Kapitel 98

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P e r c i v a l

„Dad, das kann nicht dein Ernst sein!", entsetzt sehe ich zu dem Mann neben mir, der das Auto immer weiter in Richtung Fallons Rudel fährt. „Dad! Wie kannst du das machen, nachdem er dich aufgenommen hat? Er ist mein Mate, Dad!" „Und sie ist deine Mutter!" „Das ist mir egal!", platzt es aus mir heraus. Sein Blick zuckt zu mir rüber und seine gelb-goldenen Augen funkeln mich wütend an. „Wie kannst du sowas sagen?" „Dad, ich hatte mit dieser Frau nie etwas zu tun und natürlich will ich auch nicht, dass sie dort bleibt, doch ich werde ganz sicher nicht Ares in solch eine Falle laufen lassen! Ich liebe ihn, verdammt noch mal! Das werde ich nicht zulassen!" Schnaufend wendet sich mein Vater ab. „Es ist nicht so, dass du eine Wahl hast. Du wirst keine Möglichkeit haben, ihn aufzuhalten dich zu retten, denn das einzige, was den Alpha der Blacks verwundbar macht, bist du." Mein Herz setzt aus. „Natürlich hat das Fallon ziemlich in die Karten gespielt, dass gerade du sein Mate bist. Fallon ist ein Tyrann, aber ganz sicher kein Idiot. Du hättest nie zu ihm ins Rudel gehen sollen. Und alleine die Tatsache, dass er dich vor allen und jedem gerettet hat, war Beweis genug, dass der Alpha, der dafür bekannt war, kein Herz zu besitzen, sehr wohl eins hat. Eins, was alleine nur für dich schlägt." Müde fährt er sich durchs Gesicht. Woher kann er das alles wissen? Es war doch nur selten jemand in der Nähe? „Es tut mir wirklich leid, Percy. Wenn es eine andere Lösung geben würde, hätte ich sie getroffen. Doch über die letzten Wochen ist mir klar geworden, dass sein einziger verletzlicher Punkt du bist und nur er kann Fallon das geben, was er so sehr will. Es wäre irgendwann so oder so dazu gekommen. Ich konnte wenigstens noch dafür sorgen, dass dir nichts passieren wird." „Das glaubst du doch nicht wirklich?", spotte ich. „Wo ist der Mann hin, der gekämpft hat und nicht gleich den einfachsten Weg nimmt? Wir hätten mit Ares reden können, wir hätten die anderen Rudel miteinbeziehen können, es hätte sicherlich einen Weg gegeben!" „Percy, das wichtigste für mich bist du... und deine Mutter. Nach ihrem Verschwinden war ich nicht mehr derselbe. Stand da, mit einem Kind, ganz alleine und die Frau, die ich liebe, war einfach verschwunden. Eine Leere hat mich seit dieser Zeit täglich begleitet und als ich sie nach all den Jahren wiedergesehen habe, hatte ich zum ersten Mal wieder die Hoffnung auf eine Zukunft, wie sie uns immer vorbestimmt war. Ich kann das nicht gefährden. Ich würde mir nie verzeihen können, wenn deiner Mutter etwas passiert." Tränen laufen mir über die Wange und ich schüttle ungläubig den Kopf. „Und dafür nimmst du ihn jetzt mir? Ares? Damit ich mein ganzes Leben lang dieses Gefühl haben werde?" „Du bist noch so jung, Percy, es werden andere kommen-..." „Dad!", krächze ich. „Es wird nie wieder jemand anderes für mich kommen. Verstehst du das denn nicht?! Dir erging es doch ebenso!" Er sieht zu mir. „Fallon will nur seine Macht, er sagte, er würde ihn danach gehen lassen." „Hörst du dir überhaupt zu? Das glaubst du doch selbst nicht!" „Percy, es wird alles gut werden. Wir werden wieder eine Familie sein und weit von hier weggehen." „Meine Familie ist Ares!", brülle ich. „Das kannst du nicht ernst meinen! Du kennst ihn nicht einmal drei Monate!" „Du verstehst die Macht der Gefährtenbindung nicht", murmle ich und fahre mir erschöpft durchs Gesicht. Ich werde ihn nicht umstimmen können. Mein Herz schmerzt so schrecklich sehr. Nicht nur wegen der Sorge um Ares, sondern auch, dass der Mann neben mir kaum noch mit meinem Vater von früher vergleichbar ist. Ich wusste, dass ihn das Verschwinden meiner Mutter damals hart getroffen hat, doch jetzt versucht er etwas zu reparieren, was vor zu vielen Jahren kaputtgegangen ist. Wer weiß, was die jahrelange Gefangenschaft meiner Mutter mit ihr gemacht hat. Egal wie, sie wird sicherlich nicht mehr dieselbe Person wie früher sein. Etwas sagt mir, dass Ares bereits längst Bescheid weiß. Irgendwas in mir pulsiert vor Wut, doch es ist nicht meine, auch wenn meine eigene klar wahrnehmbar ist. Nur dieses eine Mal wünschte ich, er könnte mich nicht spüren. Wünschte, er wäre nicht der Mann, den ich liebe, der Mann, der mich vor jeglichem Unheil beschützt. Dieses eine Mal wünschte ich, er würde nicht kommen, um mich zu retten.

Black DepthsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt