Kapitel 26 - Chancen, die verfliegen

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„Ich habe die Gerüchte gehört, aber ich hätte echt nicht gedacht, dass da was dran ist." Zum zweiten Mal an diesem Tag vernahm Midorima Shintarō am Vorplatz der großen Sporthalle eine ihm bekannte Stimme. Eigentlich hatte er nur nach Hause fahren wollen. Sich von Akira nach Hause fahren lassen wollen, genau genommen. Die Wellen der Enttäuschung waren noch nicht gänzlich abgeklungen, zudem verspürte er leichte Kopfschmerzen, die ihm zu guter Letzt auch noch auf sein Gemüt schlugen. Erschöpfung spielte auch noch eine Rolle, ja. Wobei es schon fast anmaßend war, als Zuschauer eines solchen Spieles, wie dem der Shūtoku und Seirin, von Erschöpfung zu sprechen.

„Aomine." Noch bevor er sich zu seinem ehemaligen Schulkameraden umgedreht hatte, hatte er diesen erkannt und angesprochen. „Und Momoi." Sein Blick fiel auf das Mädchen neben dem großen, blauhaarigen Jungen mit dunklem Teint. Sie wippte leicht auf der Stelle, wirkte dabei so quirlig, wie er sie in Erinnerung hatte. Obwohl lediglich die Straßenlaterne am Wegesrand Licht spendete, hatte er einen relativ guten Überblick über die beiden. „Hallo Midorin", begrüßte ihn das Mädchen mit den rosa Haaren überschwänglich.

„Also? In was für einem Kindergartenspiel hast du dich so sehr verletzt, dass du nicht spielen konntest?", fragte Aomine, seine Hände dabei in seine Jackentaschen steckend. Shintarō wusste nicht, ob Daiki ehrliches Interesse zeigte oder sich lediglich an der Situation amüsieren wollte. Würde er allerdings nach Spaß suchen, wäre sein Gesichtsausdruck nicht so ernst. „Es war gegen die Senma", erklärte Shintarō knapp. Dieses Gespräch streute Salz in Wunden, die gerade eben erst wieder aufgerissen worden waren. Das war gleich im doppelten Maße schmerzhaft.

„Tja, irgendwann scheint wohl auch deine Glückssträhne zu enden, was? Na ja, ich will mich nicht zu sehr darüber lustig machen. Auch ich habe noch eine offene Rechnung zu begleichen und es hätte mich ehrlich angekotzt, wenn ich bis zum Winter hätte warten müssen", erklärte Daiki gelassen und ein Anflug von einem Grinsen spiegelte sich im Gesicht des Power Forwards wider. Shintarō hingegen revidierte seinen Gedanken; jetzt war ihm dreifach Salz in seine Wunde gestreut worden.

„Aber mal ehrlich, wie beschissen hast du dich im Spiel gegen die Keisei angestellt, dass so etwas passiert? Die Schule ist doch wirklich keine Herausforderung. Die Nieten hätte ich ganz allein..." Bevor Daiki weiterreden konnte – und damit noch Verärgerung in Midorima weckte – hatte Momoi ihm einen Ellenbogen in die Seite verpasst. „Mensch, Daiki, sei nicht so herablassend!", ermahnte sie ihn. „Au, Satsuki, das tat weh! Ich habe das doch gar nicht so gemeint", wollte Aomine sich rechtfertigen, doch schon entfachte ein kleiner, aber hitziger Streit zwischen den beiden.

„Akira, lass und gehen", sprach Shintarō nach einer Weile genervt und wandte sich ab. Die Studentin hingegen war noch einen Moment an Ort und Stelle stehen geblieben und hatte die beiden Fremden gemustert. Momoi Satsuki und Aomine Daiki...? Das waren ihre Namen, wenn sie das richtig verstanden hatte. Vage Erinnerungen an Gespräche mit Shintarō spielten sich in ihrem Kopf ab. Gespräche, in welchen sie glaubte, diese Namen seien nebensächlich gefallen. Doch gänzlich sicher war sie sich nicht.

Da sie sich an dem Gespräch ohnehin nicht beteiligt, sondern lediglich still zugehört hatte, entschloss sie sich, die beiden Streithähne nicht zu unterbrechen und Shintarō wortlos zu folgen. „Hey, warte mal", hörte sie den jungen Mann, Aomine, nach ihr rufen, als sie sich schon umgedreht hatte. „Ja?", fragte sie und blickte über ihre Schulter zu ihm. „Wer bist du überhaupt?", fragte er direkt und fast schon unhöflich. Vielleicht lag es aber einfach an seiner rauen Sprechweise, die sie die letzten Augenblicke kennengelernt hatte.

„Stellt man sich für gewöhnlich nicht selbst vor, bevor man nach jemandes Namen fragt?", fragte sie schmunzelnd und wandte sich ihm schließlich wieder zu. „Richtig!", pflichtete Momoi bei und sah streng zu ihrem Freund auf. „Ich habe ja nicht nach ihrem Namen gefragt, sondern wer sie ist – für Midorima", erklärte der Blauhaarige und begann schon wieder, sich mit seiner Freundin zu streiten.

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