Kapitel 20 - Aus dem Gleichgewicht

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Es war ein Morgen wie jeder andere im Leben Midorima Shintarōs. Als er seine Augen öffnete, erblickte er verschwommen die Dielen an seiner Zimmerdecke, ehe er mit seiner rechten Hand nach seiner Brille griff, die er neben seinem Futon abgelegt hatte. Die Umgebung um ihn herum wieder scharf wahrnehmend, erhob er sich, um mit seiner Morgenroutine zu beginnen.

Mit dem heutigen Tag begann nun auch für die Shūtoku – und somit auch Shintarō – die Vorrunde des Interhighs. Wie im vergangenen Jahr hatte seine Schule bei der Losung der Matches Glück gehabt und startete erst am vierten Turniertag. Nicht, dass es groß etwas änderte... Diese schwachen Schulen und ihre Teams interessierten ihn nicht wirklich – die wahren Bedrohungen lagen in den beiden anderen Königen, Seihō und Senshinkan, sowie der Seirin... Und natürlich den Siegern aus den anderen Blöcken. Zwar gab Shintarō in jedem Spiel ausnahmslos sein Bestes, doch auch ohne diese Einstellung war das Schicksal der Schulen, gegen die sie heute spielten, die Katsunari und ein Gegner, der erst noch entschieden werden musste, besiegelt.

„Viel Erfolg heute", wünschte ihm seine Mutter, nachdem er am Esstisch Platz genommen hatte. Sie drückte ihm einen Kuss auf die Schläfe, was er nur murrend hinnahm. Pünktlich, mit dem Beginn des Frühstücks, fing auch Oha-Asa an. Die katastrophalen Folgen, die eintrafen, würde er die Serie verpassen, hatte er bereits kennengelernt. Nicht auszumalen, wie verheerend es für die kommenden Spiele wäre.

„Krebse, es ist Vorsicht geboten. Ihr seid vollkommen aus dem Gleichgewicht geraten. Widersprüchliche Signale, die ihr sendet, machen es Personen, die euch nahestehen wollen, nicht leicht. Gespanntheit unter den Kollegen sorgt für Uneinigkeiten und Streit, haltet euch besser aus allem heraus und tragt euren Glücksbringer, einen Tamagotchi, immer bei euch."

Bei diesen Nachrichten zuckte Shintarōs Augenbraue leicht... Ein derart schlechtes Horoskop für einen Spieltag hatte er schon lange nicht mehr. „Shihori", sprach er, während seine Schwester die Küche betrat, „leih mir deinen Tamagotchi." Eine äußerst prekäre Situation, dass er auf die Gutmütigkeit seiner Schwester angewiesen war, doch eine andere Möglichkeit gab es nicht. „Hä? Niemals. Ich weiß nicht einmal, wo der ist...", entgegnete sie und setzte sich ebenfalls an den Küchentisch. „Ich lasse dich eine Stunde an mein Laptop", versuchte er sie mit seinem überaus teuren Geburtstagsgeschenk des letzten Jahres zu bestechen. „Einverstanden!", willigte sie sogleich ein.

„Skorpione, obwohl ihr etwas sprunghaft und nervös seid, glänzt ihr mit Charme und Intelligenz. Eine Zeit voller körperlicher und geistiger Aktivität erwartet euch – ebenso aber Streitgespräche und...", hörte er beiläufig dem Horoskop von Takao zu, doch dass dieser heute mit Intelligenz und Charme glänzte, wurmte Shintarō einfach zu sehr, als dass er weiter zuhören wollte. Abgesehen davon interessierte ihn nur noch das letzte Wasserzeichen, dass erst am Schluss genannt werden würde.

„Es war ja schon schlimm genug, als wir nur bis zu deinem Sternzeichen gehört haben, aber jetzt hören wir uns jeden Morgen sogar alles an", seufzte das grünhaarige Mädchen. Warum musste ausgerechnet ihr Bruder, der ja sogar Klassenbester war – also einiges im Köpfchen hatte – so eine Schraube locker haben? „Ruhe", zischte er, als das letzte Horoskop vorgestellt wurde:

„Fische, ihr seid zielstrebiger denn je. Durch Nüchternheit, Ausdauer und Konzentration könnt ihr hochgesteckte Ziele erreichen. Dabei seid ihr gelassen und behaltet den Überblick. Oh, aber etwas entgeht euch doch! Ehrliche Liebe erwartet euch, schaut euch nochmal um. Euer Glücksbringer heute ist ein Paket Bechernudeln."

Liebe. Dieses Wort ließ Shintarō seit einiger Zeit nicht mehr in Ruhe. In allen erdenklichen Formen erschien es immer wieder in seinem Alltag, sodass seine Nerven dahingehend blank lagen. Er wollte, wie mittlerweile jeden Morgen, Akira ihr Horoskop schreiben, doch seine Finger schienen sich auf den Tasten einfach nicht bewegen zu wollen. Er spannte seine linke Hand so sehr an, dass es schon zu schmerzen begann, was ihm augenblicklich wieder seinen Realitätssinn wiedergab.

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