Kapitel 24 - Das Halbfinale

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Es gab einige Momente, die Shintarō in guter Erinnerung hatte. Und damit meinte er Erlebnisse, bei welchen er glücklich war oder Spaß gehabt hatte. Der erste Meisterschaftssieg in seiner Mittelschulzeit und die Feier, die darauf folgte, waren ein solcher Moment. Oder aber sein Familienurlaub nach Fukuoka vor zwei Jahren... Erlebnisse wie diese klangen hochtrabend, da sie mit Reisen oder Erfolgen in Zusammenhang hingen.

Allerdings hatte er feststellen dürfen, dass man auch die schönste Zeit seines Lebens in seinem eigenen Zuhause verbringen konnte, wenn man dafür nur die richtige Person bei sich hatte. In der vergangenen Woche war Akira fast jeden Tag bei ihm zu Besuch gewesen. Aufgrund seiner Verletzung konnte er nicht viel tun, als Zuhause zu bleiben, zumal er auch noch krankgeschrieben war. Er hätte sicherlich eine Beschäftigung in der Zeit gefunden, selbst wenn Akira nicht gekommen wäre. Doch er war sich auch sicher, dass das Alleinsein dazu geführt hätte, dass er aufgrund der Verletzung etwas verbitterte. Mithilfe Akiras heiterem Gemüt war die Zeit aber nicht nur schneller vorübergegangen, er hatte sie wirklich genossen.

So hatte er in diesen Tagen noch mehr über sie gelernt. Wenn sie sich nicht von Bechernudeln ernährte, dann war ihr Lieblingsessen wohl Katsudon – was allerdings auch nicht viel gesünder war. Ihr Hang zu Fertiggerichten rührte wohl daher, dass sie eine furchtbare Köchin war – wie sie ihm offenbarte. Nun, da teilten sie eine Gemeinsamkeit. Er war ebenfalls ein miserabler Koch.

Shintarō hatte Akira schon einmal nach den Büchern gefragt, die sie gerne las. Damals hatte sie sich auf kein Genre festgelegt und lediglich ein paar Werke genannt, die sie dann und wann gelesen hatte. Jetzt wusste er, dass Mystery- und Kriminalgeschichten sie wohl am meisten faszinierten. Ihrer Aussage nach, weil es mochte, gerne im Dunkeln gelassen zu werden und zu rätseln.

Während sie noch die Schule besuchte, waren ihre besten Fächer – neben Kunst – Japanisch und Englisch, während ihre schlechtesten Fächer Sport, Mathematik und Physik waren. Von dem, was sie hin und wieder von sich preisgegeben hatte, hatte er sich das bereits gedacht. Besonders, was ihre Hingabe für Sport anbelangte. Was ihn allerdings überraschte, war die Tatsache, dass sie in ihrem dritten Oberschuljahr als Vorsitzende des Schülerrats vorgeschlagen wurde, sie diesen Posten jedoch ablehnte. „Ich habe an sich kein Problem damit, Verantwortung zu übernehmen. Aber mir lag an dieser Aufgabe nichts und es gab Schulkameraden, die diese unbedingt übernehmen wollten. Deshalb bin ich zu ihren Gunsten zurückgetreten", hatte sie ihm in diesem Zusammenhang erklärt.

Sie hatte auch ihre familiäre Situation wieder angesprochen, wenngleich sie nicht sehr ins Detail ging. Allerdings wusste er nun, dass sie in Toshima aufgewachsen war und Sato Misaki seit frühster Kindheit kannte.

Es gab noch viel mehr, dass Shintarō in der vergangenen Zeit erfahren hatte. Und nicht nur er allein... Da sie ein gerngesehener Gast seiner Familie war, steckte diese ihre Nase auch gerne in seine Angelegenheiten. Aber das war wohl etwas, dass er bei gemeinsamen Abendessen über sich ergehen lassen musste. Außerdem... Er würde es zwar nie zugeben, doch bis zu einem gewissen Grad erleichterte es ihn, dass seine Eltern Gefallen an Akira fanden und sie mochten. Nicht nur, dass es die Chancen steigerte, dass sie auch noch in Zukunft sein Gast sein würde...

Für den Fall... Für den kleinen, unwahrscheinlichen Fall, dass es vielleicht eine mögliche Zukunft gab, in der ihm Akira doch tatsächlich, nun ja – er hasste die Tatsache, dass selbst bei derart vagen Gedanken sein Herz schneller zu klopfen begann – noch etwas näherstand als jetzt, so wusste er, dass er den Zuspruch seiner Eltern hatte. Das war gar nicht so selbstverständlich, wie man vielleicht dachte. Akira war mehr als zwei Jahre älter als er. Ein Umstand, den er schätzte, doch für viele als unkonventionell und bedenklich galt.

Shintarō seufzte und schloss die Augen, dabei ließ er sich etwas tiefer in den Beifahrersitz sinken. Was machte er sich noch vor? Takao hatte absolut recht gehabt, mit dem, was er gesagt hatte. Dass er, Shintarō, sich verguckt habe. Wenn es ihm vorher noch nicht gänzlich bewusst gewesen war, so war es dies jetzt auf jeden Fall.

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