Kapitel 29 - Wiedersehen

330 17 0
                                    

„Ich habe die Geschenkvergabe zwar vorgezogen, aber wenn du nichts dagegen hast, würde ich später trotzdem gerne zu dir fahren. Immerhin hast du Geburtstag", lächelte Akira, während sie mit Shintarō durch die leeren Flure des Fachgebäudes ging. Ihre schöne Zweisamkeit wurde von dem Umstand unterbrochen, dass Akira zu ihrer Ausstellung zurückkehren musste. Somit war der Weg zu dieser ihre letzte Gelegenheit, in Ruhe mit ihrem Freund zu reden.

„So wichtig ist mein Geburtstag nicht. Wenn du erschöpft bist, solltest du lieber wohlbehalten nach Hause zurückkehren und dich ausruhen", erwiderte Shintarō fast schon eine Spur zu rational. „Wenn du trotzdem möchtest, kannst du natürlich gerne kommen... Du solltest dich nur nicht verpflichtet fühlen", fügte er seinen vorherigen Worten noch rasch hinzu. Natürlich wäre es erfreulich, würde Akira ihm Gesellschaft leisten – sie sollte nicht den Eindruck haben, das dem nicht so wäre.

„Dann ist es ja beschlossene Sache." Schmunzelnd war sie stehengeblieben und zupfte an ihrer dunklen Bluse und an ihrem Rock, strich sich noch einige ihrer losen Locken hinter die Ohren, ehe sie wieder in den Saal eintrat, in welchem die Vernissage abgehalten wurde. Bevor sie sich von Shintarō wieder verabschiedete, war sie noch auf dessen Familie getroffen. Shihori und Frau Midorima äußerten ihr gegenüber ihre Bewunderung und Begeisterung für die Bilder. Akiras Lippen zierte ein leichtes Lächeln, während sie die Komplimente entgegennahm.

In den vergangenen Wochen war sie Shintarōs Familie noch einmal um einiges nähergekommen. Von dem ersten gemeinsamen Abendessen an hatte sie sich bereits gut aufgehoben gefühlt, doch derweilen schien es niemand mehr zu hinterfragen, warum sie so oft und gerne Zeit mit Shintarō verbrachte. Während Shihori vielleicht noch mit jugendlicher Neugierde absichtlich in der Privatsphäre ihres Bruders herumstocherte und gegenüber der einen oder andere Sache ahnungslos war, war sich Akira absolut sicher, dass Shintarōs Eltern ganz genau wussten, was für eine Art Beziehung sie zu deren Sohn pflegte – und umgekehrt. Herr und Frau Midorima gingen wirklich normal damit um und verhielten sich, sofern Akira das beurteilen konnte, in keiner Weise so klischeehaft unangenehm, wie man es aus diesen schlechten Jugenddramen im Fernsehen kannte.

„Yoshida, kannst du kurz mitkommen?", fragte einer ihrer Kommilitonen, der zu ihr getreten war. Kaum war sie zurückgekehrt, rief die Arbeit auch schon wieder. „Ich bin sofort bei dir", versicherte sie dem jungen Mann, ehe sie sich noch einmal Shintarō – und natürlich seiner Familie – zuwandte, um sich vernünftig zu verabschieden.

„Sehen wir dich nachher, Akira?", fragte Shintarōs Mutter daraufhin lächelnd, was die Studentin sogleich mit einem Nicken erwiderte. „Das war mein Plan. Ehrlich gesagt, weiß ich aber nicht, wie lange sich das hier hinziehen wird...", fügte sie als Erklärung hinzu. Die Eröffnungstage waren zumeist auch die, an denen die meisten Interessenten und Besucher kamen. Doch Akira hatte unterschätzt, wie viel Aufmerksamkeit sie mit diesen Bildern erregte. Sicherlich war ein nicht unerheblicher Faktor dafür, dass sie mit Oberschülern zusammengearbeitet hatte. Und diese hatten sicherlich in ihren Freundeskreisen davon erzählt. Das würde zumindest die vielen jungen Gesichter erklären.

„Du solltest auf dem Weg nur aufpassen", hörte sie Shintarōs Vater sagen, „du fährst doch von hier die Dreihundertdreizehn Richtung Arakawa?" Auf ihr Nicken hin, fuhr Eijiro mit seiner Erklärung fort: „Es gab einen ziemlich großen Unfall. Du solltest die Straße meiden." Unwillkürlich zog Akira ihre Mundwinkel ein Stück weit nach oben. Für sie war es herzerwärmend, dass die Eltern ihres Freundes sich um sie sorgten. Sie waren ja sogar hier auf ihrer Vernissage und hatten sie beglückwünscht! „Danke für die Warnung. Ich werde aufpassen."

Da ihr Kommilitone ungeduldig zu werden schien, tauschte Akira mit Shintarō schließlich noch ein paar leise Worte aus, ehe sie sich von seiner Familie verabschiedete, indem sie sich leicht verneigte. Dann folgte sie auch schon ihrem Kommilitonen und widmete sich wieder ihrer Arbeit.

The Beauty Of BasketWo Geschichten leben. Entdecke jetzt