Kapitel 34 - Pläne und Intrigen II

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Yoshida Akira war ein Mensch, der in vielen handwerklichen Bereichen Geschick und Können bewies. Für ihre Pinselführung war sie schon in der Mittelschule gelobt worden, egal, ob es gerade Linien, Bögen oder sonstige Formen waren, die sie auf eine Leinwand brachte. Aber auch in anderen künstlerischen oder kreativen Bereichen hatte sie im Laufe ihres bisherigen Lebens ihre Fingerfertigkeiten unter Beweis stellen dürfen; sei es das Töpfern, dass sie dann und wann von ihrer Großmutter gezeigt bekommen hatte oder aber das Erlernen der Kalligrafie, der Kunst des schönen Schreibens.

Trotz dieser Fertigkeiten, die im wahrsten Sinne des Wortes in ihren Händen lagen, war sie gegenwärtig nicht in der Lage, sich die Haare korrekt zu frisieren. Was sie auch versuchte, immer wieder tauchte eine widerspenstige Strähne ihres lockigen Haars auf, die das Gesamtbild ruinierte. Obgleich sie eine ruhige Person war, in diesem Moment wurden ihre Nerven arg strapaziert.

„Yoshi, was meinst du? Wie sehe ich aus?" Misaki trat aus dem Badezimmer der Studentin und schritt im Flur zur Akira, die ihre Haare wieder fallen gelassen hatte, um zu ihrer Freundin zu sehen. In einer langsamen Umdrehung zeigte die Rothaarige den edlen Yukata, den sie trug. Die Oberschülerin war soeben fertig geworden, sich für den heutigen Tag anzukleiden und wollte das Ergebnis stolz präsentieren.

„Das dunkle Rot des Yukatas harmoniert ausgezeichnet mit deiner Haarfarbe. Die weißen Linien darauf..." Ehe die Kunststudentin hatte fortfahren können, war ihr Misaki bereits ins Wort gefallen: „Yoshi!", stieß sie mit gespielter Entrüstung aus, „du sollst mich nicht wie ein Gemälde bewerten. Sag mir, dass ich hübsch aussehe oder eben nicht!" Kaum hatten diese Worte Misakis Lippen verlassen, während sie noch theatralisch ihre Hände an ihre Hüften gestemmt hatte, gab sie ein amüsiertes Lachen von sich. Auf diese Reaktion hin verzogen sich auch Akiras Lippen zu einem Schmunzeln. „Mein Fehler, entschuldige. Du siehst natürlich hübsch aus."

Takao wird es gefallen, wäre ihr beinahe herausgerutscht, doch sie konnte sich in der Hinsicht gerade noch beherrschen.

Aber es stimmte, dass Misaki in ihrer traditionellen Gewandung wirklich sehr hübsch aussah und dementsprechend viel Anerkennung dafür bekommen sollte und verdiente. Ihr Yukata war in einem Farbton gehalten, der einige Nuancen dunkler als ihr Haar war. Die kleinen Blüten weißer Lilien dienten dem Stoff als Muster und zusammengebunden hatte sie ihr edles Kleidungsstück mit einem goldgelben Obi. Passend zu dem Muster ihres Yukatas hatte sie zudem noch eine weiße Lilie in ihr kunstvoll zusammengebundenes Haar gesteckt. Den schwarz-roten Kinchaku, den sie mit sich herumtrug, hatte sie selbst genäht. „Aber mit Geta kann ich wirklich nicht so gut laufen. Da bleibe ich bei den Zōri", lachte Misaki und deutete auf ihre flachen Strohsandalen. „Das geht mir genauso. Ich begreife nach all den Jahren immer noch nicht, wie Herr Hayashi problemlos und fast noch elegant mit diesen laufen kann", erwiderte Akira belustigt, ehe sie sich vor dem Spiegel wieder ihren Haaren widmete.

„Soll ich dir helfen?", bot Misaki an, als sie den Kampf ihrer Freundin beobachtete. „Ja!", stieß Akira sogleich erleichtert aus und ließ erneut von ihren Locken ab. Misaki schob sie daraufhin in das offene Wohnzimmer, wo sie sich hinsetzen sollte, damit die Rothaarige an ihren Haaren arbeiten konnte. „Man merkt, dass du die Tochter eines Haarstilisten bist", merkte die Studentin an, während Misaki ihr Haar nahezu spielend einfach an ihrem Hinterkopf zusammenflocht und einen kunstvollen Knoten daraus zauberte. „Könnte ich nur ansatzweise so gut Volleyball spielen, wie ich Haare frisieren kann", scherzte die Rothaarige, ehe sie wieder von Akira abließ. „Fertig. Simpel gemacht, aber elegant in der Optik."

Die Brünette beobachtete daraufhin zufrieden ihr Antlitz im Spiegel, der im Flur aushing. „Hab vielen Dank", sprach sie, während sie ihren Kopf ein wenig drehte, um die Frisur im Spiegel ausgiebig betrachten zu können. „Haarstilisten sind auch Künstler, das steht außer Frage...", murmelte sie vor sich hin, woraufhin Misaki eilig zu ihr kam. „Nein, nein, nein! Du wirst dich jetzt nicht in irgendeiner Inspiration verlieren. Du wirst deinen Yukata anziehen, in deine Zōri schlüpfen, deinen Kinchaku ergreifen und mit mir losgehen!" Ihre Freundin schob sie in ihr Schlafzimmer, ehe sie die Tür zuzog und mit verschränkten Armen davor wartete. Akira entfuhr ein leises Lachen. Da war sie fast ein wenig abgedriftet... Aber um Misaki glücklich zu machen, verschwendete sie keine weitere Zeit mehr und legte ihren Yukata an.

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