Kapitel 36 - Erinnerungen

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Shintarōs Überlegungen, wie er mit dem Geschenk am besten auf Akira zugehen sollte, lösten sich sogleich in Luft auf, als er zum zweiten Mal an diesem Abend aus heiterem Himmel angesprochen worden war, sodass ihm fast sein Herz stehen blieb: „Endlich habe ich dich wiedergefunden, Shintarō!", lachte Akira leicht und strich sich ihre einzelnen Locken, die aus ihrer Frisur herausgefallen waren, hinter ihr Ohr. Mit ihrer freien Hand hielt sie zudem noch eine Papierschale, in welcher die Hashimaki lagen, die sie ihm mitgebracht hatte.

„Akira... Wolltest du mir nicht schreiben?", fragte er, erneut darum bemüht, dass man ihm seinen kurzzeitigen Schreck nicht ansah. Außerdem hielt er die Schachtel etwas zurück, die er erst wenige Augenblicke zuvor erhalten hatte. „Das habe ich. Und dann habe ich gewartet", auf den Lippen der Studentin entstand derweilen ein etwas verzweifeltes Lächeln, „solange, bis es mir zu blöd wurde. Also bin ich losgegangen. Sonst ist das Festival noch vorbei und wir haben nichts gemeinsam unternommen." Sie seufzte in sich hinein. Hätte sie gewusst, dass Shintarō aus dem Finden eines Andenkens an diesen Tag eine Wissenschaft machen würde, dann hätte sie davon niemals angefangen. Auch um seinetwillen. Denn zweifelsohne hatte das nur solange gedauert, weil er sie nicht enttäuschen wollte. Das machte sie gleichzeitig glücklich, aber ließ sie ebenso etwas Schuld verspüren.

Während die beiden miteinander sprachen, sah Kuroko zwischen seinem ehemaligen Schulkameraden und dessen Begleitung hin und her. Dass man ihn bereits vergessen oder gar nicht erst bemerkt hatte, war er mehr als gewohnt. So hatte er aber zumindest die Gelegenheit, die Situation vor sich zu betrachten. Dass Shintarō mit einer Frau zusammen auf dem Fest war, überstieg die Erwartungen des vergleichsweise kleinen Basketballspielers. Shintarō war ein Eigenbrötler und nur wenige kamen mit seiner exzentrischen Art zurecht. Umso erstaunlicher war es, wie vertraut die beiden miteinander wirkten. Allein die Tatsache, dass Shintarō sie beim Vornamen nannte, unterstrich dieses besondere Verhältnis. Denn nur wenigen Personen wurde diese Ehre zuteil.

Dann war da noch die Tatsache, dass er ein Geschenk gekauft hatte. Und das scheinbar wirklich nicht für seine Schwester, sondern für diese Frau gedacht war. Ihm war schon während des Geburtstages von Midorima aufgefallen, dass dieser etwas anders wirkte. Aber mit anders war diese Situation nicht länger zu beschreiben, wenn man an den Midorima aus der Teikō zurückdachte.

Allerdings beschloss Kuroko, dass er sich weder einmischen, noch die Privatsphäre der beiden weiter infiltrieren wollte. Aus diesem Grund verließ er den Stand, vor welchem sie alle standen, ohne, dass irgendjemand davon Kenntnis nahm.

„Ich habe mich wohl etwas in der Aufgabe verloren", stellte Shintarō fest, als er auf sein Handy und somit die Uhrzeit blickte. Seit er Akira zurückgelassen hatte, waren mehr als vierzig Minuten vergangen. Glücklicherweise waren sie sehr früh zu dem Fest gekommen, weshalb sie noch mehr als genügend Zeit hatten, bis das Feuerwerk beginnen würde. Das entschuldigte jedoch nicht, dass Akira solange hatte warten müssen. Er hätte ihr zumindest antworten sollen, doch irgendwie schien er das Vibrieren seines Klapphandys ausgeblendet zu haben. „Es tut mir leid", sprach er ehrlich. Zumal er sich auf dem Weg hierher noch über Takao beschwert hatte, der ihn zwanzig Minuten hatte warten lassen.

„Ach, schon gut. Ich bin von Misaki schlimmeres gewohnt. Was für eine Ironie, nur durch meine Geduld in der Hinsicht haben wir uns überhaupt kennengelernt." Viel unangenehmer als das Warten selbst waren die Blicke jener, die sie dabei beobachtet hatten. „Ich habe dir Hashimaki mitgebracht. Aber ich fürchte, die sind mittlerweile kalt." Schließlich hatte sie diese die ganze Zeit vor sich gehalten und darauf gewartet, dass ihr grünhaariger Freund wieder auftauchte. „Ich danke dir", entgegnete Shintarō und während er ihr mit der rechten Hand die Schale abnahm, ließ er mit der Linken die Schachtel mit dem Geschenk geschickt unter seinem Haori verschwinden.

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