Kapitel 30 - Ein erstes Mal für Akira

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Nachdem Shintarō zu Hause angekommen war, hatte es gar nicht lange gedauert, bis Akira ebenfalls eintraf. Begrüßt wurde er von ihrem warmen Lächeln, dass sie ihm zumeist schenkte. „Guten Abend, Geburtstagskind", sprach sie, in seiner Haustür stehend, während aus ihrem Lächeln ein keckes Grinsen wurde, bei dem auch ihre Augen funkelten. Mund und Hals des jungen Midorimas wurden bei ihrem noch immer atemberaubenden Anblick so trocken, dass er sein „Hallo" nicht nur verspätet, sondern auch etwas heiser über seine Lippen brachte. Bilder schossen in seinen Kopf, von dem Moment der Zweisamkeit, den sie in ihrem Atelier geteilt hatten. Das war etwas ganz Gewöhnliches für Paare, eigentlich, doch mit Sicherheit nichts Gewöhnliches für einen Midorima Shintarō! Und dennoch war sein Blick für einen kurzen Augenblick an ihren Lippen hängen geblieben, ehe er sich räusperte, Akira eintreten ließ und die Tür hinter ihr rasch schloss.

„Dein Zuhause hat etwas so Wohliges und Entspannendes... Ich glaube, ich bin es mittlerweile einfach gewohnt, hier zu sein." Akira hatte ihre Worte in einem sanften Ton ausgesprochen, während sie ihre Schuhe auszog und dabei ihren Blick durch den Flur schweifen ließ. Wie oft sie in den letzten Wochen hier gewesen war, konnte sie längst nicht mehr an zwei Händen abzählen. Das Gefühl eines Zuhauses war ihr in den letzten Jahren etwas fremd geworden. Das Haus, in welchen sie aufgewachsen war, betrachtete sie seit langem nicht mehr als Zuhause und die Wohnung, in welcher sie lebte, war zwar wirklich schön und sie liebte es, dort zu sein, aber... Zu einem wohligen Zuhause gehörte mehr als nur hübsche Einrichtung und eine atemberaubende Lage.

Zwar würde Midorimas Elternhaus nie einem Zuhause in dem Sinne gleichkommen, doch es war in Akiras Augen einfach schön, für die Zeit, die sie hier war, ein ähnliches Gefühl zu empfinden.

„Meine Familie wird sich sicher darüber freuen, das zu hören", entgegnete Midorima ihr und rückte seine Brille zurecht, nachdem diese durch das Hinabsehen wieder etwas gerutscht war. „Und was ist mit dir?", fragte sie sogleich schmunzelnd und blickte vor ihm stehend zu ihm auf. „Ich...", ihre plötzliche Frage hatte ihn etwas kalt erwischt, „freue mich darüber natürlich auch." Er blinzelte einige Male, als wäre von seinen eigenen Worten überrascht. Oder wohl eher über dessen Ehrlichkeit. Wirklich verwunderlich sollte dies mittlerweile aber auch nicht mehr sein. Zwar war er noch unbeholfen gegenüber dieser neuen zwischenmenschlichen Beziehung – das konnte er unmöglich leugnen – doch auf der anderen Seite war Akira zu dem Menschen geworden, in dessen Gegenwart er sich vermutlich am meisten entspannen und einfach er selbst sein konnte. Allein schon deshalb, weil sie ihn fernab von Worten verstehen konnte.

Nachdem sie Shintarō in dessen Zimmer begleitet hatte, fiel Akira auch schon auf den dortigen Schreibtischstuhl und sprach erschöpft: „Das war ein wirklich anstrengender Tag. Dass ich mir das all die Stunden nicht anmerken lassen durfte, hat es mir auch nicht einfacher gemacht." Erst jetzt fiel dem Oberschüler auf, wie erschöpft Akira aussah. Ein Anblick, den er nur äußerst selten und schon gar nicht in diesem Ausmaß bei ihr gesehen hatte. „Warte kurz", entgegnete er ihr daraufhin und verschwand durch seine Zimmertür. Die Studentin hatte ihm natürlich nachgesehen, dabei eine Augenbraue leicht hochgezogen, doch kaum war die Zimmertür wieder ins Schloss gefallen, blieb ihr nur das Erahnen der Vorgänge hinter dieser übrig.

Ihr Blick schweifte durch Shintarōs Zimmer, das so ordentlich wie immer aussah. Auch sie mochte Ordnung und Sauberkeit, doch er brachte dies auf einen neuen Standard. Ihr Blick fiel auf einen Gegenstand in seinem Bücherregal, den sie bisher noch nicht gesehen hatte. Oder sollte sie eher sagen: Ein Gegenstand, der ihr neu vorkam?

Etwas träge hatte sie sich von dem Stuhl erhoben und war zu dem Regal herübergeschlendert. Auf dem Buchrücken des gelben Einbandes stand in schwarzen Schriftzeichen recht simpel geschrieben: Die Sprache der Kunst. Dreimal hatte die Kunststudentin den Titel gelesen, ehe sie ihre Hand an ihren Mund legte und das Lächeln darunter verbarg.

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