Kapitel 3 - Unwohlsein

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Unweit von der Shūtoku-Oberschule hatte ein neues Restaurant eröffnet, in welchem man, wenn man den Rezensionen Glauben schenken wollte, sehr leckeres Okonomiyaki essen konnte. Yorozuya war der Name ebendieses Restaurants, in welchem sich Midorima Shintarō mit Takao, Sato und deren ominösen Freundin nun befand. In einer hübschen Nische in der Wand, die vollkommen mit Holz ausgekleidet war, saßen die vier jungen Erwachsenen um einen Tisch herum, während sie sich überwiegend anschwiegen und in die Speisekarten blickten. Shintarō empfand diese Situation als zu seltsam, denn sie erinnerte ihn sehr stark an das vergangene Jahr. Damals, nach der Niederlage gegen Seirin beim Interhigh, war er in einem Okonomiyaki-Restaurant mit Kuroko, Kise und Kagami an einem Tisch gelandet, was mehr als unangenehm verlaufen war. Jetzt war er schon wieder in eine ähnliche Situation geraten, bei der Takao ebenfalls erneut eine große Rolle spielte. Der einzige Unterschied waren die ausgewechselten Tischgenossen; Takao saß zu seiner rechten, direkt gegenüber war Sato und auf dem Platz rechts von dieser saß ihre Freundin, von der er nicht wusste, was er halten sollte.

„Also, dein Name war Yoshi-san, richtig?" Takao versuchte die Stille und das Eis ein wenig zu brechen und wandte sich an die noch Unbekannte. Die Brünette richtete ihren Blick von der Karte auf und schien kurzzeitig etwas verdutzt zu wirken, ehe sich ihre Mundwinkel ein wenig kräuselten. „Das ist nicht falsch, aber auch nicht richtig. Yoshi ist lediglich ein Spitzname, den mir Misaki gegeben hat. Ich heiße Yoshida Akira", stellte sie sich vor. Jetzt hatte die ominöse Freundin einen Namen, doch wirklich interessieren tat es Shintarō nicht. Der Grund dafür war auch recht simpel: Er würde sie mit großer Wahrscheinlichkeit ohnehin nicht wiedersehen.

„Ist Akira nicht ein Name für Jungen?", fragte Takao daraufhin etwas belustigt. „Unisex", entgegnete Yoshida, ohne sich von den Witzeleien des Schwarzhaarigen aus der Ruhe bringen zu lassen. Sie wirkte auch keineswegs empört, eher belustigt. „Nah, Unisex, mit einer starken Tendenz zu Jungen", scherzte Takao weiter und kicherte vor sich hin. Das brachte Akira erneut dazu, die Augen von der Speisekarte abzuwenden. Dieses Mal legte sie diese auf dem Tisch ab und lehnte sich dann etwas vor, um ihren Kopf auf ihrer Hand abzustützen – was in Midorimas Augen übrigens von schlechten Manieren zeugte, da so ihr Ellenbogen auf dem Tisch ruhte. „Auch wenn du es dir noch sehr wünschst... Mein Name mag männlich sein, ich bin es aber nicht", entgegnete sie süffisant.

Der Kontext dieser Unterhaltung war Shintarō zu niveaulos, als dass er länger zuhören wollte. Doch er räumte ein, dass es ein seltsam zufriedenstellendes Gefühl war, Takao dabei zuzusehen, wie dieser in Verlegenheit geriet und wie ihm sein Lachen buchstäblich im Hals stecken blieb. „Ich-Ich meinte nicht", wollte Takao schnell richtigstellen, was anscheinend missverstanden wurde, doch da winkte Yoshida bereits ab. „Ich weiß, ich habe dich nur ein bisschen aufgezogen. Wer austeilt, muss schließlich auch einstecken können", erklärte sie schmunzelnd. Selbst Misaki – mit der Shintarō im Übrigen maximal fünfzig Worte im vergangenen Schuljahr gesprochen hatte – gluckste belustigt in ihr Glas. So lustig war das doch nun auch nicht. Empfand das wirklich nur er so?

Kurz wurde es wieder still an dem Tisch, doch nachdem sich Takao von der Schlagfertigkeit Yoshidas erholt hatte, setzte er erneut zu dem Gespräch an, das er eigentlich hatte führen wollen. Immerhin war er ein ziemlich neugieriger Mensch und diese Freundin von Misa-chan war praktisch ein wandelndes Mysterium. „Was ich dich eigentlich fragen wollte, Yoshida... Gehst du auf eine Oberschule hier in der Nähe?" Die Angesprochene schüttelte daraufhin leicht den Kopf, während sie die Yuzu-Limonade in ihrem Glas ein wenig mit dem Strohhalm umrührte. „Dann bist du zu Besuch in Tokio?", fragte er weiter. „Hmm, nein, bin ich nicht", verneinte sie auch diese Frage. „Du bist gerne mysteriös, was?", seufzte Takao schließlich ergeben und ließ sich nach hinten in die Lehne zurückzufallen. Er hatte versucht, all seinen Charme aufzubringen, doch das war augenscheinlich zwecklos.

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