Kapitel 19 - Lachen

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Unter den Schülern herrschte leises Gemurmel, da ihre Lehrerin, Frau Oyama, gerade das Klassenzimmer verlassen hatte. Takao, der selbst gerade wieder den Unterrichtsraum betrat, nutzte diese Gelegenheit, um sich zu Shintarō zu stellen. „Du wirst nicht glauben, was ich gerade, als ich vom Klo kam, gesehen habe", fing er das Gespräch an, wodurch das Kratzen des Stiftes, mit welchem der Grünhaarige sich eifrig Notizen machte, stoppte. „Glaub mir, ich will es nicht wissen", entgegnete er und war im Inbegriff weiterzuschreiben, als Takao nachsetzte: „Auch, wenn es sich um Yoshida handelt?"

Wieder blieb der Stift auf dem Papier stehen, ähnlich wie eine Schreibmaschine, die aufgehört hatte, mit ihren Schlägen Papier zu bedrucken. Wie in Gottes Namen – so fragte sich Shintarō – konnte Akira im selben Zusammenhang mit einer von Takaos Toilettengeschichten stehen? „Was ist mit ihr?", fragte er, darum bemüht, so unbeeindruckt wie immer zu wirken. „Dachte ich mir, dass ihr Name wie ein Zauberwort bei dir funktioniert. Ah, eigentlich ist das gar nicht so witzig... Ich sah die mit dem Direktor aus dessen Büro treten. Und sie hat geweint", erklärte der Schwarzhaarige nun ernster.

Shintarō starrte auf das Blatt vor sich, während er die Möglichkeiten, die diesen Umstand erklärten, durchging. Akira im Direktorat und darüber hinaus noch am Weinen? Das verhieß nichts Gutes... „Glaubst du, sie muss ihr Projekt abbrechen?", fragte der Schwarzhaarige und klang dabei ungewohnt traurig. „Ich weiß es nicht", entgegnete Midorima, dessen Laune ebenfalls in den Keller gesunken war. Das kam zu plötzlich... Akira, die den Basketballklub verließ, um weiter ihres Weges zu gehen... Das Eintreffen dieses Szenarios war unausweichlich, doch die Zeit dafür war eigentlich noch nicht gekommen! Mist, verdammter...! Wieso sorgte dieser Gedanke für ein beklemmendes Gefühl in seiner Brust? Wieso verspürte er das Verlangen, sie anzurufen und ihre Stimme zu hören? Es war ein denkbar schlechter Zeitpunkt dafür; er war mitten im Unterricht und darüber hinaus war er hier nirgendwo so ungestört, dass er sich ungezwungen mit ihr unterhalten konnte.

„Sie wollte doch heute wieder zum Training kommen... Bestimmt wird sie da sein. Und selbst wenn sie nur zum Verabschieden kommt", hörte er die Worte seines Kameraden. Sie wirkten seltsam dumpf in seinen Ohren. Doch was er sagte, entsprach der Wahrheit... Akira wollte dem Training heute beiwohnen. Ganz gleich, was sie zum Kommen motivierte – selbst wenn es der Abschied war – so würde er dann die Gelegenheit ergreifen und sie sprechen.

„Takao, auf deinen Platz!", ertönte die strenge Stimme Frau Oyamas, während sie in das Klassenzimmer zurückkehrte und mit ihrer Lektion fortfuhr. So sehr Shintarō sich auch bemühte – er musste einsehen, dass seine Konzentration gebrochen war. Er zwang sich zwar zur Mitarbeit, doch es war vermutlich das erste Mal in seinem Leben, dass diese ihm derart schwerfiel.

Akira wischte sich die letzten Freudentränen aus ihren Augenwinkeln, ehe sie das Schulgelände der Shūtoku verließ. Da war sie beim Abschluss der Abmachung doch tatsächlich noch etwas emotional geworden... Aber so äußerst gute Tage wie dieser waren eine Seltenheit, deshalb durften auch mal Tränen der Freude fließen. Akira ließ sich auf den Fahrersitz ihres Autos nieder und atmete einmal tief durch. Das Horoskop, das Shintarō ihr zugesendet hatte, hatte der Wahrheit entsprochen... Sie würde diesem jungen Mann gerade am liebsten einen Kuss geben! Und das aus vielerlei Gründen!

Sie nahm ihr Handy aus ihrer Tasche und klappte dieses auf, überlegend, ob sie ihm schreiben sollte... Da sie ihn später aber ohnehin sehen würde, entschied sie dagegen. Stattdessen schrieb sie ihrem Meister und berichtete ihm von dieser Chance, die sich ihr soeben geboten hatte.

Ihr Handy fiel daraufhin auf den Beifahrersitz, ehe sie die Augen schloss und den Moment noch auskostete. Dann rief sie sich allmählich zu Besinnung; das fette Grinsen auf ihren Lippen blieb jedoch, während sie den Motor startete. Nach Shinagawa würde sie nicht zurückfahren, da sie später ja wieder zum Training der Basketballjungen wollte. Deshalb entschied sie sich, die Zeit mit einem Besuch bei ihrer Großmutter zu überbrücken, die unweit von hier entfernt wohnte und ihren Antiquitätenladen betrieb.

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