P e r c i v a l
„Hey Percy", ich sehe auf, als ich gerade einiges an Geschirr abwasche und Conners Stimme höre. Er lächelt mich an. „Hey, was gibt's?", frage ich ihn und erwidere sein Lächeln. „Wir wollen nachher zu einem nahegelegenen See gehen und Schlittschuh fahren, falls du Lust hast, kannst du gerne mitkommen?" Ich ziehe die Augenbrauen zusammen. „Welcher See?" „Keine Sorge, nicht der Blackwater See. Er ist nicht weit von hier und gut zu Fuß zu erreichen", er lacht und fährt sich über den Nacken. „Also, hast du Lust?" „Ich... bin noch nie Schlittschuh gefahren", gestehe ich. „Na dann wird's höchste Zeit!" „Okay", sage ich lächelnd zu und freue mich, mit den anderen etwas Zeit zu verbringen. Vielleicht ergibt sich ein passender Moment, in dem ich mit Tate reden kann. „Super, wir gehen in circa einer Stunde los." Verstehend nicke ich, als er sich auch schon wieder abwendet und ich die letzten Teller abtrockne. Das Haus ist relativ still, da die meisten trainieren und mein Dad ist mit Eze in die Stadt gefahren, um einige Besorgungen zu erledigen. Leise tapse ich durchs Wohnzimmer, zum Flur und sehe, wie Ares' Bürotür nur angelehnt ist. Lächelnd gehe ich darauf zu und öffne sie. Konzentriert sitzt er über einige Ordner gebeugt und scheint sehr in Gedanken vertieft zu sein. Ich schließe die Tür hinter mir und gehe auf ihn zu. Röte schießt in meine Wangen, als in mir Bilder aufkommen, was er mit mir auf diesem Schreibtisch getan hat. Beinahe sofort ruckt sein Blick auf und unsere Augen treffen sich. „Hey, schöner Mann." Ich grinse und komme um den Schreibtisch herum. „Du bist ja gar nicht im Rathaus?" Er lehnt sich in seinem Schreibtischstuhl zurück und verschafft mir so, absichtlich oder nicht, Platz, mich auf ihn zu setzen. „Ja, nachher beginnt ja auch dein Training", ruft er mir in Erinnerung und ich stocke, als ich mich auf seinen Beinen niederlasse. „Oh." Er zieht die Augenbrauen zusammen, während er seine Hände auf meine Hüfte legt und mich näher zu sich zieht. Ich beiße mir auf die Lippen. „Können wir das... vielleicht verschieben?" „Verschieben?", brummt er. „Conner hat mich eben eingeladen, mit den anderen Schlittschuh zu fahren." Seine Augen durchdringen mich und ich rutsche etwas unwohl hin und her. „Dein Training ist wichtig, Percy." „Ich weiß", seufze ich, „aber mir geht es gut. Ich hatte bisher keine schlimmen Schmerzen mehr und meine Gefühle habe ich auch gut im Griff." Der abweisende Ausdruck auf seinen wunderschönen Gesichtszügen gefällt mir nicht. „Noch", ist alles, was er sagt. „Es wird schon nicht die Welt untergehen, wenn wir es um einen Tag verschieben, Ares." Sein Griff an meiner Hüfte verfestigt sich und auch seine Kiefer pressen sich aufeinander, wie sie es immer tun, wenn er mit etwas nicht einverstanden ist. „Percy", knurrt er warnend und ich verdrehe die Augen, ehe ich wieder aufstehe und mich gegen den Schreibtisch lehne. „Ich verspreche dir, es wird nichts passieren. Bitte, ich würde gerne mitgehen." Schmollend sehe ich ihn an und lege sogar, übertrieben mit den Augen klimpernd, den Kopf schräg. Einige Zeit starren wir uns an, ich ihn flehend, er mich genervt. „Fein", stimmt er zu und ich will ihm gerade freudestrahlend um den Hals fallen, als er mich aufhält. „Aber", erhebt er wieder die Stimme, „du wirst aufpassen!" Ich verdrehe die Augen. „Ja, natürlich." Lächelnd gehe ich nun wieder auf ihn zu und küsse glücklich seine Lippen. „Dann werde ich mich um die Kräuter kümmern, die du nehmen sollst...", brummt er. „Danke." Ich grinse breit und küsse erneut seine Lippen. „Danke, danke, danke." Hektisch verteile ich Küsse auf seinem Gesicht und kichere, als er warnend meinen Namen knurrt. „Tu nicht so, als würde es dir nicht gefallen, ich höre dein Herz rasen...", flüstere ich und streiche verträumt über seine Unterlippe. Noch einmal küsse ich die Falte zwischen seinen Augenbrauen. „Ich liebe dich", hauche ich, ehe ich aufgeregt wieder aufspringe, doch gerade, als ich aus dem Büro gehen will, packt er meine Hand, zieht mich zurück auf seinen Schoß und presst hungrig seine Lippen auf meine. Ich keuche überrascht, ehe ich lächelnd meine Arme um seinen Hals schlinge. Mein Grummelwolf... Als sich seine Lippen wieder von meinen lösen, sehe ich den Wunsch in seinen Augen, dass ich nicht gehen soll. „Bis später", hauche ich, küsse noch ein letztes Mal seine geliebten Lippen, ehe ich wirklich das Büro verlasse. Draußen treffe ich auf die anderen, die sich bereits anziehen. „Alles klar?", fragt Conner mich und deutet auf das Büro, aus dem ich gerade gekommen bin. „Äh... ja, ich musste nur noch was klären." Verstehend nickt er und wendet sich wieder zu seinen Schuhen, die er gerade dabei war anzuziehen. Auch ich schließe mich den anderen an und ziehe mir eine dicke Winterjacke über und schlüpfe in meine Schuhe. „Wo sind eigentlich die Schlittschuhe?", frage ich Conner. „Die habe ich!", meint Kai und hält einen Sack in die Höhe. „Ich wollte sie aber tragen!", knurrt Ian daraufhin und versucht sie Kai zu entreißen. „Conner hat sie aber mir gegeben!" „Na und?!" „Nimm deine Pfoten weg, Ian!" „Gib mir den Beutel, Kai!" Beide reißen sie den Stoff hin und her. „Okay, ich nehme ihn." Hunter nimmt ihnen beiden kurzerhand den Sack aus der Hand und wirft ihn sich über den Rücken. Ich kichere über die drei. Noch kurz schubsen sich die Zwillinge gegenseitig nach draußen, ehe sie sich wieder eingekriegt haben und auch schon wieder über den nächsten Blödsinn lachen. Wade und Raven gehen Hand in Hand vorweg. Hunter folgt ihnen und ich schließe schnell zu Tate auf, der etwas betrübt wirkt. „Hey, wie geht's dir?", frage ich und stoße leicht gegen seine Schulter. Als er mich sieht, lächelt er schwach. „Gut." Ich ziehe die Augenbrauen zusammen, was er bemerkt und er seufzt. „Ich bin nur etwas... gestresst", brummt er und schießt den Schnee davon. „Hast du mit ihm geredet?", frage ich ihn mit gesenkter Stimme. Conner joggt an uns vorbei und holt zu Hunter auf. Er schüttelt den Kopf. „Wieso nicht?" Er seufzt übertrieben und verbirgt sein Gesicht im Kragen seiner Jacke. „Es ist kompliziert." „Ist es das nicht immer?" Sanft lächle ich ihn an und zucke mit den Schultern. „Ich... habe Angst", murmelt er so leise, dass ich ihn selbst kaum verstehe. „Wer nicht wagt, der nicht gewinnt", erwidere ich leise und er senkt den Blick. „Ich denke, deine Angst ist unbegründet, Tate." „Aber was, wenn nicht?" Er sieht wieder zu mir und ich sehe die Furcht klar in seinen Augen schimmern. „Ich weiß es nicht Tate", sage ich ehrlich. „Aber, was sollte denn schlimmstenfalls passieren?" Er runzelt die Stirn und vergräbt seine Hände in der Jackentasche. „Dass er mich nicht mehr will?", haucht er. Ich nicke verstehend. „Aber was, wenn du nicht auf ihn zugehst. Was hast du dann davon?" Er schweigt. „Ich verstehe dich, Tate, besser als du es dir vorstellen kannst, aber manchmal muss man Dinge wagen, um im Leben weiterzukommen, um sein Glück zu finden. Wer weiß, was die Zukunft bringt, doch es scheint euch beiden zurzeit deswegen nicht gutzugehen. Du wärst erstaunt, wie weit man durch ein ehrliches Gespräch kommt." Ich strecke meinen Arm aus und lege ihn um seine Hüfte. Saft drücke ich ihn, um ihn aufzumuntern und ihm die Kraft zu geben, die er anscheinend braucht. „Danke Percy..." Ich lächle. „Lass uns jetzt Spaß haben und nicht solch Trübsal blasen." Nun schleicht sich auch ein kleines Lächeln auf seine Lippen und er nickt. „Du musst mir unbedingt zeigen, wie man überhaupt Schlittschuh fährt, ich habe das noch nie gemacht", meine ich zu ihm und er sieht mich erstaunt an. „Wirklich nicht?" Ich schüttle den Kopf und lache. „Ich helfe dir", lacht er nun ebenfalls und da ist ein Funkeln in seinen Augen, was ich schon lange nicht mehr gesehen habe. Das kann ja was werden...
~
Eines weiß ich nun ganz sicher: Zum Schlittschuhfahren wurde ich wirklich nicht gemacht. „Autsch!", entflieht es mir, als ich zum erneuten Mal auf meinen Po falle. Tate lacht. „Ich hab noch nie jemanden gesehen, der so schlecht darin ist wie du." Seufzend sehe ich mich um, zu den anderen, die perfekt auf dem kleinen See herumfahren. Um uns ist nichts als schneeweißer Wald. Es ist echt schön hier, auch wenn ich kaum zwei Meter fahren kann, ohne erneut hinzufallen. „Komm schon Percy, aufstehen und nochmal!", ruft Conner von weitem und ich verdrehe die Augen. Er hat gut reden, er macht hier drauf gefühlt Kunststücke. Tate reicht mir seine Hand und ich lasse mich vorsichtig wieder auf die Beine ziehen. Meine Beine wackeln und aus Reflex halte ich mich sofort an seiner Schulter fest. „Sag mir bitte, dass ihr das schon seit Kindertagen trainiert", murmle ich, während ich meinen Blick angestrengt auf meine wackelnden Beine lasse. Wieder lacht er und so langsam habe ich das Gefühl, dass er mich hier auslacht. „So lange nicht, aber wir machen das jetzt schon seit einem Jahr." „Ein Jahr?", krächze ich. Das dürfen dann ja nur ein paar Mal gewesen sein, die sie auf dem Eis waren. „Du wirst das auch noch lernen, keine Sorge." „Und das Eis wird auch nicht einbrechen?", versichere ich mich nun bestimmt schon zum zehnten Mal. „Auf gar keinen Fall. Die Eisschicht ist viel zu dick, das wird nicht passieren, Percy." Ich nicke und atme noch einmal durch. Zögerlich lasse ich einen Arm von ihm und versuche es erneut, wie er es mir erklärt hat. Ein Fuß vor den anderen. „Ja, genau, weiter so!", ermutigt mich Tate. Ich konzentriere mich nur auf meine Beine und auf das Eis unter mir. Weiter, weiter und immer weiter. „Jaaa!! Percy, du hast es!" Überrascht sehe ich auf, denn Tates Stimme kommt mir plötzlich so weit entfernt vor. Er winkt mir zu, einige Meter von mir entfernt. Ein Lächeln schleicht sich auf meine Lippen und erfreut winke ich zurück. Auch die anderen jubeln und ich versuche erneut weiterzukommen. Mit jedem Meter werde ich sicherer und ich scheine wirklich den Dreh rauszuhaben. Wie die anderen schlittere ich nun über das Eis, zwar immer noch mit einem gebührenden Respekt und großer Vorsicht, doch nicht ansatzweise so unsicher, wie noch am Anfang. Und dann fängt es tatsächlich an richtig Spaß zu machen. Auf der Mitte des Sees bleibe ich stehen und winke den anderen zu. „Siehst du, ich hab dir doch gesagt, du wirst es auch können", ruft mir Tate laut zu. Ich grinse, doch dann höre ich es unter mir knacken. Mein Herz setzt aus, nur um daraufhin unglaublich schnell zu rasen. „Tate!", brülle ich und anhand seines Gesichtsausdruckes muss er mich sofort verstehen. Auch die anderen halten inne und sehen zu mir. Conner kommt sofort auf mich zu und hält einige Meter vor mir an. Ruhig hebt er die Arme. „Halt ganz still, Percy", befiehlt er mir und ich nicke hektisch. Wieder knackt es unter mir und als ich nach unten sehe, haben sich zu meinen Füßen einige Risse gebildet. Tate taucht neben Conner auf und besorgt sieht er zu mir. „Das verstehe ich nicht, wie ist das möglich?", haucht er. „Percy!", verlangt Conner sofort wieder nach meiner Aufmerksamkeit. Mein Blick ruckt zu ihm. „Versuch ganz langsam einen Schritt nach vorne zu machen." Mein Atem beschleunigt sich. Zitternd schiebe ich meinen Fuß etwas nach vorne, doch sofort knackt das Eis noch mehr. „C-Conner...", hauche ich mit bebender Stimme. „Gehe ganz langsam auf allen vieren, um dein Körpergewicht besser zu verteilen", trägt er mir konzentriert auf und ich versuche es. „Bleib ganz ruhig, Percy." Vorsichtig gehe ich in die Hocke und lehne mich ganz langsam auf meine Arme. Das Knacken wird plötzlich lauter, als ich mich etwas vorwärts bewegen will. „Nein! Beweg dich nicht!" Sofort sehe ich wieder zu Tate und Conner. Alle beide strecken gleichzeitig ihre Hand nach mir aus, doch da bricht das Eis und ich werde von Kälte umfangen. Hektisch versuche ich wieder aufzutauchen, doch das Wasser ist dunkel und ich stoße immer wieder gegen das Eis. Verzweifelt versuche ich mich irgendwo festzuhalten. Ich schwimme, klopfe gegen die eisige Schicht, versuche einen Ausweg zu finden und spüre, wie meine Gliedmaßen immer schwerer werden. Ich schreie, doch durch das ganze Wasser wird mein Schrei verschluckt. Kälte nimmt mich vollkommen ein. Meine Kraft schwindet und ich versuche verzweifelt wieder nach oben zu gelangen. Ich versuche meine Kräfte zu benutzen, doch ich kann mich nicht konzentrieren. Angst durchströmt mich. Wasser, überall ist Wasser. Ich will hier raus! Verdammt! Ich habe Angst, ich habe so fürchterlich Angst. Mit meinen Händen versuche ich das Eis nachzufahren, doch ich kann das Loch, durch das ich gebrochen bin, nicht mehr finden. Wasser, so viel Wasser. Ich brauche Luft. Ich... kriege keine Luft. Plötzlich wird alles so... schwer, so ausweglos, so belanglos. Wasser dringt in meine Lungen. Meine Augen schließen sich und dann ist da nichts mehr außer Wasser. Wasser, Dunkelheit und Wasser. „Ares..."
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Vergesst nicht zu Voten.
(Der kleine Stern unten links.)
DANKE (:
LEVI
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Black Depths
Romance~ Black Depths ~ Ich hatte mir immer vorgestellt, dass mein Leben friedlich und nach meinen Wünschen ablaufen wird. Schon von klein an, wurde ich nicht so akzeptiert, wie ich im Herzen bin. Es war okay, ich lernte damit zu leben, da ich dachte, irge...