Kapitel 31 - Familienfehde

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Die letzten Tage vor den Sommerferien vergingen schließlich wie im Flug, was aber nicht heißen sollte, dass nicht anstrengend waren. Shintarō hatte sein Lernpensum noch weiter erhöht und zur Überraschung der Meisten lernte Takao sogar gemeinsam mit ihm. Dabei rührte die Lernbereitschaft des Schwarzhaarigen eigentlich nur daher, dass er nicht noch einmal Midorimas Glücksstift bekommen würde. So unglaublich wie es klang, dieser hatte ihn beim letzten Mal erfolgreich durch die Prüfungen gebracht. Dieses Glück würde ihm dieses Mal allerdings nicht zuteilwerden – zumal er den Stift von Midorima auch nicht bekommen, sondern ihn sich einfach genommen hatte.

Das gute Abschneiden in den Prüfungen war neben den guten Zeugnisnoten deshalb so wichtig, weil die Fahrt in das bevorstehende Trainingscamp davon abhing. Denn Schüler, die in einer Prüfung durchfielen, mussten die Nachhilfekurse in den Ferien besuchen und die Prüfung wiederholen. Das wäre, freundlich ausgedrückt, unvorteilhaft, wo doch der Strand Yuigahama in Kamakura auf sie wartete. Der Stand und ein weiterer, extrem harter Trainingsplan. Zwar war noch einiges an Zeit bis zum Winter Cup, doch nach dem bitteren Aus der Shūtoku im Interhigh, wollte keiner von ihnen Müßigkeit vortäuschen. Sie waren hoch motiviert, endlich als Sieger vom Platz zu gehen!

So hatten sich Midorima und Takao – und natürlich auch alle anderen Schüler – durch die Prüfungen des Sommers gekämpft. Die Früchte ihrer harten Arbeit bekamen sie dann am letzten Schultag zu sehen; an der großen Pinnwand, die im Schuleingang hing, waren die Prüfungsergebnisse ausgehangen worden. Shintarō ärgerte sich fast schon, dass er nur neunundneunzig von einhundert Punkten erreicht hatte, während Takao mit seinen sechsundsiebzig Punkten mehr als zufrieden war. Für Takagi, beispielsweise, wäre das Training allerdings beinahe ins Wasser gefallen. Mit seinen sechzig Punkten hatte er gerade so bestanden. Der erhöhte Schwierigkeitsgrad war etwas, das prestigeträchtige Privatschulen wie die Shūtoku nun einmal begleitete.

Der zwanzigste Juli war in Japan landesweit der erste Ferientag im Sommer. Es war ebenfalls der Tag, an welchem die Mitglieder des Basketballklubs der Shūtoku sogleich zu ihrem Sommertraining aufbrachen. Es war früh und die Sonne war gerade erst aufgegangen, als Takao und Shintarō an dem vereinbarten Bahnsteig in Arakawa ankamen. Kapitän Miyaji und Kimura Shōta, der Bruder ihres ehemaligen Teammitgliedes, Kimura Shinsuke, warteten dort bereits auf ihre Klubmitglieder.

„Wird auch Zeit, dass ihr eure Ärsche hierher bewegt! Wollt ihr den Weg nach Kamakura laufen?", fragte Yūya die beiden Zweitklässler sogleich in seiner ruppigen Art, als sie zu ihnen gestoßen waren. „Aber die anderen fehlen doch auch noch! Und wir haben noch fünfzehn Minuten!", entgegnete Takao prompt und hob beschwichtigend die Hände. Ein Fehler, wie sich herausstellte. Nicht einmal eine Sekunde später durfte sich der Schwarzhaarige eine Predigt von Yūya anhören. Und da Shintarō daneben stand, musste er diese ebenfalls über sich ergehen lassen.

Er unterdrückte das Verlangen zu gähnen, sonst dachte der Kapitän noch, er wäre von der Predigt gelangweilt. Eigentlich lag es eher daran, dass Midorima am vergangenen Abend erst relativ spät schlafen gegangen war. Der Grund dafür fing mit A an und hörte mit Kira auf. Er hatte noch sehr lange mit ihr telefoniert, da sie einander zwei Wochen nicht sehen würden und sich selbst telefonischer Kontakt schwierig darstellen dürfte. Shintarō wollte Privatsphäre, während er mit seiner Freundin sprach – und die würde er in einer Jugendherberge mit seinem Basketballklub wohl kaum bekommen.

Obendrein hatte Akira noch keine Freizeit. Das lag daran, dass die Ferien von Studenten anders getaktet waren, als die Ferien von Schülern. Ein Studienjahr wurde schließlich, anders als ein Schuljahr, in Semester aufgeteilt und nicht in Trimester. Von Ferien konnte bei Studenten auch nicht wirklich die Rede sein. Es gab gewisse Perioden, in welchen keine Vorlesungen stattfanden, sodass sie in dieser Zeit andere Dinge tun konnten, die für das Studium wichtig waren. In anderen Studiengängen würde man in diesen Zeiträumen Praktika absolvieren, Seminare besuchen, Hausarbeiten schreiben und all so etwas. Wie das bei Akira und ihrem Studium war, wusste Shintarō nicht so recht.

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