitterstürme und warme Sonnenstrahlen reichten einander die Hände. Mit dem Beginn des Sommers fanden noch mehr Touristen als ohnehin schon ihren Weg nach Japan und wurden dabei im besonderen Maße zu Orten wie Kyōto, Ōsaka oder eben Tokio gezogen. Die Sommerferien, die im Juli beginnen würden, lagen hinter großen Hürden, die gemeinhin als Prüfungen bekannt waren und den Fleiß der meisten Schüler derzeit ankurbelten.

Alles schien seinen gewohnten Gang zu gehen.

Nun, fast alles.

Für Yoshida Akira und Midorima Shintarō waren die letzten Tage des Junis zweifelsohne eine besondere Zeit gewesen. Sprach man einmal seine Zuneigung füreinander aus, konnte man die Zeit nicht zurückdrehen und so tun, als wäre nichts gewesen. Was nicht heißen sollte, dass diese Tage sonderlich aufregend gewesen waren. Sie hatten sich im besonderen Maße bei Akira oder Shintarō Zuhause getroffen, da das trügerische Wetter spontane Ausflüge in Tokios vielseitige Bezirke nicht sonderlich förderte. Prinzipiell hatten sie also die gleichen Dinge getan, wie sonst auch.

Shintarō hatte zunächst angenommen, dass es unangenehm, gar peinlich werden würde, Akira wiederzusehen. Seine mangelnde Erfahrung in diesen Angelegenheiten hatte ihn an die klischeehafte Vorstellung junger, quirliger Mädchen denken lassen, die sich nur noch darum scherten, wie sie ihre Verhältnisse am besten nach außen hin ausleben konnten. Gedanken wie diese hatten ihn schon das Gesicht verziehen lassen, als hätte er in einen sauren Apfel gebissen. Akira schien zwar in keiner Weise etwas mit solchen quirligen Mädchen gemein zu haben - zumal sie kein Mädchen, sondern eine junge Frau war - doch Ungewissheit war eine Plage, die Formen annehmen konnte, die selbst Midorima Shintarō nicht ahnte.

Als sie jedoch einander das nächste Mal gesehen hatten, zwei Tage nach dem Gestehen ihrer Gefühle, hatten sich die Gedanken des Oberschülers schneller in Luft aufgelöst, als er imstande war, dies zu realisieren. Nicht mit einem Wort hatte Akira ihr Verhältnis zueinander angesprochen, als wäre dies nicht von Relevanz. Seinen Vorstellungen hatte dies nicht entsprochen - gleichzeitig war Midorima darüber aber auch erleichtert gewesen. Er brauchte seine Zeit, sich mit dieser neuen Situation - zu lieben und geliebt zu werden - anzufreunden. Er war eben kein extravertierter Kise Ryōta, der mit solchen Gefühlsdingen noch im selben Wimpernschlag zurechtkam.

Es hatte ihn jedenfalls überrascht, dass ihr Wiedersehen nicht unangenehmer Natur gewesen war. Viel überraschender war jedoch die Feststellung, dass es darüber hinaus noch harmonischer gewirkt hatte. Obwohl sie sich über die gleichen Dinge wie sonst auch unterhalten hatten - Musik, Literatur, Kunst - und sich auch nicht anders verhalten hatten, wirkte ihre Zweisamkeit doch gelassener und ruhiger. Als wären sie nun Freunde auf einer ganz besonderen Art und Weise.

Der Gedanke an Freundschaft hatte ihn jedoch stutzig werden lassen. In einem von Takaos langen Monologen über die Liebe, wie er sie in seinen Frauenzeitschriften kennengelernt hatte, ging es um das Thema Freundschaftszone. Wenn er seinen besten Freund damals richtig verstanden hatte, galt es Liebe und Freundschaft voneinander zu trennen.

Bei einem weiteren Treffen, dieses Mal bei ihr in Shinagawa, hatte er sich dazu durchgerungen, Akira darauf anzusprechen. Auf die Frage hin, ob es seltsam sei, dass er in ihr eine ganz besondere Freundin sehe, hatte sie sich ihm nur lächelnd zugewandt und geantwortet: „Ich halte es nicht für seltsam. Das Fundament eines jeden guten Verhältnisses ist eine Freundschaft. Ich finde es sogar wichtig, dass man in jemandem, den man liebt, einen Freund sieht. Auf der anderen Seite sollte man aber natürlich nicht für jeden Freund romantische Gefühle hegen. Das ist wohl selbstverständlich."

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