P e r c i v a l
Träge öffne ich meine Lider und blinzle einige Male. Tief sauge ich diesen betörenden, süchtig machenden Geruch in meine Lungen und könnte auf die Sekunde weiterschlafen, doch ich zwinge mich dazu, vollständig wach zu werden und mich müde umzusehen. Ich lehne noch immer an Ares' Schulter, während wir weiterhin auf einer Straße fahren. Um uns ist alles schneeweiß und selbst die Straßen sind kaum frei. Es ist wunderschön draußen und alleine der Anblick erwärmt etwas in meinem Herzen. Die Sonne geht langsam unter und so, wie es scheint, hat es aufgehört zu schneien. Als ich nach unten sehe, stelle ich überrascht fest, dass meine Hand noch immer auf seinem Oberschenkel ruht, doch anders als zuvor, liegt nun auch Ares' Hand über meiner. Sein Daumen streicht in einem zärtlichen Takt über meine Haut. Ob er sich dessen überhaupt bewusst ist? Eine Frostwelle schüttelt mich und unweigerlich drücke ich mich näher an seinen mollig warmen Körper. „Ist dir kalt?", raunt er. Ich nicke und rutsche dabei mit dem Kopf noch weiter auf seine Schulter. Seine Hand, die über meiner lag, verschwindet sofort und dreht den Knopf der Klimaanlage höher. „Danke", murmle ich und gähne herzhaft. „Wie lange fahren wir noch?" „Nicht lange, wir überqueren bald die Grenze vom Rudel." Verstehend brumme ich und versuche noch etwas näher zu ihm zu kommen. Zum Glück ist in dem Pick-Up nur eine Sitzbank, weshalb nichts zwischen uns steht. Ares bewegt sich so, dass ich unweigerlich etwas von ihm ablassen muss, doch entgegen meiner Befürchtung, dass er mich wieder etwas auf Abstand bringt, legt er seinen Arm um mich und zieht mich an sich. Zufrieden seufze ich und halte mich an seinem Shirt fest. Jedoch wird diese Position nach einigen Minuten etwas unbequem für mich, weshalb ich kurzum meine Beine über sein eines lege und mich einfach gegen seine Brust lehne. „Bequem?", raunt er nahe an meinem Ohr und sofort entsteht eine angenehme Gänsehaut auf meinem Körper. „Jetzt schon." Ich kann seinen Atem in meinem Nacken spüren, deswegen bemerke ich auch, wie er mir für einen kurzen Moment näher kommt. Beinahe könnte ich schwören, dass mich seine Lippen auf meinem Kopf berührt haben, doch es kann auch nur Wunschdenken gewesen sein. Für die letzten Kilometer beschließe ich noch etwas zu schlummern.
Kurze Zeit später werde ich jedoch durch ein Ruckeln geweckt. Es hat wieder angefangen zu schneien und diesmal noch um einiges schlimmer als zuvor. Ares' Arm ist fest um mich geschlungen und seine Hand hält mich fest an der Seite gepackt. „Es schneit ziemlich heftig", murmle ich und reibe mir über die Augen. „Es zieht ein Schneesturm auf. Wenn wir Glück haben, schaffen wir es noch vor ihm wieder nach Hause zu fahren." „Wo sind wir denn?", frage ich ihn und richte mich etwas auf. Um uns ist nichts als Wald, der überall mit Schnee bedeckt ist. „Wir sind bereits wieder im Rudel, aber sehr weit außerhalb, weit oben in den Bergen." Noch immer etwas erschöpft, lege ich meinen Kopf auf seine Schulter ab und betrachte die schneeweiße Welt außerhalb des Autos. Hier drinnen ist es unglaublich warm, doch auch wenn es beinahe schon etwas zu warm ist, rücke ich keinen Millimeter von ihm ab. Eine kleine Hütte kommt nicht weit von uns zum Vorschein, aus deren Schornstein Rauch dringt. „Ist es dort?", frage ich ihn. „Soweit ich weiß", murmelt er und stellt den Wagen vor dem Haus ab. Ares scheint keine Zeit verschwenden zu wollen, denn er packt mich am Rücken und unter den Beinen, ehe er mit mir auf den Armen aus dem Auto steigt. Vorsichtig setzt er mich auf den Boden ab, der unter meinen Schuhen knirscht und kurzzeitig habe ich das Verlangen meine Hände tief im Schnee zu versenken. Die Autotür schlägt hinter mir zu und ich folge Ares daraufhin zur Eingangstür. Er klopft zweimal kräftig an, während ich mich schräg hinter ihn stelle und die Fassade des Hauses betrachte. Es muss schon sehr alt sein, das Holz ist rissig, gräulich und überall hängt ein wenig Moos und in mir kommt die Sorge auf, ob es denn noch dazu in der Lage ist, diese Schneemassen zu tragen. Als sich die Tür öffnet, bin ich nicht halb so überrascht wie in meiner Vorstellung, als ich mir unser Aufeinandertreffen ausmalte, obwohl ich das vielleicht hätte sein sollen. Es war völlig logisch, dass Ares hierherfahren wollte und trotz der Tatsache, dass ich hierdrauf vorbereitet war, sehe ich den Mann mit großen Augen an. Er ist um einiges älter als auf den Bildern. Seine Haare gehen ihm mittlerweile nur noch bis zur Schulter und seine Figur ist ebenso schmächtig. Erstaunlich jedoch ist, dass er nicht älter als sechzig aussieht, obwohl er schon um die Hundertdreißig sein muss. „Da seid ihr ja endlich, ich dachte wirklich, ich sterbe doch noch, bevor ihr endlich mal auftaucht." Er... Er hat uns erwartet? „Ares", begrüßt er den Mann neben mir und es ist unüblich den Alpha mit seinem Vornamen anzureden, wenn man keine enge Bindung mit ihm hat. „Quentin", erwidert er und irgendwie scheint Ares kein Stück verärgert über diese wenig respektvolle Anrede. „Percival." Er neigt seinen Kopf etwas zur Seite, um mich anzusehen und die Art und Weise, wie er meinen Namen ausspricht, lässt mich schlucken. Schock macht sich in mir breit, als sein Duft gegen mich schlägt und ich ihn unweigerlich als Omega identifiziere. Und woher zum Teufel kennt er meinen Namen?
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Black Depths
Romance~ Black Depths ~ Ich hatte mir immer vorgestellt, dass mein Leben friedlich und nach meinen Wünschen ablaufen wird. Schon von klein an, wurde ich nicht so akzeptiert, wie ich im Herzen bin. Es war okay, ich lernte damit zu leben, da ich dachte, irge...