Mit ihren blauen Augen bekam Akira etwas wirklich Schönes zu sehen. Dieser zurückhaltende und reservierte junge Mann, der neben ihr saß, lächelte sie freundlich an. Das ließ auch ihr warm ums Herz werden und sie entschied sich, dieses Lächeln zu erwidern. „Ich bin froh, dir begegnet zu sein." Das war sie wirklich. Sie hatte eigentlich nicht nach einem Menschen wie Shintarō in ihrem Leben gesucht, doch jetzt, wo sie einander kennengelernt hatten, wollte sie ihn nicht mehr missen. Seine Freundschaft war etwas besonders... Diese erlangt zu haben, bedeutet ihr viel.
Freundschaft... Das sollte nicht heißen, dass sie sich nicht vorstellen könnte, vielleicht irgendwann auch mehr als Freunde zu sein. Doch die meisten Personen, die vergeblich auf der Suche nach Liebe waren oder sich in irgendwelche Beziehungen zwängten, vergaßen oftmals, dass der Grundpfeiler eines jeden Verhältnisses eine gute und dann sogar innige Freundschaft sein sollte.
„Ich sehe das genauso." Er räusperte sich etwas, ehe er seinen Blick abwandte. Dadurch war dieser schöne Moment allerdings nicht gebrochen. Im Gegenteil... Es war ein kurzer, ruhiger Moment, in dem sie beide ihren Gedanken und Gefühlen nachgehen konnten, um für sich einen Strich unter das Vergangene zu setzen. Bereit, ein neues Kapitel in ihren Leben aufzuschlagen.
„Was macht man eigentlich jetzt den ganzen Tag, wenn man sich nicht groß bewegen soll?", fragte sie. Die Vorstellung, nur in ihrem Bett zu liegen, ödete Akira ziemlich an. Sicherlich konnte man das ein oder andere Buch lesen, vielleicht auch Fernsehen, doch das wurde alles nach einer Zeit ziemlich eintönig. „Ich habe bis eben gerade Musik gehört", erklärte er. Da fiel ihr Blick auf den Kopfhörer neben seinem Bett. „Du hörst Klassik, nicht wahr?" Sie erinnerte sich noch daran, wie Takao während einer Fahrt gefleht hatte, dass sie keine klassische Musik anschalten sollte. Die Erinnerung daran entlockte ihr ein Schmunzeln. „Ja. Wenn ich mich recht entsinne, dann hast du dahingehend auch einige Kenntnisse durch die Musikstudenten an der Geidai." Sie nickte leicht. Er schien sich auch noch gut an diese Fahrt zu erinnern.
„Ich bin fast schon etwas neidisch auf dich, dass du ein Instrument spielst. Vielleicht hätte ich die Violine nicht aufgeben sollen..." Was hieß aufgeben... Es stimmte schon, dass die Violine nicht das richtige für sie war – ihrer Meinung nach – aber die finanzielle Situation ihrer Familie hatte auch ihren Teil dazu beigetragen. „Wenn du nicht weißt, ob es richtig war, aufzuhören... Hast du dich je gefragt, was dich bewegt hat, anzufangen?", fragte Shintarō. Er für seinen Teil wusste zumindest, warum er angefangen hatte, Klavier zu spielen.
„Eine gute Frage...", sie strich eine ihrer Locken hinter ihr Ohr. Seit einiger Zeit hatte sie damit aufgehört, ihre Haare zu glätten. Vielleicht war es nur eine vorübergehende Laune, doch ihr gefiel plötzlich die Art, wie sich ihr braunes Haar kräuselte. „Ich glaube, dadurch, dass ich als Kind durchaus schüchtern war, habe ich nach einem Weg gesucht, auf andere Weise zu kommunizieren. Musik ist eine Möglichkeit, die ich mir nicht zu eigen machen konnte. Dafür habe ich die Kunst entdeckt." Sie lächelte leicht in Gedanken an ihre Kindheit. „Ich besaß weder Mut, noch Selbstvertrauen, deshalb wollte ich meine Gefühle auf andere Weise vermitteln. Letztendlich gelang es mir durch das Malen." Ganz gleich, wie man es drehte und wendete; um das Malen herum spann sich alles, was sie heute ausmachte. Es war das tiefgründige Fundament, auf der die Person, Yoshida Akira, aufgebaut worden war.
Sie wandte ihren Blick wieder Shintarō zu. Dabei musste sie feststellen, dass ihm die Gesichtszüge etwas entglitten waren. Sie konnte den Ausdruck seiner Mimik nicht deuten, weshalb sie etwas irritiert die Brauen zusammenzog. „Habe ich etwas Seltsames gesagt?", fragte sie ihn, nach wie vor nicht wissend, was diese Reaktion bei ihm ausgelöst hatte. „Nein. Es ist nur...", er rieb sich, nach den richtigen Worten suchend, den Nacken, „ich weiß, was du meinst. Auf einem anderen Weg kommunizieren zu wollen." Es war ihm unangenehm, darüber zu sprechen, das bemerkte sie. „Schon gut, du musst nichts sagen, wobei du dich nicht wohlfühlst. Es sei denn, du möchtest unbedingt. Dann halte ich dich nicht auf." Wenngleich sie etwas forscher heute mit ihm umgegangen war, so wollte sie den Bogen dennoch nicht überspannen. Angelegenheiten des Herzens musste man mit Vorsicht behandeln. Nichts war verletzlicher als ein geöffnetes Herz...
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The Beauty Of Basket
عاطفيةMidorima Shintarō, Mitglied der Generation der Wunder, Shooter der Shūtoku Oberschule und ein - im Prinzip - überaus eigenartiger Typ. Yoshida Akira, eine etwas exzentrische, aber gleichzeitig auch selbstbewusste Studentin. Oberflächlich scheinen di...