Ungläubig zupfte Mila noch immer wenige Haare von Jonas Kopf, der ihre Handlung mit einem bösen Blick quittierte, während wir an der Essensausgabe anstanden. Sowohl Mila als auch ich waren sehr neugierig auf Jonas Erklärung, wie es dazu kam, dass er nun so aussah wie er nun mal aussah. Bevor wir Jona ausquetschen konnten, hatte die Schulklingel geläutet, uns voneinander getrennt und uns in unsere Kursräume getrieben. Doch nun würde er nicht mehr drum herumkommen und das wusste er zu gut.
Sobald uns das Essen auf unserem Tablett serviert wurde und wir uns einen freien Platz innerhalb des Speisesaals gesichert hatten, sahen Mila und ich Jona mit großen erwartungsvollen Augen an. Jedoch war der Herr voll auf sein Essen konzentriert und biss genüsslich in sein bestelltes Sandwich und stöhnte zufrieden auf. Blöd für ihn, denn Mila und ich tauschten einen Blick aus und verständigten uns stumm. Dann blickten wir wieder zu dem ahnungslosen Jona, der weiterhin mit geschlossenen Augen sein labbriges Brot genoss. Gleichzeit traten wir mit unseren verschränkten Beinen zu und erwischten genau die Schienbeine. Daraufhin ließ er sein Mittagessen auf seinen Teller platschen. Mit großen Augen klopfte er mit der Faust auf seine Brust, um den letzten Bissen herunterwürgen zu können, den er vor Schreck verschluckt hatte. Mila und ich lachten leise und konnten uns kaum mehr halten auf den instabilen Bänken.
»Musste das sein?« Genervt sah er jeden von uns einzeln an und rieb sich über die schmerzenden Beine. »Mein armes Sachdwich«, schmollte er und sah traurig auf das zerpflückte Ding auf seinem Teller, das er als Essen betitelte. Zur Antwort auf seine Frage bekam er nur ein Schulterzucken meinerseits. Lieber widmete ich mich wieder meinen Nudeln.
»Jetzt erzähl! « Durch Milas vollgestopft Mund könnt man sie kaum verstehen.
»Deswegen musste mein Sandwich so leiden?«, fragte er ungläubig.
»Was sollten wir tun, wenn du nicht redest?«, antwortete ich ihm mit einer Gegenfrage und schob erneut eine volle Gabel in den Mund.
»Vielleicht sollte Mila ja zuerst reden«, entgegnete er und betrachtete den Wirbelwind wissend neben mir, die plötzlich ihre Gabel krachend auf ihren Teller fallen ließ, während Jona aufquietschte, sich herunterbeugte und sich das Bein rieb. Mit hochrotem Kopf wendete Mila ihren Blick von uns ab und versteckte ihr Gesicht unter ihren rostbraunen Locken. Diesmal verstand ich gar nichts mehr. Wusste Jona etwas, das ich noch nicht wusste und wenn ja, woher? Hatten sie sich in den Ferien ohne mich getroffen? Das könnte ich mir nur schwer vorstellen. Bisher waren wir immer ein festes Dreiergespann, außer beim Tanztraining an dem Mila nicht teilnahm.
»Was weiß Jona, was ich nicht weiß?«, fragte ich an Mila gewandt, die mich nicht ansah, sondern sich noch weiter wegdrehte und nervös in ihrem Essen herumstocherte.
»Das wüsste ich jetzt auch gern«, antwortete Jona verwirrt. »Das war eigentlich ein Scherz.«
Nun sah ich Jona verwirrt an. Er wusste nichts? Das war nur einer seiner dämlichen Scherze und er hatte voll ins Schwarze getroffen? Jona sah mich an und hob unwissend die Hände. Lächelnd schüttelte ich den Kopf. Wie absurd doch diese Situation war.
»Können wir das am Freitag bereden?«, fragte Mila leise und drehte sich auch wieder vollständig zu uns, dennoch den Blick gesenkt auf den Teller. Etwas musste in den Sommerferien vorgefallen sein, dass sie nicht unbedingt an einem Tisch der Mensa mit uns bereden wollte. Ich nickte ihr nur zustimmend zu, denn es brachte nichts jemanden zu bedrängen, der nicht reden wollte, erst recht nicht Mila. Sie würde einfach wütend davon stapfen und uns für einige Tage ausweichen.
»Freitag?«, fragte Jona, der sich daran machte, seinen Salat wieder auf das Sandwich zu schieben.
»Wir hatten doch vor den Ferien abgemacht, dass wir uns an dem ersten Freitag im neuen Schuljahr an der Stadiontribüne der Eagles treffen«, meinte ich und versuchte verzweifelt meine letzte Nudel auf die Gabel zu schieben, um auch diese genüsslich verspeisen zu können.
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Strong and Selfless
Romance𝘽𝙖𝙣𝙙 𝙄 𝙙𝙚𝙧 𝙎𝙩𝙧𝙤𝙣𝙜 𝙍𝙚𝙞𝙝𝙚 Rosa Price ist verschwunden. Ihr Vater unternimmt alles, um sie zu finden. Nach einem Jahr Suche gibt die Polizei auf und erklärt sie für tot. Währenddessen verfolgt die leidenschaftliche Hobbytänzerin Ashl...