Kapitel 15 - Durcheinander

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Letztendlich hatte sich der Tag recht schnell wieder zum Abend gewandelt. Akira hatte das Gefühl, fast nur über sich gesprochen und über Midorima wenig gehört zu haben. Ungewöhnlich war dies aber auch nicht. Sie vermutete, dass Midorima zunächst jemanden kennenlernen – wirklich kennenlernen – musste, ehe er bereit war, von sich zu erzählen. Aus ihrem Leben und von ihren Ansichten zu hören, half ihm dabei, Vertrauen zu entwickeln. Deshalb war sich die Kunststudentin sicher, dass Midorima irgendwann von sich auch erzählen würde, ganz ohne, dass sie ihn dazu auffordern musste.

„Bist du sicher, dass ich dich nicht fahren soll? Es regnet immer noch, es ist dunkel, dann noch die Fahrt mit der Bahn...", zählte sie im Eingangsbereich der Wohnung auf, während sich Midorima seine Schuhe wieder anzog. „Ich komme zurecht", entgegnete er, ihr Angebot ablehnend. Dass sie das eine Mal wegen seiner Unaufmerksamkeit nach Arakawa hatte fahren müssen, hatte er nicht vergessen. Wie könnte er auch? Plötzlich hatte sie in seinem Zimmer gestanden, später mit ihm und seiner Familie zu Abend gegessen... Jedenfalls wollte er ihr keine Umstände bereiten.

„Gut, wenn ich dich nicht umstimmen kann, dann nimm zumindest diesen mit." Sie hielt ihm einen transparenten Regenschirm entgegen, den er nur zögerlich ansah. „Und wenn du ihn selbst benötigst?", fragte er, noch immer nicht sicher, ob er die Geste annehmen sollte. „Nun...", sie lehnte sich gegen die Wand, „dann habe ich wohl Pech. Dass du ihn mir wiedergeben musst, bedeutet aber, dass wir einander wiedersehen werden."

Was für eine Aussage... Dass sie einander wiedersehen würden... Natürlich würden sie das! Immerhin besuchte Yoshida regelmäßig das Training des Basketballklubs! Wie hatte sie es nur wieder schaffen können, ihn mit einer so simplen Aussage aus der Fassung zu bringen!

Schließlich öffnete Akira die Tür und ließ Midorima hinaustreten. Sie selbst verweilte im Türrahmen, an welchen sie lehnte. „Also dann, Midorima... Komm gut nach Hause. Wir sehen uns bald wieder", sprach sie mit einem leichten Lächeln. „Danke für die Gastfreundschaft", erwiderte Shintaro und verneigte sich leicht. „Bis...bald", fügte er noch hinzu, ehe er sich rasch umdrehte und in Richtung Fahrstuhl verschwand.

Akira ließ die Tür wieder ins Schloss fallen und sperrte diese zu, in Gedanken dabei immer noch an den grünhaarigen Basketballspieler. Es war schon etwas länger her, dass sie männlichen Besuch in ihrer Wohnung hatte. Das letzte Mal war einer ihrer Kommilitonen gewesen, mit welchem sie an einem Werk zusammengearbeitet hatte – das musste jetzt fast ein halbes Jahr her sein. Ihr Blick fiel – im Wohnzimmer angekommen – auf die zwei leeren Becher, aus denen sie Instantnudeln gegessenen hatten. Kaum zu glauben, dass Midorima sich dazu hatte breitschlagen lassen, aber mit etwas Besserem konnte sie nicht unbedingt dienen. Wenn sie so recht überlegte, dann ernährte sie sich nur von Fertigzeugs...

Nun, wie dem auch sei... Sie räumte die Becher weg, ehe sie es sich mit Stift und Papier auf der Couch bequem machte. Ein Bild für ihr Projekt hatte sie bereits erfolgreich gemalt, mehrere sollten folgen. Dafür fing sie mit dem Skizzieren der nächsten Bilder an.

Shintaro hingegen ließ sich, als er wieder zu Hause angekommen war, erschöpft auf seinem Futon nieder. Seine Brille hielt er in der linken Hand, während er seinen rechten Arm über seine Augen gelegt hatte. Yoshida Akira... Er hatte zwar darum gebeten, dass sie noch ein wenig länger Teil seines Lebens sein würde, doch damit wollte er nicht lostreten, dass sie auch seine Gedanken in Beschlag nehmen sollte. Er hatte eine ganze Menge über sie erfahren an diesem Tag – selbst auf dem Heimweg hatte er noch darüber nachgedacht. Ihr Bestreben war so ehrlich und rein, wie ihre Malerei selbst. Es war so...

Ehe er diesen Gedanken zu Ende denken konnte, unterbrach ihn das Vibrieren seines Telefons in der Tasche. Takao – da war er sich ziemlich sicher. Er schrieb schon den ganzen Tag Nachrichten, die er bis gerade ignoriert hatte. Jetzt aber würde er sich ansehen, womit er wieder einmal zugetextet wurde.

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