Kapitel 57

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P e r c i v a l

Unser Keuchen erfüllt den Raum und ein Geruch liegt in der Luft, der mich erneut zum Erschaudern bringt, da er unvergleichlich von Ares stammen muss. Vorsichtig sehe ich zur Seite, zu ihm und betrachte sein Gesicht, was starr an die Decke gerichtet ist. Sein Brustkorb hebt sich noch immer hektisch und auf seiner Haut befindet sich eine hauchdünne Schweißschicht. Er sieht traumhaft schön aus. Gerade als ich meinen Blick weiter runter gleiten lasse, richtet er sich auf, zu seinem Nachtschrank, so dass ich nur noch seinen vernarbten Rücken betrachten kann. Er greift nach einer Box, die ich als Taschentücher identifiziere und so wie es scheint, macht er sich selbst etwas sauber. Vorsichtig richte ich mich auf und rutsche leise näher zu ihm. Ich unterlasse es seine Narben oder gar seinen Rücken zu berühren, trotzdem kann ich mich nicht zurückhalten, meine Hand über seine Oberarme wandern zu lassen und mich etwas an ihn zu schmiegen, darauf achtend, dass ich die klebrige Substanz auf meinem Bauch, nicht auf seinen Rücken verschmiere. Er sieht etwas mitgenommen aus, was mich beunruhigt. Hat es ihm nicht gefallen? Gerade als ich was sagen wollte, richtet er sich auf und zieht sich wieder seine Boxershorts an, doch anderes als dass er einfach geht, dreht er sich zu mir um und reicht mir einige Taschentücher. Still nehme ich sie an mich und mache mich so weit es geht sauber. Noch immer sitze ich nackt im Bett, und ich fühle mich etwas unwohl unter seinem brennenden Blick. „Kommst du wieder ins Bett?", frage ich ihn leise. „Gleich, leg dich schon mal hin", raunt er und ich tue das, was er mir sagt. Müde lege ich mich ganz selbstverständlich auf seine Seite und ziehe die Decke über meinen Körper und drücke meinen Kopf in sein weiches Kissen. Sofort kommt mir sein intensiver Geruch wieder in die Nase und ich schließe genüsslich die Augen. Am liebsten würde ich sehen, wo er hingeht, als ich seine Schritte vernehme, doch meine Lider sind plötzlich so verdammt schwer. Es erscheint so verlockend jetzt einfach einzuschlafen, mit der Sicherheit, ihn nicht weit von mir entfernt zu wissen.

~

Als ich aufwache, blenden mich vereinzelte Sonnenstrahlen in meinem Gesicht. Ich rümpfe etwas die Nase, da ich am liebsten noch schlafen würde, doch gerade als ich nach einem warmen Körper suchen wollte, finde ich keinen neben mir. Müde schlage ich meine Augen auf und sehe mich mit verschwommenen Blick um. Das Zimmer ist leer und ich suche vergebens nach dem großen Körper meiner Sehnsucht. Gähnend erhebe ich mich etwas aus dem Bett und blicke zu dem Wecker an der Seite. Überrascht reiße ich die Augen auf, als ich sehe, dass es mittlerweile schon früher Nachmittag ist. Wollte er mich nicht wecken? Sofort bin ich hellwach und stehe nun ganz aus dem Bett auf, ehe mir auffällt, dass ich vollkommen nackt bin. Am Boden finde ich meine Schlafsachen, die ich mir überziehe und kann es nicht vermeiden knallrot anzulaufen, wenn ich daran denke, was in der Nacht passiert ist. Ein Kribbeln, bis in meine Zehenspitzen, zieht sich durch meinen Körper und ein Kichern entflieht meinen Lippen, ehe ich mich wieder ins Bett fallen lasse. Tief sauge ich seinen Duft in meine Nase und wälze mich für wenige Minuten in den weichen Laken. Genieße noch einmal das Gefühl, was mich völlig überschwemmt, ehe ich aufstehe und auf Zehenspitzen das Zimmer verlasse. Auf dem Flur ist keiner zu sehen, was auch nicht verwunderlich ist. Mit Sicherheit sind gerade alle beim Training und damit müsste das Haus leer sein. Ob Ares auch bereits das Haus verlassen hat? Untypisch wäre es nicht. Wie er sich jetzt wohl mir gegenüber verhalten wird? Nervös beiße ich mir auf meine Wangeninnenseite und lasse alles, was passiert ist, immer und immer wieder vor meinem inneren Auge ablaufen. Es kommt mir so unwirklich vor, selbst nach meiner ausgiebigen Dusche, die mir helfen sollte all meine Gedanken zu klären. Ich schleiche auf Zehenspitzen die Treppe runter und horche, ob ich irgendjemanden unten hören kann, doch es ist vollkommen still im Haus. Aus dem Kühlschrank hole ich mir noch ein paar Pancakes von gestern, die ich mit der Hand esse, als ich plötzlich dumpfe Schläge vernehme. Verwirrt runzle ich die Stirn und folge dem Geräusch. Es führt mich eine Etage weiter runter, wo sich der große Trainingsraum befindet, der tagsüber kaum benutzt wird. Zurückhaltend sehe ich um die Ecke und kann meinen Augen kaum glauben. Im Raum befindet sich kein Geringerer als Ares, der fast schon auf eine brutale Art und Weise auf einen Boxsack einschlägt. Sofort beschleunigt sich mein Herzschlag und Wärme breitet sich in meinem ganzen Körper aus. Ich beobachte ihn dabei, wie er mit präzisen, kraftvollen Schlägen auf den Boxsack einprügelt und sich dabei sein schwarzes T-Shirt immer wieder um seine Oberarme spannt, ähnlich wie seine kurzen Shorts um seine Oberschenkel. Er ist vollkommen in Schwarz gekleidet. Hart muss ich schlucken. Unweigerlich entsteht in mir das Bedürfnis, mich von hinten an ihn zu schmiegen. So verzaubert wie ich von seinem Äußern bin, bemerke ich gar nicht, wie seine Schläge immer unkontrollierter werden, bis der Sack aus seiner Angel reißt und hart gegen die Wand prallt und einfach zu Boden fällt. Seine Brust hebt sich hektisch auf und ab. Es ist offensichtlich, dass ihn etwas beschäftigen muss. Als würde er plötzlich meine Präsenz spüren, ruckt sein Blick zu mir. Seine Augen sind stechend klar und blicken direkt in die meinen. Ein Seufzen entflieht ihm, ehe er müde über seine Augen streicht. „Was machst du hier, Percy?" Kurz fühle ich mich an gestern zurückversetzt. Langsam mache ich ein paar Schritte auf ihn zu, noch immer mit einem Pancake in der Hand. „Ich... Ich habe was zu essen gesucht, als ich dumpfe Schläge gehört habe. Ich wollte nur nachsehen", erkläre ich mich und er wendet sich von mir ab. Er hebt den Boxsack vom Boden auf, als würde er nichts wiegen und hängt ihn wieder in die Angel. Etwas unsicher halte ich ihn ein Stück des Pancakes hin. „Möchtest du auch?" Verwirrt sieht er zu mir, dann auf den Pancake und wieder zu mir, ehe er verneinend mit dem Kopf schüttelt. Unschlüssig trete ich von dem einen Fuß auf den anderen. Er wendet sich wieder zum Boxsack und schlägt einige Male auf ihn ein. Langsam gehe ich auf ihn zu, den letzten Pancake mittlerweile verspeist und berühre ihn sanft am Rücken. Schauder erfassen meinen Körper und ich würde mich am liebsten sofort gegen ihn pressen, doch ich weiß, dass es bei ihm nicht der richtige Weg ist. „Hat dich letzte Nacht wütend gemacht?", frage ich ihn, als er mit den Schlägen innehält und sich anspannt. Es ergibt Sinn für mich, dass er auf den Boxsack einschlägt, wegen dessen, was passiert ist. Doch ich weigere mich, das Vergangene einfach wie ein Elefant im Raum stehenzulassen. Meine Hand fährt über seine Taille, vor zu seinem Bauch und ruht dort auf seinen angespannten Muskeln. Vorsichtig umarme ich ihn von hinten und lehne meinen Kopf zwischen seine Schulterblätter. „Ich bin nicht wütend", raunt er. Verwirrt runzle ich die Stirn. „Aber irgendwas muss doch mit dir sein?" Er seufzt und langsam fange ich an, das Geräusch an ihm zu mögen, da es so scheint, dass nur ich ihn auf diese Art zur Verzweiflung treibe. „Ich bin frustriert." Jetzt nur noch mehr verwirrt, löse ich mich von ihm, was ihn dazu veranlasst, sich zu mir umzudrehen. „Wie meinst du das?" Seine Augen überfliegen meinen Körper. Ich trage eine viel zu große Sweatjacke und kurze Shorts. Gespannt sehe ich seinem Adamsapfel zu, der, genauso wie gestern, auf und ab hüpft, während sich sein Atem etwas beschleunigt. Schluckend verfolge ich seine Hand, die er ausstreckt und plötzlich werde ich an der Taille gepackt. Schneller als dass ich es realisieren kann, befinde ich mich an ihn gepresst und sein Gesicht ist in meinem Nacken vergraben. Ein Keuchen verlässt meine Lippen und ich halte mich an seinen breiten Schultern fest. „Ich betöre dich", raunt er an meinem Ohr und streicht mit der Nase meinen Hals hinauf. Ich seufze. „Und gestern... habe ich das getan, was ich mir geschworen habe, nie zu tun." Seine andere Hand schlingt sich um meinen unteren Rücken und ich berühre den Boden nur noch mit meinen Zehenspitzen. An ihn gepresst, wie eine zweite Haut, überschwemmen mich die Gefühle. Sie sind erdrückend, erdrückend schön. „Würdest du es wieder tun?", hauche ich. Und dann löst er sich einfach wieder von mir und macht einen Schritt zurück. Angestrengt streicht er sich über sein Gesicht. „Ich kann nicht." „Wieso nicht?" Als ich wieder einen Schritt auf ihn zu mache, macht er wieder einen zurück. Wieso spielen wir nur immer dieses gottverdammte Spiel? „Weil ich dir das nicht antun kann." Er streckt seine rechte Hand aus und fährt über eine kleine Stelle, unterhalb meines Halses. Ich weiß, dass er mich dort gestern gebissen hat. Sanft, nicht so sehr, als dass man es noch am nächsten Morgen gesehen hätte, doch er scheint sich genauso gut daran zu erinnern wie ich. „Aber...", ich schlucke hart, „aber du tust mir doch nichts an, eher quält es mich, dir ständig fernzubleiben und gestern... gestern hat mir zu hoffen gegeben, dass ich mit dieser Sehnsucht nicht... nicht alleine bin." Unsicher sehe ich zu ihm und sein Gesicht wirkt verschlossen, doch seine Augen sind ein reines Durcheinander. Er schweigt. „Ist es wegen Cora? Weil... Weil wir sie damit verletzen?", frage ich mit zitternder Stimme. „Cora ist mir völlig egal." Kurz überrascht mich seine Aussage, denn es liegt nicht weniger als reine Ernsthaftigkeit darin. „Was ist es dann?" Er wendet seinen Blick von mir ab und sieht auf seine Hand, die er wieder gesenkt hat. Ich nutze den Moment, wieder etwas auf ihn zuzukommen. Mit meiner Hand berühre ich die seine und streiche sanft seinen Arm hinauf. Hoch zu seiner Schulter, über seine Brust, weiter zu seinem Hals. Meine Finger fahren über seinen markanten Kiefer, über seine Stoppeln, die angenehm kitzeln. „Sag mir, lässt dich das kalt?" Ich stelle mich auf meine Zehenspitzen und hauche einen Kuss auf seinen Adamsapfel, der daraufhin zuckt. „Findest du das unangenehm?" Ich küsse sein Kinn, ehe ich in seine Augen blicke, die jede meiner Liebkosungen verfolgen. „Für mich ist es das nämlich nicht. Nein, es beflügelt mich", offenbare ich ihm und küsse ihn auf seinen Mundwinkel. „Du solltest das nicht tun", meint er tief und mit rauer Stimme. „Warum?" Fragend sehe ich zu ihm auf. „Du bringst mich an den Rand der Verzweiflung, Percy." Gerade als ich ihn fragen will, wie er das meint, küssen mich seine sündigen Lippen. Überrascht stöhne ich auf, brauche aber keine Sekunde, ehe ich meine Arme um seinen Hals lege und mich an ihm hochziehe, soweit mir das möglich ist. Seine Hände packen mich an den Oberschenkeln, als er anscheinend meine Versuche bemerkt und heben mich auf seine Hüfte. Laut keuche ich auf. „Mehr...", seufze ich. Ich spüre sein Schmunzeln an meinen Lippen. Gleich darauf werde ich auf einem Barren abgesetzt und seine Hände fahren unter meinen Sweater. Auch meine Hände wandern zu seinem Rücken und ziehen an seinem Bund, während ich ihn mit meinen Beinen völlig einkessle, damit er nicht weglaufen kann. „Ares...", stöhne ich und fahre durch seine Haare, als ich den Versuch aufgebe, ihm sein T-Shirt auszuziehen. Seine Haare sind weich und irgendwie liebe ich das Gefühl, wie sie durch meine Finger gleiten. Ein erstickter Laut entkommt mir, als seine Zunge meinen Mund in Besitz nimmt. Hinter meinen Lidern verdrehe ich genüsslich die Augen. Oh Himmel... „Ares?" Beinahe scherzhaft schnell lösen sich seine Lippen wieder von den meinen und er wischt sich hektisch über seine Lippen, als auch schon Ezekiel erscheint, der einen Zettel in der Hand hält. „Ich wollte dich fragen, ob-...", als er aufsieht und uns erblickt, wird mir eins anhand seines Gesichtsausdruckes klar: Ezekiel wusste sehr genau, was gerade passiert ist.

Beta: hirntote

Black DepthsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt