Kapitel 21 - Charakterschwächen

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Es war in den letzten fünf Minuten des letztens Viertels geschehen. Die Shūtoku führte das Spiel mit sagenhaften einhundertzwanzig Punkten, während der Gegner lediglich dreiunddreißig Punkte ergattern konnte. Es war eine Aktion des Frusts gewesen; angesammelten Zorns angesichts der ausweglosen Lage... Der Sieger stand bereits fest, da konnte sie Senma-Oberschule nichts mehr gegen unternehmen. Das hielt sie jedoch nicht davon ab, irgendetwas zu tun.

Während die Senma im Angriff war und ihr Shooter, Ibuki Kazuto, einen Dreierwurf versuchte, war er von Midorima geblockt worden. Ibuki hatte allerdings so viel Schwung in den Sprung mitgenommen, dass er und Midorima in der Luft zusammengestoßen waren. Das war eine Sache, die darin resultierte, dass Midorima zu Boden fiel. Doch was danach passierte, war der eigentliche Unfall. Beim Aufkommen, ob nun aus Absicht oder nicht, war Ibuki auf Shintarōs rechten Knöchel gelandet. Nur selten erlitt der Grünhaarige Verletzungen, die nennenswerter Natur waren. Noch nie war etwas geschehen, das ihn sofort aus dem Spiel und sogleich in das Krankenzimmer befördert hatte.

Der Schmerz, den er verspürte, seitdem Ibuki kurzzeitig mit seinem gesamten Gewicht auf seinem Knöchel stand, war so immens, dass die Tränen des Frustes, die er nach seiner Niederlage gegen die Rakuzan vergossen hatte, nichts gegen die Tränen des Schmerzes waren, die sich jetzt in seinen Augenwinkeln sammelten. Es war Kimura Shinsukes kleiner Bruder, der ihm in das Krankenzimmer half, sowie Sato aus seiner Klasse. Es würde ihn normalerweise wundern, doch dafür hatte er, offen gestanden, keinen Sinn übrig.

„Wir sollten das erstmal kühlen...", murmelte Kimura unsicher. Keiner wusste so recht, wie mit Shintarō umzugehen war, dessen Hände sich den Stoff des Krankenbettes, auf welchem er saß, krallten. Ungleichgewicht schoss es den Grünhaarigen durch den Kopf. Sein Leben war offensichtlich mehr als ins Ungleichgewicht geraten, wenn schon so etwas passierte! „Ich lasse einen Arzt herkommen", sprach Sato, die sich sogleich auf den Weg machte und das Krankenzimmer verließ.

So geschah es dann auch. Shintarō wurde versorgt, währenddessen rief Misaki Akira an, um diese von den Geschehnissen in Kenntnis zu setzen. Und nachdem das Spiel vorbei gewesen war, kam auch das Team der Shūtoku, allen voran Takao, um nach Shintarō zu sehen.

Das Telefon von ihrem Ohr nehmend, blickte die braunhaarige Studentin noch eine Weile regungslos auf das Display, obwohl der Anruf schon längst beendet war. Und ein unangenehmes Gefühl breitete sich in ihrem Bauch aus... Hätte sie dem Spiel doch nur selbst zugesehen. Kein stärkerer Wunsch als dieser manifestierte sich in ihr... Sie hatte nicht ahnen können, dass so etwas passieren würde. Niemand wäre dazu in der Lage gewesen und dennoch fühlte sie sich schlecht, nicht da gewesen zu sein. Sie sorgte sich um Shintarō... Den Erzählungen von Misaki zufolge, war das ein wirklich unangenehmer Anblick gewesen. Da wollte sie sich gar nicht vorstellen, wie sich Shintarō fühlte...

Wie er sich fühlte...

Akira schloss die Augen und drückte ihr Handy gegen ihre Brust, während sie eine Entscheidung fällte. Sie kehrte in das Büro des Dekans zurück und verneigte sich entschuldigend vor diesem, als sie vor dem Schreibtisch stand. „Entschuldigen Sie Herr Akiyama, aber in meinem persönlichen Umfeld gab es einen Unfall. Ich würde mich jetzt gerne zurückziehen und nach dieser Person sehen", erklärte sie, ehe sie sich wiederaufrichtete. Herr Akiyama war von seinem Stuhl aufgestanden. „Yoshida-san, machen Sie sich keine Gedanken, gehen Sie nur. Ich hoffe, es ist nichts Ernstes", erwiderte der Ältere mit einem unsicheren Lächeln. Akira nickte daraufhin und sprach noch ein schnelles „Auf Wiedersehen", ehe sie ihre Sachen ergriff und sich auf dem Weg zu ihrem Auto machte, um zu dem Ort zu fahren, in welchem die Vorentscheide stattfanden. Sie musste die Adresse der sich in Bunkyo befindenden Halle aus ihren ewig langen Textnachrichten mit Misaki heraussuchen. Schließlich fuhr sie los und war so schnell, wie der tokioter Stadtverkehr es zuließ, an ihrem Zielort angekommen.

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